3. Liga

"So lange es Fußball gibt": Der 1. FC Kaiserslautern und sein Neuanfang

Viermaliger Meister steht vor seiner ersten Drittliga-Saison

"So lange es Fußball gibt": Der FCK und sein Neuanfang

Er soll in der 3. Liga vorangehen: Florian Dick ist zurück beim FCK.

Er soll in der 3. Liga vorangehen: Florian Dick ist zurück beim FCK. imago

Es ist keine 20 Jahre her, da spielte der 1. FC Kaiserslautern im Konzert der ganz Großen. 1999 standen die Roten Teufel im Viertelfinale der Champions League, waren amtierender deutscher Meister und wähnten sich auf Jahre im Kreis der Bundesliga-Schwergewichte.

Angekommen im Jahr 2018 heißt für den FCK die bittere Realität nicht Mailand, Madrid oder London: Für die Pfälzer geht es in den kommenden Monaten nach Lotte, Zwickau und Großaspach. Zum ersten Mal in seiner Geschichte ist der FCK in die 3. Liga abgestürzt. Doch dort gilt das Bundesliga-Gründungsmitglied vor dem Saisonauftakt am kommenden Wochenende als heißer Anwärter auf den direkten Wiederaufstieg.

3. Liga - 1. Spieltag
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1. FC Kaiserslautern - Vereinsdaten
1. FC Kaiserslautern

Gründungsdatum

02.06.1900

Vereinsfarben

Rot-Weiß

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Trainersteckbrief Frontzeck
Frontzeck

Frontzeck Michael

Bader dämpft die Erwartungen

Wie ist mit der Favoritenrolle umzugehen? Sportvorstand Martin Bader, seit Februar 2018 im Amt, weiß, dass der Weg steinig wird. Die Pokalwettbewerbe eingerechnet, winken dem FCK bis zu 45 Pflichtspiele in diesem Jahr. Folglich bremst der 50-Jährige vorsichtig die Erwartungen. Eine erste Bilanz? Erst im Herbst. Aussagekraft der ersten Spiele? Begrenzt. Die anstehende Saison? Ein langer Ritt.

Klar ist trotzdem: Die Roten Teufel wollen aufsteigen. Sie müssen es sogar, soll sich die ohnehin angespannte wirtschaftliche Gesamtlage nicht weiter verschlechtern. Verfehlte Finanzpolitik in den vergangenen Jahren, Fehlentscheidungen im Sportlichen und ein teures WM-Stadion für 50.000 Zuschauer - drei wesentliche Gründe für den Niedergang. Zwar wurde die Ausgliederung Anfang Juni vergleichsweise unkompliziert und schnell über die Bühne gebracht, Gespräche mit Investoren laufen. Die Probleme haben sich damit aber nicht in Luft aufgelöst. Schon seit seiner Amtsübernahme im April 2016 war Finanzvorstand Michael Klatt damit beschäftigt, die Ausgaben zu reduzieren. Nach dem Abstieg kam es zwangsläufig zu weiteren massiven Einsparungen.

Eine komplett neue Mannschaft

Dennoch erlaubte das zügig bereitgestellte Budget die Zusammenstellung einer schlagkräftigen Truppe für die neue Saison. Innerhalb weniger Wochen bauten Bader und Sportdirektor Boris Notzon die Mannschaft auf und überzeugten dabei sogar einzelne Spieler aus der Abstiegssaison vom Verbleib: Lukas Spalvis, einst Torschützenkönig in Dänemark und vergangene Saison von Sporting Lissabon ausgeliehen, unterzeichnete einen neuen Vertrag. Auch Mittelfeldhoffnung Gino Fechner, der erfahrene und vergangene Spielzeit lange verletzte Mads Albaek sowie die Torhüter Jan-Ole Sievers und Lennart Grill bekannten sich zum FCK.

Abstieg in die 3. Liga: Der Höllenritt des FCK

Hinzu kamen externe Neuzugänge, die die 3. Liga kennen. Allen voran Florian Dick (33), der bereits von 2008 bis 2014 in der Pfalz spielte, mit dem FCK 2010 in die Bundesliga auf- und zwei Jahre später wieder abgestiegen war. Dick wurde auf Anhieb zum Kapitän ernannt. Und er kam nicht alleine. 16 weitere Spieler wurden in Rekordeile (Mitte Juni waren bereits alle Planstellen besetzt) zum FCK gelotst.

