2. Bundesliga

Eklat bei 1860-Heimspiel: Da Costa rassistisch beleidigt

Ingolstadt: Löwen reagieren - DFB-Kontrollausschuss ermittelt

Eklat bei 1860-Heimspiel: Da Costa rassistisch beleidigt

"Das war natürlich ein Scheißgefühl": Danny da Costa wurde am Sonntag in München Zielscheibe rassistischer Zuschauer.

"Das war natürlich ein Scheißgefühl": Danny da Costa wurde am Sonntag in München Zielscheibe rassistischer Zuschauer. picture alliance

Kurz nach dem Wiederanpfiff gelangt 1860 München am Sonntagnachmittag mit Unterstützung des Gegners das 1:0-Siegtor im Zweitligaspiel gegen den FC Ingolstadt . Es ist nicht der Grund, warum Danny da Costa diese Halbzeit so schnell nicht mehr vergessen wird.

"Mehrere Fans, oder wie immer man sie nennen soll, in der zweiten Halbzeit meinten, bei Einwürfen oder Ballkontakten Sachen wie 'Nigger' oder 'Schwarzes Schwein' in meine Richtung rufen zu müssen", berichtete der Ingolstädter Rechtsverteidiger am Montag gegenüber dem SID. "Immer, wenn der Ball in meine Nähe kam, gab es auch Affenlaute. Das war natürlich ein Scheißgefühl."

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Gunesch Ralph

FC Ingolstadt 04 - Vereinsdaten
FC Ingolstadt 04

Gründungsdatum

05.02.2004

Vereinsfarben

Schwarz-Rot

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TSV 1860 München - Vereinsdaten
TSV 1860 München

Gründungsdatum

17.05.1860

Vereinsfarben

Grün-Gold. Abteilungsfarben: Weiß-Blau

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Was in der italienischen Serie A in unschöner Regelmäßigkeit auftritt, ist im deutschen Profi-Fußball die Ausnahme - zumindest wurde schon länger kein derartiger Fall mehr publik. Dass der Rassismus-Skandal von München bekannt wurde, hat da Costa einem Mitspieler zu verdanken. Ralph Gunesch wollte die unerträglichen Geschehnisse nicht verschweigen.

Habt ihr zufällig gemerkt, dass der direkte Gegenspieler des von euch beschimpften Spielers ebenfalls dunkelhäutig ist?

Ralph Gunesch

"Einen dunkelhäutigen Gegenspieler permanent als 'Scheiß N***r', 'Zurück in den Busch' zu beschimpfen und mit Affenlauten zu begleiten, zeigt nur, dass Euer IQ knapp über dem eines verbrannten Toastbrotes liegt", schrieb der 29-Jährige, der in München auf der Bank saß, am Sonntagabend auf seiner Facebook-Seite. "Rassismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!"

Da Costa zeigte sich "dankbar", Gunesch habe "das sehr gut gemacht". Aber: "Ob ich es selbst gemacht hätte? Ich weiß nicht. Gegen einzelne Leute vorzugehen, ist schwierig." Auf dem Feld reagierte der Betroffene, der am vergangenen Dienstag gegen Frankreich (0:0) sein erstes Länderspiel für die deutsche U 21 absolviert hatte, auf die für ihn gänzlich neue Situation ("So etwas habe ich noch nie erlebt") genau richtig: Er informierte Schiedsrichter Florian Meyer.

Das Feld verlassen? "Das war für mich keine Option"

"Ich habe ihm gesagt, dass ich da aufs Übelste beschimpft werde, dass das nicht mehr tragbar für mich ist", so da Costa. "Er ist zu Gabor Kiraly gegangen und dann raus zum vierten Offiziellen. Dann gab es die Durchsage, das fand ich ein gutes Zeichen." Danach sei es "etwas besser" geworden. Das Spielfeld zu verlassen, wie es Kevin-Prince Boateng (AC Mailand) vor einigen Monaten in einem Testspiel getan hatte , war für ihn dagegen "in diesem Moment keine Option".

So schrecklich die Vorfälle für da Costa auch waren - an ein generelles Rassismus-Problem glaubt er nicht. "Es waren nicht viele, tatsächlich einige wenige, die sich gedacht haben, in der Gruppe können sie es machen", sagt er. "Ich glaube, das war ein Einzelfall. Es ist so zumindest bei mir noch nie vorgekommen. Das ist auch kein spezielles Problem von 1860-Fans. Ich glaube, dass man das in Deutschland ganz gut im Griff hat, aber wenn einige Vollidioten aus der Reihe tanzen, kann man nichts machen."

Ein Täter identifiziert: Löwen kündigen Stadionverbot an

Dass man nicht vollkommen machtlos ist, bewies der TSV 1860 - zumindest ein Täter wurde identifiziert. "Wir sind unserem Ordnungsdienst sehr dankbar, der sofort professionell und konsequent reagiert hat", wird 1860-Geschäftsführer Robert Schäfer am Montag in einer Pressemitteilung der Löwen zitiert. "So konnten wir die Person identifizieren und haben sein Verhalten zur Anzeige gebracht. Zudem werden wir umgehend ein Stadionverbot aussprechen. Jeder Fall dieser Art ist ein Fall zu viel." Bei da Costa entschuldigte sich Schäfer persönlich.

Auch der DFB wurde aktiv: "Wir können bestätigen, dass der Kontrollausschuss bezüglich der Vorkommnisse während des Spiels 1860 München gegen FC Ingolstadt Ermittlungen aufgenommen hat", erklärte der stellvertretende DFB-Generalsekretär Stefan Hans.