Bundesliga

Schmadtke: "Wir beerdigen den Fair-Play-Gedanken"

Viel Aufregung nach Hoffenheims spätem Ausgleich

Schmadtke: "Wir beerdigen den Fair-Play-Gedanken"

Mangelndes Fair-Play? Nach dem Hoffenheimer Ausgleich kochten die Emotionen an der Seitenlinie hoch.

Mangelndes Fair-Play? Nach dem Hoffenheimer Ausgleich kochten die Emotionen an der Seitenlinie hoch. imago

Nach einem Duell mit dem Hoffenheimer Eduardo Vargas, den Schiedsrichter Deniz Aytekin - seiner Linie bei der Zweikampfbewertung folgend - nicht als Foul bewertete, blieb der Kölner Lukas Klünter in der ersten Minute der Nachspielzeit in der gegnerischen Hälfte liegen. Andrej Kramaric trieb den Ball nach vorne, den folgenden Schuss des Kroaten lenkte FC-Torhüter Timo Horn in den Lauf von Kevin Volland, der den 1:1-Ausgleich markierte .

Während die Hoffenheimer das späte Tor ausgelassen bejubelten, war die Aufregung auf Kölner Seite groß. Wütend protestierten die FC-Verantwortlichen an der Bank beim Vierten Offiziellen. Zum einen, weil Aytekin nicht auf Foul entschieden, zum anderen, weil die Hoffenheimer den Ball nicht ins Aus gespielt hatten. Jörg Schmadtke war nach dem Spiel bei "Sky" außer sich: "Erstens sehe ich da ein Foul", sagte der FC-Sportdirektor zum Einsatz Vargas' gegen Klünter, um dann zur Generalkritik auszuholen: "Wir beerdigen als Liga dieses Wochenende den Fair-Play-Gedanken. Wir haben es am Freitag gesehen, dass ein Ball nicht ins Aus gespielt wird. Und haben es jetzt gerade wieder gesehen." Damit spielte Schmadtke auf das Freitagsspiel in Leverkusen an, bei dem Wolfsburgs Dante vor dem 0:2 am Boden gelegen hatte . "Klar, man kann sagen, dass der Existenzkampf groß ist, aber ich würde mir wünschen, dass es anders abgeht."

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Die Aufregung des Kölner Managers, der seinen eigenen Schützling Anthony Modeste wegen einer Schauspieleinlage beim 3:1 gegen Frankfurt Mitte Februar öffentlich gerügt hatte , ist auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass die Kölner sich in dieser Saison schon mehrfach von Fehlentscheidungen benachteiligt sahen. Auch beim Gastspiel im Kraichgau wurde dem FC nach einem Handspiel von Bicakcic im Strafraum ein Elfmeter verwehrt. "Eine super Torhüter-Aktion", ätzte Schmadtke. "Da kann man zweifelsfrei auf Elfmeter entscheiden", gestand 1899-Coach Julian Nagelsmann nach dem Spiel ebenfalls bei "Sky".

Wir geben alles zu, wir spielen den Ball immer raus. Vielleicht sollten wir das ändern.

Kölns Trainer Peter Stöger

Doch zurück zur Fair-Play-Diskussion. "Wir sind jedes Mal betroffen und immer läuft es gegen uns. Wir geben alles zu, wir spielen den Ball immer raus. Vielleicht sollten wir das ändern. Es ist gut, wenn wir uns nicht nur im Fußball dem Bundesliga-Niveau anpassen, sondern auch in dem Bereich, dass wir etwas abgebrühter werden, abgezockter, wenn wir auch mal sagen, das war eben nix", meinte Peter Stöger: "Dann gibt es eben diese Kategorie Fair Play von den Mannschaften nicht mehr. Ich bin niemandem böse, ich bin nicht gekränkt. Nur wenn alle es so machen, sollten wir es vielleicht auch machen." Und wenn der Schiedsrichter sich gegen eine Unterbrechung entscheide, konnte sich der FC-Coach ein wenig Ironie nicht verkneifen, "muss der Spieler eben liegenbleiben, bis die Szene vorbei ist oder bis die Leute über ihn drüberlaufen, da hat er dann Pech gehabt".

Nagelsmann kann Aufregung nachvollziehen - Klünter wird Montag untersucht

Sein Trainerkollege konnte die Aufregung nachvollziehen. "Aus Kölner Sicht völlig verständlich, dass sie da an den Fair-Play-Gedanken appellieren", sagte Nagelsmann, betonte aber: "Im Moment des Ballgewinns liegen sowohl Vargas als auch Klünter am Boden. Wir spielen den ersten Ball nach vorne, sind komplett in der Vorwärtsbewegung und spielen den Angriff zu Ende. Ich glaube nicht, dass man da jetzt das Fair Play begraben muss, denn so eine weltbewegende Aktion war dieser Zweikampf auch nicht. Danach sind wir alle in der Vorwärtsbewegung und sehen es einfach nicht."

Lukas Klünter

Der Grund für die Kölner Aufregung: Lukas Glünter liegt beim Hoffenheimer 1:1 verletzt am Boden. Getty Images

Das glaubte auch Volland: "Klar lag einer am Boden, aber ich glaube nicht, dass Kramaric den gesehen hat, wenn er im Vorwärtsdribbling ist. Und es war zudem ein ganz normaler Zweikampf", fand Hoffenheims Torschütze: "Wenn wir sehen, dass es etwas Ernstes ist, sind wir die Letzten, die den Ball nicht rausspielen. Aber er spielt danach ganz normal weiter und nach dem Spiel hinkt er ein bisschen. Da ist auch viel Schauspielerei dabei. Und das hat mit Fair Play auch nichts zu tun." Der Ex-Kölner Mark Uth unterstellte dem in der 76. Minute eingewechselten Bundesliga-Debütanten Klünter gar: "Er wollte nur Zeit schinden und unseren Angriff unterbrechen." Harter Tobak, zumal die Kölner am Sonntagabend noch mitteilten, das sich der 19-Jährige beim Zweikampf mit Vargas eine Oberschenkelblessur zugezogen habe und am Montag eingehend untersucht werde.

Hector selbstkritisch - Schmadtke entschuldigt sich bei Rosen

Kölns Jonas Hector wollte sich nicht in Anschuldigungen versteigen: "Ich will jetzt keinem einen Vorwurf machen, ob er den Spieler da liegen sieht oder nicht. Ich will mir kein Urteil darüber bilden", betonte der Nationalspieler und gab sich vielmehr selbstkritisch: "Wir müssen natürlich weiterspielen, müssen das besser verteidigen. Da müssen wir uns an die eigene Nase fassen."

Als die erste Aufregung verflogen war, griff Schmadtke im Übrigen noch einmal zum Telefon. Kölns Sportdirektor hatte, wie die TV-Kameras einfingen, in der Aufregung an der Seitenlinie seinen Kaugummi Richtung Hoffenheimer Bank geworfen. Noch am Abend entschuldigte er sich dafür telefonisch bei Hoffenheims Sportchef Alexander Rosen.

ski

Bilder zur Partie TSG Hoffenheim - 1. FC Köln