2. Bundesliga

Weiler und Schäfer vergreifen sich in der Wortwahl

FCN-Trainer entschuldigt sich in Sachen Russ

Weiler und Schäfer vergreifen sich in der Wortwahl

Nürnbergs Trainer René Weiler vergriff sich in der Wortwahl - und stand zu seinem Fehler.

Nürnbergs Trainer René Weiler vergriff sich in der Wortwahl - und stand zu seinem Fehler. picture alliance

Die Thematik Marco Russ sorgte im Vorfeld, währenddessen und im Nachhinein des Relegationshinspiels zwischen Frankfurt und Nürnberg (1:1) für reichlich Gesprächsstoff. Der Verteidiger erhielt am Mittwoch die Diagnose "Schwere Tumorerkrankung" , erklärte sich spielbereit, stellte sich in den Dienst der Mannschaft und stand als Eintracht-Kapitän volle 90 Minuten auf dem Feld - inklusive seines bitteren Eigentors zum zwischenzeitlichen 0:1.

Für Nürnbergs Trainer Weiler war dies direkt nach Spielschluss offenbar etwas zu viel. Im Interview mit der "ARD" sagte der Schweizer: "Ich möchte zu dieser Thematik nicht allzu viel sagen. Da braucht man eigentlich auch nicht allzu viel sagen. Der Fußball darf nicht herhalten für irgendwelche Inszenierungen. Es tut mir leid, dass er krank ist. Ich möchte auch, dass er schnell wieder gesund wird. Aber dass man das am Spieltag kommuniziert, finde ich nicht ideal." Klassischer Fall von: ins Fettnäpfchen getreten. Im Übrigen genauso wie FCN-Torwart Schäfer, der gegenüber "Sky" noch etwas drastischere Worte fand: "Ich glaube, wenn einer wirklich schwer krank ist, dann kann er heute kein Fußball spielen. Von daher war es schon eine sehr komische Meldung genau heute vor dem Spiel."

Spielersteckbrief R. Schäfer
R. Schäfer

Schäfer Raphael

Spielersteckbrief Russ
Russ

Russ Marco

Weiler: "Ich nehme diese Aussage zurück"

Auf der Pressekonferenz ruderte Weiler zurück - und erklärte seine zunächst falsche Sichtweise. Er habe schlichtweg nicht gewusst, dass die Nachricht des Tumors erst am Mittwoch in die Öffentlichkeit geraten war - und zwar nur deswegen, weil anfangs ein Dopingverdacht aufgekommen und Frankfurt deswegen zu einer öffentlichen Hau-Ruck-Aktion gezwungen war. Bereits gegenüber "Sky" hatte der 42-Jährige gesagt - und das zusätzlich auf der PK nachdrücklich wiederholt: "Ich nehme diese Aussage zurück. Ich habe nicht gewusst, dass es keine andere Möglichkeit gab, als damit am Spieltag an die Öffentlichkeit zu gehen."

Niko Kovac

Zeigte sich enttäuscht: Eintracht-Coach Niko Kovac. picture alliance

SGE-Coach Niko Kovac führte dies im weiteren Verlauf genauer aus - zeigte sich zunächst aber mit den Vorwürfen von Nürnberger Seite nicht einverstanden: "Es ist nicht fair, zu sagen, das wäre inszeniert. Krankheiten kann man nicht inszenieren, Krankheiten kommen und hoffentlich gehen sie auch wieder. Dem Klub oder Russ selbst zu unterstellen, irgendetwas zu inszenieren, das finde ich absolut untragbar und pietätslos."

Den genauen Ablauf von Klubseite schilderte der Kroate auch: "Wir hatten die Doping-Kontrolle erst nach dem Spiel gegen Darmstadt gehabt. Das Ergebnis haben wir erst gestern bekommen. Ich finde es merkwürdig, dass ein Ergebnis erst so spät verkündet wird. Ich stelle die Frage, warum die NADA (Nationale Anti-Doping Agentur; Anm.d.Red.) so lange gebraucht hat. Das war sehr unglücklich, denn wir hatten mit Sicherheit keine ruhige Nacht deswegen. Wir mussten Presseberichte schreiben und etliche Dinge erledigen. Das war nicht von Vorteil."

Krankheiten kann man nicht inszenieren, Krankheiten kommen und hoffentlich gehen sie auch wieder.

Niko Kovac

Kurz und knapp zusammengefasst: Frankfurt musste an die Öffentlichkeit treten, um den Verdacht eines eventuell gedopten Spielers möglichst zeitnah im Keim zu ersticken. Das hatte auch Eintracht-Boss Heribert Bruchhagen im Vorfeld des Hinspiels mitgeteilt .

Raphael Schäfer

Auch Raphael Schäfer entschuldigte sich für seinen verbalen Aussetzer. picture alliance

Ergänzung: Noch in der Nacht veröffentlichte der 1. FC Nürnberg ein offizielles Statement von Weiler und Schäfer, in dem sich beide bei Frankfurt und Russ entschuldigten.

René Weiler im Wortlaut: "Es ist pietätlos, dass ein Klub und ein erkrankter Spieler fast dazu genötigt werden, die intimsten Dinge preisgeben zu müssen, um nicht als Dopingsünder in Verdacht zu stehen. Ich wünsche Marco Russ nur das Beste. Es geht mir immer um den Menschen - und Gesundheit ist dabei das Allerwichtigste. Meine Aussage sollte auch keinerlei Vorwurf Richtung Eintracht Frankfurt sein, sondern ging an diejenigen, die den Fußball als Bühne nutzen und mit so einer Nachricht mitten in der Nacht an die Öffentlichkeit gehen. Mir waren die Vorgänge bei der Eintracht nicht im Detail bekannt. Ich habe meine Aussage auch bei Marco Russ sowie den Frankfurter Verantwortlichen persönlich unmittelbar klargestellt."

Raphael Schäfer im Wortlaut: "Meine Worte waren dumm, dafür kann ich mir nur aufrichtig entschuldigen. Ich habe mich voreilig geäußert, ohne Bescheid zu wissen. So etwas darf mir nicht passieren, das ist absolut nicht in Ordnung. Ich wünsche Marco das Allerbeste und bin sicher, dass er wieder gesund wird."

Der Zweitligist schloss mit den Worten:
Der 1. FC Nürnberg entschuldigt sich bei Eintracht Frankfurt für die Unruhe, die nach dem Spiel entstanden ist und hofft, dass künftig das Sportliche wieder im Mittelpunkt steht.

mag

Bilder zur Partie 1. FC Nürnberg - Eintracht Frankfurt

Bilder zur Partie Eintracht Frankfurt - 1. FC Nürnberg