2. Bundesliga

Gunesch: "So was muss angeprangert werden"

Ingolstadt: Nach rassistischen Beleidigungen gegen da Costa

Gunesch: "So was muss angeprangert werden"

Bezog klar Stellung: Ralph Gunesch.

Bezog klar Stellung: Ralph Gunesch. picture-alliance

kicker: Wie haben Sie die Vorfälle vom Sonntag miterlebt?

Ralph Gunesch: Ich saß ja auf der Bank und habe nicht gespielt. Deshalb habe ich die Rufe direkt nicht mitbekommen. Was ich aber mitbekommen habe, wie alle im Stadion, war die Spielunterbrechung. Da habe ich mich auch gefragt: Was ist denn jetzt los? Denn es lag niemand auf dem Boden, es sind keine Bengalos geflogen. Nach dem Spiel bin ich dann zu Danny gegangen. Und da ich einen sehr guten Draht zu ihm habe, ist mir sofort aufgefallen, dass es ihm nicht gut ging. Er wirkte völlig fassungslos, ja konsterniert. Ich habe ihn dann gefragt, was los sei. Denn wie er so dastand, das hatte nichts mit einer Niederlage zu tun. Dann hat er mir das mit den Beleidigungen erzählt. Philipp Hofmann stand daneben und hat das auch nochmal bestätigt. Ich war stinksauer und da ich durch meine Zeit bei St. Pauli, wo ja sehr viel gegen Rassismus und Homophobie gemacht wird, auch möglicherweise eine andere Sensibilität, ein anderes Bewusstsein für solche Themen habe, war mir klar, dass ich da was machen muss. Wenn du so lange bei St. Pauli warst, nimmst du das als Spieler auf und reagierst eben anders auf gewisse Dinge.

Spielersteckbrief Gunesch
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kicker: Wie haben Sie dann reagiert?

Gunesch: Ich wollte Stellung beziehen und den Leuten klar sagen, dass das ganz großer Mist ist, was da passierte, denn jeder dieser Fälle ist einer zu viel. Man fühlt sich ja erst mal relativ ohnmächtig, wenn man sowas hört. Man steht vor der Kabine und denkt, da muss man jetzt was tun. Das Naheliegendste war dann, das über meine Facebook-Seite zu transportieren und so öffentlich zu machen.

kicker: Wie war die Absprache mit Danny da Costa?

Gunesch: Ich habe den Text auf meinem Ipad geschrieben, ihn Danny dann gezeigt. Er hat gesagt: Ja, finde ich gut, danke. Dann habe ich es abgeschickt.

kicker: War das Gesprächsthema bei allen Spielern danach im Bus?

Gunesch: Die allgemeine Stimmung war im Bus natürlich aufgrund der Niederlage nicht so gut. Aber klar wollte jeder von Danny wissen, was da genau passiert ist. Die Spieler reagierten dann verärgert, als sie das hörten.

kicker: Philipp Hofmann und Danny da Costa waren die einzigen, die die Rufe mitbekommen haben?

Gunesch: Andy Buchner hat dann auch gesagt, dass er das mitbekommen hätte. Die Spieler von 1860 sind ja auch nach dem Spiel zu Danny gekommen und haben gesagt, dass er sich bitte nicht davon unterkriegen lassen soll. Die Reaktion der Sechziger war vorbildlich. Trotzdem sollte man den Leuten aufzeigen, dass das der falsche Weg ist.

kicker: Wie geht es Danny?

Gunesch: Ihm geht es eigentlich gut. Die vielen Medienanfragen haben ihn schon überrollt und er hat sich da jetzt ein wenig rausgenommen. Aber gerade die große positive Resonanz auf mein Statement auf Facebook bestärkt ihn schon darin, dass es da nur um eine verschwindend geringe Minderheit geht, gegen die man trotzdem mit aller Macht vorgehen muss.

kicker: Wie sollte man jetzt reagieren?

Gunesch: Der Verein hat ja schon reagiert, insofern halte ich nichts von einer Bestrafung des Vereins von 1860. Anders wäre es, wenn sowas auf Dauer stillschweigend geduldet würde, dann müsste man über eine Sanktionierung nachdenken, aber das ist ja nicht der Fall. Und dann macht es keinen Sinn 1860 zu bestrafen, denn der Klub hat richtig reagiert. Sie haben einen ja schon ausfindig gemacht und haben sich am Montag ja auch nochmal öffentlich positioniert.

So was muss zum Thema gemacht werden, muss angeprangert werden, damit andere sich daran orientieren können.

Ralph Gunesch

kicker: Wichtig war vor allem zu zeigen, dass man solche Vorfälle nicht unter den Tisch fallen lässt.

Gunesch: Genau. Denn dadurch kann dieses Verhaltensmuster ja auch für die Menschen in anderen Situationen zum Vorbild werden, wenn sie eine solche Beleidigung mitbekommen. So was muss zum Thema gemacht werden, muss angeprangert werden, damit andere sich daran orientieren können.

kicker: Hat Sie die öffentliche Reaktion auf Ihr Statement verwundert?

Gunesch: Ich wusste, dass viele meiner Facebook-Kontakte das mit Sicherheit gut finden, dass das jetzt so einen Lauf nimmt, hätte ich auch nicht gedacht, freut mich aber, weil es ein positiver Lauf ist. Ich bekomme sehr viel Rückendeckung, Unterstützung aus ganz Deutschland – unabhängig von Vereinen sind sich alle einig, dass das ein No-Go war. Das freut mich sehr.

kicker: Was erwarten Sie jetzt?

Gunesch: Der DFB ermittelt ja jetzt. Aber nicht wegen meines Postings, sondern wegen des Eintrags des Schiedsrichters. Aber nochmal: 1860 hat richtig reagiert. Es wurde klar Stellung bezogen, und das ist das Allerwichtigste. Ein Täter hat wohl ein Stadionverbot bekommen, aber das ist nicht mehr mein Thema. Ich bin einfach froh, dass sowas nicht unter den Tisch gekehrt wurde.

INTERVIEW: MOUNIR ZITOUNI