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Bayern top, Club flop - die bayerischen Teams sorgen für Überraschungen

1968/69 - der "Bomber" holt sich die zweite Kanone

Bayern top, Club flop - die bayerischen Teams sorgen für Überraschungen

Meister! Gerd Müller und Sepp Meier präsentieren die Schale.

Meister! Gerd Müller und Sepp Meier präsentieren die Schale. imago

Beim FC Bayern wurde die Trainerstelle neubesetzt. Nach den Rängen drei, sechs und fünf nach dem Aufstieg 1965 wurde der Jugoslawe Tschik Cajkovski von der Bank geschubst. Nachrücken durfte sein Landsmann Branko Zebec, der einen neuen Stil prägte: Schluss mit dem unbeschwerten Sturm-und-Drang-Fußball, stattdessen wurde das Spiel auf Sicherheitsdenken und Disziplin ausgerichtet.

"Cajkovski hatte den Grundstein gelegt, aber ich weiß nicht, ob es mit seiner Spielweise zum Titel gereicht hätte", sagte Franz Beckenbauer über seinen bisherigen Trainer.

Mit Zebec reichte es. In ihrer zweiten Partie in dieser Saison setzte sich die kampfstarke Mannschaft im Derby gegen die "Löwen" mit einem 2:0 durch. Mit der überragenden Achse Maier-Beckenbauer-Müller dominierten sie den HSV am dritten Spieltag. Nach einem 5:1-Sieg kletterten sie an die Tabellenspitze - und verließen diese bis zum Saisonende nicht mehr.

Lediglich nach einem Platzverweis für Gerd Müller im letzten Vorrundenspiel in Hannover (0:1) - wo nun Cajkovski das Sagen hatte - und einer achtwöchigen Sperre des Torjägers gerieten die Bayern kurzzeitig ins Straucheln. Mit Müllers Rückkehr fingen sie sich jedoch schnell wieder.

In Nürnberg verlief der Saisonstart katastrophal: Die Franken mussten eine 1:4-Pleite gegen Alemannia Aachen einstecken, dreimal traf Klostermann. Doch zwischenzeitlich flammte die Qualität des Vorjahres auf: Gladbach bezwangen sie mit 4:0, die Hertha mit 3:0. Doch zum erhofften Befreiungsschlag reichte es nicht: Der Club steckte im Tabellenkeller fest und notierte zur Saison-Halbzeit Platz 16.

Der Meister im Sturzflug - Der Club steigt ab

Nachdem der FCN den Bayern in der Hinrunde unterlag (0:3), zeigten er es dem bayerischen Rivalen am 31. Spieltag: Der 2:0-Sieg konnte allerdings nur wenig ausrichten. Die Bayern blieben unbeeindruckt an der Tabellenspitze, der Club war immer noch Schlusslicht, durfte allerdings weiterhin auf den Klassenerhalt hoffen. Doch mit einem 2:2 gegen Dortmund am vorletzten und dem 0:3 gegen Köln am letzten Spieltag bugsierten sich die Nürnberger aus dem Oberhaus.

Der amtierende Meister stieg sofort wieder ab – eine bisher einmalige Leistung in der Bundesliga. Der FCB führte seine Saison souverän zu Ende und konnte Alemannia Aachen beim Kampf um den Titel mit acht Punkten abhängen. Dem Zebec-Team gelangen damit gleich zwei Premieren: Es sicherte sich die erste Meisterschale in der Bundesliga und gewann das erste Double in der neuen Spielklasse – im Pokalfinale bezwang Bayern die Schalker (2:1).

Der Torschützenkönig

Auch hier hatten die Bayern die Nase vorne: Gerd Müller begründete seinen Ruf als "Bomber der Nation" und schnappte sich die zweite Torjägerkanone seiner Karriere. Mit 30 Treffern ließ er Konkurrenten wie Uwe Seeler (HSV) weit hinter sich. Bemerkenswert, immerhin war Müller für vier Spiele gesperrt.

Was sonst noch geschah

So dramatisch wie in dieser Saison war der Abstiegskampf selten. Noch drei Runden vor Schluss mussten neun Teams zittern. Bis zum letzten Spieltag blieb es knapp: Tabellenschlusslicht Offenbach trennten lediglich zehn Punkte vom Vizemeister Aachen. Gemeinsam mit dem Aufsteiger musste sich der 1. FCN verabschieden. Der Verkauf der drei wichtigen Stützen Brungs, Ferschl und Starek aus der Meisterelf erwies sich als kapitaler Fehler. Der überragende Rechtsaußen Cebinac verließ den Verein während der Saison nach einem Streit mit Trainer Merkel. Merkel musste im März seine Sachen packen, "er hatte den Bezug zur Realität verloren", sagte Club-Spieler Horst Leupold später. Doch auch sein Nachfolger Kuno Klötzer konnte den Club nicht mehr vor dem Abstieg bewahren. "Der Verein hat Merkel leider erst entlassen, als es schon zu spät war", so Leupold.

Erstmals kam auch das Thema "Bestechung" auf den Tisch. Club-Keeper Rynio, der beim entscheidenden 2:2 am vorletzten Spieltag gegen den BVB zweimal gepatzt hatte, verkündete nach Saisonende seinen Wechsel zur Borussia. In Nürnberg sorgte dies für Empörung, die Anschuldigungen blieben jedoch spekulativ.

Der rasante Aufstieg der Bayern sorgte bei der Konkurrenz für Unmut. "Wenn wir im nächsten Jahr nicht Meister werden, gehe ich", drohte Gladbach-Trainer Hennes Weisweiler. Doch war das überhaupt nötig?