Pärchen-Bildung in der Pfalz

Auffallend dabei: Die Kaderplaner verpflichteten mehrere Pärchen, also zwei Spieler vom gleichen Verein. Mit Dick kam Christoph Hemlein (Rechtsaußen) von Arminia Bielefeld in die Pfalz. Abräumer Jan Löhmannsröben (defensives Mittelfeld) und Stürmer Timmy Thiele, einer der teuersten Transfers der Drittliga-Geschichte - rund 375.000 Euro plus erfolgsabhängige Bonuszahlungen war der 26-Jährigen dem FCK wert -, wurden vom FC Carl Zeiss Jena geholt. Julius Biada (hängende Spitze) und Ex-Lauterer Hendrick Zuck (Linksaußen) kamen aus Braunschweig. Der ausgeliehene Florian Pick (Rechtsaußen) wechselte gemeinsam mit André Hainault (Innenverteidiger) aus Magdeburg zurück auf den Betzenberg. Elias Huth (Stürmer) und Theodor Bergmann (zentrales Mittelfeld) spielten zuletzt in Erfurt gemeinsam.

Wir werden bei mehr als 40 Spielen in der Saison alle Spieler brauchen.

Martin Bader

Darüber hinaus wechselten Wolfang Hesl, der als erfahrener Torhüter und Back-up von den Würzburger Kickers verpflichtet wurde, Linksverteidiger Janek Sternberg (Ferencvaros Budapest), die Innenverteidiger Özgür Özdemir (Großaspach) und Kevin Kraus (Heidenheim), Rechtsverteidiger Dominik Schad (Fürth) zum FCK. In den Startlöchern stehen außerdem Spieler aus der eigenen Reihe wie Stürmer Christian Kühlwetter, Abwehrkante Lukas Gottwalt, Mittelfeldmann Carlo Sickinger oder Flügelflitzer Dylan Esmel. Alles in allem ein Kader, mit dem die ersten beiden Plätze definitiv anzusteuern sind - auch wenn mit Halil Altintop ein erhoffter Führungsspieler anders als im Februar zunächst geplant seinen Vertrag auflöste.

Aufbruchstimmung zum Trainingsstart

"Wir werden bei mehr als 40 Spielen in der Saison alle Spieler brauchen", versicherte Bader und ließ damit durchblicken, dass kein Profi mit einer Stammplatz-Garantie in die Sommervorbereitung gegangen ist. Cheftrainer Michael Frontzeck, unter dem die Mannschaft seit Februar 2018 und nach dem dramatischen, krankheitsbedingten Ausfall von Jeff Strasser eine solide Rückrunde gespielt hatte, bat sein Team zu zwei Trainingslagern.

Die erste Trainingseinheit entpuppte sich dabei als unerwarteter Event auf dem Betzenberg: Rund 1500 Fans waren auf die kleine Tribüne des Platz 4 in Sichtweite des Fritz-Walter-Stadions gekommen - und jubelten der neuen Mannschaft zu. Knapp einen Monat nach dem tiefsten Sturz der Vereinsgeschichte war die Stimmung rund um den Verein bemerkenswert positiv. Im Laufe der vergangenen Wochen steigerte sich die Zuversicht gar zu einer Aufbruchstimmung, die teilweise sogar in Euphorie umschlug.

Fans des 1. FC Kaiserslautern

"Volles Haus": Beim Trainingsauftakt waren rund 1500 Fans des FCK dabei. imago

Das Motto hatte der Anhang dabei selbst beim - vorerst - letzten Zweitliga-Spiel des FCK in Ingolstadt (3:1) ausgegeben. In Anlehnung an eine Zeile aus dem Betzelied, das vor jedem Spiel im Fritz-Walter-Stadion intoniert wird, präsentierten die Fans eine breite Blockfahne mit der Aufschrift: "So lange es in Deutschland Fußball gibt, gibt es auch den FCK!"

Die vergangenen Monate haben Demut gelehrt

Getreu diesem Motto scheinen sich alle Protagonisten rund um den Verein mit aller Macht für eine positive Zukunft einzusetzen. Mehr als 10.000 Dauerkarten wurden verkauft, für das erste Heimspiel gegen 1860 München am Samstag (14 Uhr, LIVE! bei kicker.de) erwartet der Klub über 30.000 Besucher. Das erste Auswärtsspiel in Großaspach ist schon jetzt zum nächsten "Heimspiel" auserkoren worden. Mit Layenberger präsentierte der Klub außerdem den lang ersehnten Hauptsponsor, der für mehrere Jahre unterschrieben hat und sich voll und ganz mit dem FCK, seinen Fans und der Region identifiziert.

In der Pfalz ist es angerichtet. In einem Jahr wollen Mannschaft, Fans und Funktionsträger die Rückkehr auf eine größere Bühne feiern. Zwar ist diese nicht ganz so groß wie die vor 20 Jahren - doch rund um den Betzenberg haben die vergangenen Monate Demut gelehrt.

Frederik Paulus