Gladbachs Erfolgstrainer Andre Schubert, dessen Team vor der Winterpause etwas die Kräfte ausgegangen waren (u.a. internationales Aus, DFB-Pokal-Aus, 0:5 in Leverkusen), hatte nicht gerade die Qual der Wahl für den Auftakt im neuen Jahr 2016: Christensen und Elvedi bildeten die Innenverteidigung, davor agierten Ersatzkapitän Nordveit und Dahoud. Im Angriff wirbelten Traoré, Johnson, Stindl und Raffael. Die Gründe dafür lagen auf der Hand: Die Neuzugänge Hinteregger und Hofmann saßen nach zu kurzer Eingewöhnungszeit zunächst auf der Bank, außerdem fehlten nach wie vor Alvaro Dominguez (Rückenoperation), Jantschke (Kreuzbandteilriss), Herrmann, Nico Schulz (beide Kreuzbandriss) und Hahn (Bruch des Schienbeinkopfes). Hinzu gesellte sich noch der etatmäßige Kapitän Xhaka (Rotsperre nach dem 3:2 gegen Darmstadt).
BVB-Coach Thomas Tuchel hatte derweil fast alle Mann an Bord - lediglich der durch Park ersetzte Linksverteidiger Schmelzer (Rückstand), Sven Bender (Sehnenreizung im Fuß) und Sahin (Trainingsrückstand) mussten passen. Verkraftbare Ausfälle sicherlich - zumal mit Kapitän Hummels, dem enorm starken Mittelfeld um Gündogan, Castro und Weigl sowie dem Top-Angriff bestehend aus Mkhitaryan, Reus und Top-Torjäger Aubameyang genügend Stammkräfte einsatzbereit waren.
Christensen küsst die Latte - Aubameyang im Pech
Diese zeigten auch von Beginn an, wer von den beiden starken Teams das qualitativ etwas bessere ist: Gündogan leitete den ersten Angriff sehr stark mit ein und setzte Reus auf der rechten Seite in Szene. Der ehemalige Gladbacher legte zurück an die Strafraumkante zu Gündogan, der seinen Direktschuss aber vollkommen verfehlte - klar rechts vorbei (3.). Von der besseren Spielanlage der Westfalen und dem höheren Tempo ließen sich die Fohlen jedoch nicht beeindrucken und starteten selbst reihenweise Angriffsversuche. Der beste datierte in der Anfangsphase aus Minute 6: Raffaels Eckball fand den stark hochsteigenden Christensen, dessen Kopfball den Querbalken touchierte. Zudem stachen Traoré und Wendt äußerst gefährlich in den BVB-Strafraum vor (14. und 19.).
Die Gladbacher hielten in einem unterhaltsamen Spiel gut mit, doch nach dem Gegentor ließ Fabian Johnson den Kopf hängen. Getty Images
Auf der anderen Seite hatte der bisher 18-malige Bundesliga-Torschütze Aubameyang derweil Pech: Gündogan bediente den noch in der eigenen Hälfte startenden Gabuner, doch das Schiedsrichtergespann entschied fälschlicherweise auf Abseits (16.). Zehn Minuten später war der Stürmer dann selbst schuld, als er überrascht einen abgefälschten Gündogan-Abschluss frei vor dem Tor nicht unter Kontrolle brachte.
Wieder Latte und das Tor gegen die Ex
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Spätestens jetzt war der BVB das deutlich tonangebendere Team - was nicht nur der fulminante Lattenkracher von Gündogan oder der nicht richtig getroffene Ball von Aubameyang bewies (33. und 35.). Die logische Konsequenz folgte noch vor der Pause: Bürki hob das Leder gekonnt in ein offenes Loch im Mittelfeld. Dort nahm Gündogan stark an, fackelte nicht lange und schickte Reus mit einem tollen Schnittstellenpass auf Reise. Der Nationalspieler zog davon und blieb im Strafraum aus spitzem Winkel mit einem präzisen Flachschuss cool (41.). Für den ehemaligen Gladbacher (2009 bis 2012) war es nicht nur ein Tor gegen die Ex, sondern auch sein siebter Bundesliga-Treffer aus den vergangenen acht Partien.
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Mkhitaryan vollendet edlen Angriff
Nach dem Seitenwechsel, bei dem beide Trainer keinen Wechsel vollzogen hatten, erwischte der Gastgeber den deutlich besseren Start: Traoré scheiterte frei vor Keeper Bürki, dann zielte Stindl beim Nachschuss vollkommen daneben (48.). Auch unabhängig davon wirkte es kurz so, als wären die Gäste noch ein wenig mit den Gedanken woanders. Hummels weckte den Offensivgeist dann aber mit einem starken Tackling gegen Traoré - und wie: Gündogan nahm das Leder auf und schickte Reus. Der Nationalspieler schlug einen Haken, blickte auf und fand den komplett freien Mkhitaryan im Strafraum. Der Armenier blieb cool und schob zum 2:0 ein (51.).
Es geht hin und her - dann kommt Gündogan
Der Gastgeber war damit aber noch längst nicht geschlagen - im Gegenteil, das Schubert-Team antwortete zügig: Dahoud bediente Stindl im Strafraum, der selbst wiederum quer zu Raffael legte. Der Brasilianer touchierte den Ball zunächst einmal, ließ somit den strauchelnden Park alt aussehen, um schließlich mit links ins rechte untere Eck zu vollenden (58.). Und plötzlich war es ein Spiel auf des Messers Schneide: Ab und an geriet die BVB-Defensive ins Schwimmen, sodass vor allem Raffael in Minute 73 das 2:2 auf dem Fuß hatte.
Auf Kurs: Borussia Dortmund startete stark ins neue Jahr 2016. Getty Images
Auf der anderen Seite war dann Aubameyang auf und davon, doch der an diesem Tage glücklos wirkende Top-Torjäger der Bundesliga scheiterte mit seinem Abschluss (73.). Macht nichts, dachte sich wohl der Rest des Teams - und legte wenig später doch das 3:1 nach: Sokratis eroberte den Ball gegen Dahoud und startete zum Sololauf. Der Grieche passte schließlich in den Lauf von Mkhitaryan, der aufblickte und mit seiner präzisen Flanke Gündogan fand. Der Mittelfeldmann schloss volley ins linke Eck ab (75.).
Mit dem 3:1 war die Vorentscheidung gefallen. Die letzten Minuten wurden von den Trainern noch zu einigen personellen Wechseln genutzt - zum Beispiel kamen die Neu-Gladbacher Hinteregger und Hofmann zum Einsatz. Letzterer hätte auch beinahe noch einmal für Spannung gesorgt, als er mit der letzten echten Chance der Partie scheiterte (83.).
Die Gladbacher treten am 19. Spieltag bereits am Freitag (20.30 Uhr) in Mainz an. Dortmund erwartet einen Tag später zu Hause den FC Ingolstadt (15.30 Uhr).