Bedanken darf sich St. Pauli nach dem Wochenende bei der Konkurrenz im Abstiegskampf. Aue, Aalen, 1860 und Fürth verpassten es allesamt, einen Dreier einzufahren. Somit beträgt der Abstand auf das rettende Ufer - dem 15. Platz - "nur" vier Punkte. Doch beim 0:1 bei Union offenbarte sich abermals die Problematik der Hamburger: Auch wenn sich die Defensive stabilisiert hat, hapert es vorne an Durchschlagskraft. Nach nur vier Treffern aus den vergangenen sieben Partien geht es ganz klar "um die Chancenverwertung", wie Sportdirektor Meggle erklärte.
Wir dürfen nicht die Nerven verlieren.
St. Paulis Sportdirektor Thomas Meggle
Zu der mangelnden Kaltschnäuzigkeit kam zum dritten Mal in Folge ein individueller Aussetzer. Erst Sören Gonthers Eigentor in München (1:2), dann Sebastian Meiers unfreiwillig perfekter Assist für den Gegner zum 1:1 gegen den FSV Frankfurt und nun das Luftloch von Torhüter Robin Himmelmann, das Berlins Angreifer Sebastian Polter in der letzten Minute den Siegtreffer ermöglichte. "Es kann nicht sein, was uns schon alles passiert ist", meinte Trainer Ewald Lienen bezogen auf die aberwitzigen Patzer seiner Elf.
Der Konjunktiv hilft nicht weiter
Folgenschwerer Patzer: Keeper Himmelmann schlägt ein Luftloch, Unions Polter trifft zum 1:0. imago
"Es ist total dumm gelaufen, aber ich blicke nach vorn", gab sich Unglücksrabe Himmelmann kämpferisch. Rückendeckung bekam er vom Sportdirektor und Ex-Coach: "Robin trifft aus meiner Sicht nicht ein Prozent Schuld", so Meggle, "deshalb mache ich mir um seinen Kopf jetzt überhaupt keine Sorgen". Und doch ist es ein Paradebeispiel für die Slapstick-Saison der Kiez-Kicker. Ohne diese Einlagen könnte St. Pauli alleine aus den letzten drei Begegnungen vier Zähler mehr aufweisen und würde bereits über dem Strich stehen. Doch der Konjunktiv bringt bekanntlich kein Team weiter.
"Natürlich werden die Spiele weniger, aber es wäre psychologisch jetzt der völlig falsche Ansatz, jedes Spiel zu einem Endspiel zu erklären", versucht Meggle die Lage zu beruhigen. "Für mich bleibt der Abstiegskampf ein Marathon, der am Ende entscheidend wird und bei dem wir nicht die Nerven verlieren dürfen. Der Kopf spielt jetzt die Hauptrolle."
Nun haben Lienen und seine Elf zwei Wochen Zeit, die Köpfe frei zu bekommen und an der Abschlussschwäche zu arbeiten, bevor am Montagabend (6. April, 20.15 Uhr) mit einem Flutlichtspiel gegen Fortuna Düsseldorf weiter an der Mission Klassenerhalt gebastelt werden kann.