"Der gestrige Tag war erstaunlicherweise einer der aufregendsten, den wir hatten", erklärte Bruchhagen in der Katakomben der Frankfurter Commerzbank-Arena vor dem Anpfiff des Relegationshinspiels. "Um 16 Uhr hatte gerade das Training begonnen, da hat mich Philipp Reschke über das Schreiben des DFB informiert." Darin habe der Fußballbund die Eintracht auf den Dopingverdacht der Nationalen Anti-Doping Agentur (NADA) gegen Russ aufgrund auffälliger Werte hingewiesen. "Im letzten Absatz wurden wir darauf hingewiesen, dass diese Werte eine Untersuchung des Spielers dringend notwendig machen würden", ergänzte Bruchhagen.
Daraufhin habe man mit dem Defensivspieler das Gespräch gesucht, der sofort beteuert habe, niemals irgendwelche Doping-Mittel genommen zu haben. "Da haben wir intuitiv absolut richtig reagiert, indem wir nämlich Dr. Gabriel informiert haben, unseren Internisten, der sofort einen Facharzt für Urologie hinzugezogen hat", so Bruchhagen. "Das hat es dann möglich gemacht, dass sowohl eine Blut- als auch eine Tastuntersuchung und alles, was notwendig war, stattgefunden haben."
Wir müssen der NADA dankbar sein, dass sie diese Ergebnisse ermittelt hat.
Heribert Bruchhagen über die Nationale Anti-Doping Agentur
So stand noch am Mittwochabend fest, "dass es sich um einen Tumor handelt und dieser Tumor ursächlich für diese völlig überhöhten Werte ist", so der Vorstandsvorsitzende. Russ müsse nun möglichst bald operiert werden. "Wir müssen der NADA dankbar sein, dass sie diese Ergebnisse ermittelt hat", betonte Bruchhagen, der außerdem darlegte, wieso man sich noch am Mittwochabend entschlossen habe, mit der Diagnose an die Öffentlichkeit zu gehen. Man habe damit etwaigen Spekulationen über den Dopingverdacht vor dem Relegationshinspiel einen Riegel vorschieben wollen. "Sie können sich die Schlagzeilen vorstellen", sagte er. Auch die Ermittlungen gegen Russ wollte man so beenden.
Der Arzt habe die Ergebnisse der Untersuchung sofort mit einer eidesstattlichen Versicherung und unter Mithilfe des Sport- und Medienanwalts Christoph Schickhardt dargelegt, um so die polizeilichen Ermittlungen zu stoppen. "Wir hatten geglaubt, dass damit die Untersuchung beendet wäre", sagte Bruchhagen. "Das war aber nicht der Fall. Der Oberstaatsanwalt hat darauf bestanden, dass weitere Untersuchungen unter anderem im Hause Russ stattfinden." Bruchhagen wolle zwar "keine neue Baustelle" aufmachen, stellte aber fest: "Die Aussage der Staatsanwaltschaft, sie sei nicht davon in Kenntnis gewesen, ist schlichtweg falsch."
Russ spielt - Fans setzen Zeichen
Dass Russ gegen den 1. FC Nürnberg auflaufe, habe dieser schon am Mittwochabend erklärt. In einem zweiten Gespräch mit Eintracht-Trainer Niko Kovac am späten Donnerstagnachmittag bestätigte er das. Man habe sich allerdings vorab versichert, dass "durch eine körperliche Belastung der Zustand nicht negativ belastet werden" könne, sagte Bruchhagen. Die Fans der Eintracht setzten indes ein Zeichen: Bei der Mannschaftaufstellung riefen sich bei jedem Spieler den Nachnamen von Russ, der außerdem als Kapitän auflief.