3. Liga

Bankenengagement spaltet die "Nulldreier"

Babelsberg: Personeller Aderlass in der sportlichen Führung

Bankenengagement spaltet die "Nulldreier"

Sah sich in seiner Handlungsfähigkeit eingeschränkt: Babelsbergs Ex-Präsident Thomas Bastian.

Sah sich in seiner Handlungsfähigkeit eingeschränkt: Babelsbergs Ex-Präsident Thomas Bastian. imago

Der Baum brennt in Babelsberg, obwohl die Deutsche Kreditbank erst am Dienstag Genussscheine im Wert von 1,3 Millionen Euro zeichnete und damit negatives Fremdkapital in positives Eigenkapital des Vereins ummünzte. Doch die vermeintlich noble Geste der Bank, die die Nulldreier bereits im Mai 2011 mit einer Bürgschaft über 1,4 Millionen Euro vor der Insolvenz gerettet hatte, hat im Verein die Diskussion um die künftige Ausrichtung entbrannt. Die Befürworter sehen nun den Weg zu mehr Professionalität geebnet.

Die Fans aber sind mehrheitlich entsetzt und befürchten wegen der Liaison mit der DKB eine zu starke Einflussnahme der Bank auf den Verein und dessen Strukturen. Eine Auseinandersetzung, die wohl bis aufs Schärfste geführt wurde. Anders sind die spektakulären Rücktritte nicht zu erklären.

Betrachtet man die Rücktrittsgründe, häufen sich die Ungereimtheiten. Schatz hatte seine Demission damit begründet, dass die kapitalgebende Seite Spielregeln aufstelle, die umfassend in seine Handlungsfähigkeit eingreifen würden. Bastian befürwortete zwar in einer schriftlichen Stellungnahme "ausdrücklich die Genussscheinregelung". Zugleich heizte er die Spekulationen um eine versuchte Einflussnahme der DKB an. Er sei "außerordentlich enttäuscht darüber, dass wir mitten in den strategischen Planungen durch unverständliche Störmanöver behindert wurden", so der Betreiber eines Potsdamer Kinos. Sein Rücktritt sei "der einzige Weg, die notwendige Ruhe einkehren zu lassen".

Übrig vom Babelsberger Dreigestirn blieb nur Klaus Brüggemann. Auf kicker-Nachfrage versicherte der Manager ausdrücklich, dass die erst Ende 2017 kündbaren Genussscheine "an keinerlei außergewöhnliche Bedingungen geknüpft sind". Zu den Rücktrittsgründen des Führungsduos befragt, machte Brüggemann allerdings schlicht "persönliche Befindlichkeiten" aus.

Bei allen Widersprüchlichkeiten bleibt die Tatsache, dass der Verein jetzt über frisches Eigenkapital verfügt. "Damit erfüllen wir nicht nur die Lizenzierungsauflagen des DFB, sondern haben auch gute Karten über die Saison hinaus", sagt Brüggemann.

Ob und wann der Verein wieder ruhiges Fahrwasser erreicht, bleibt abzuwarten. Die Voraussetzungen für eine solide mittelfristige Planung jedenfalls sind gegeben. Wie sich der personelle Aderlass und die kolportierten strukturellen Veränderungen auswirken werden, steht auf einem anderen Blatt. Noch vor Weihnachten will der Aufsichtsrat die vakanten Stellen in seinem Gremium neu besetzen.

Peter Brandes

Alle jagen Riemann