Regionalliga

Alemannia Aachen: Insolvenz als Chance zum Neuanfang

Schuldenstand des Viertligisten liegt bei unter einer Million Euro

Alemannia: Insolvenz als Chance zum Neuanfang

Der Aachener Tivoli: Heimstätte von Alemannia Aachen.

Der Aachener Tivoli: Heimstätte von Alemannia Aachen. imago

Der Schock über den am Dienstag gestellten Insolvenzantrag wirkt rund um den Aachener Tivoli noch nach . Am Donnerstag gab der Klub Einblicke über den aktuellen Stand der Dinge und informierte durch den beauftragen Insolvenzverwalter Niering über das weitere Vorgehen. Die wichtigste Nachricht konnte der Jurist nach einem ersten "Quickcheck" sofort bekanntgeben: "Es ist möglich, die Saison zu Ende zu spielen. Die Gehälter für die Spieler und auch für die Mitarbeiter auf der Geschäftsstelle sind bis zum Saisonende gesichert." Auch die Kosten für den laufenden Spielbetrieb, darunter fallen unter anderem die Ausgaben für Schiedsrichter, Auswärtsfahrten und Sicherheitsvorkehrungen, sind gedeckt.

Niering kennt sich mit Insolvenzverfahren bestens aus und bringt viel Erfahrung mit, "was notleidende Fußballvereine angeht". Über zehn strauchelnde Klubs hat der Jurist in den vergangenen Jahren beraten, darunter die Sportfreunde Siegen und Fortuna Köln. Vor allem die Domstädter führte der 54-Jährige am Donnerstag als mutmachendes Beispiel für die Aachener an: "Fortuna Köln spielt ganz vernünftig in der Liga, in der Alemannia gerne wäre. Und die haben drei Insolvenzen hinter sich", sagte Niering.

Wir haben eine glänzende Ausgangsposition, diesen Verein zu sanieren.

Aachens Vorstand Wolfgang Hammer

Bei "nur" zwei Insolvenzanträgen soll es nach Meinung aller Aachener Beteiligten allerdings bleiben. "Wir wollen kein nächstes Mal mehr", stellte Aachens Vorstand Hammer klar. Es sei deshalb notwendig, nun die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen. Der Schuldenstand liege laut Niering zudem "deutlich unter einer Million Euro". "Wir haben eine glänzende Ausgangsposition, diesen Verein zu sanieren", betonte Hammer, der damit auch vehement den Vorwürfen widersprach, den Insolvenzantrag zu früh gestellt zu haben. "Hätten wir auf den letzten Drücker irgendetwas gefummelt und den nicht beliebten Geschäftsführer (Skrzypski, d. Red.), der viel besser als sein Ruf ist, in eine Insolvenzverschleppung treiben sollen? Das ist mit uns nicht zu machen", so Hammer. Auch Schatzmeister Reiming erklärte: "Wir haben einen Geschäftsführer, der ist jung, der hat zwei Kinder, den können wir nicht in eine strafbare Position treiben. Das haben wir ihm versprochen."

Niering will sich nicht mit der Vergangenheit aufhalten

Durch Abwarten hätte sich die Situation der Alemannia auch nicht verbessert, sagte Reiming: "Was nutzt das, wenn man weiß, dass dann eben am 10. April Feierabend ist?" Unterstützung bekamen die Klub-Verantwortlichen von Niering. "Das ist hier verantwortungsvoll gelaufen, man hat genau den richtigen Zeitpunkt gewählt", sagte der gebürtige Kölner, der sich aber nicht weiter mit dem Blick zurück aufhalten will, auch wenn dies "bestimmt interessant" wäre.

Niering: "Bis Ende des Jahres möchten wir hier wieder weg sein"

Stattdessen gehe es nun darum, "den Verein zu erhalten und auf eigene Beine zu bringen". Das gehe aber nur gemeinsam mit der Stadt, dem Management, den Sponsoren und den Fans. "Mein Anspruch ist es, einen Plan für die nächsten drei bis fünf Jahre zu machen", erklärte der Insolvenzverwalter. Dieser solle in den nächsten Tagen und Wochen ausgearbeitet und dann in den nächsten Monaten auf den Weg gebracht werden. "Bis Ende des Jahres möchten wir hier wieder weg sein. Wenn es schneller geht, wäre das auch in Ordnung", betonte Niering.

pau