Kickers mit Dreierkette und Lauffreude
Würzburgs Trainer Bernd Hollerbach veränderte seine Anfangsformation nach dem 1:3 in Hannover auf zwei Positionen: Schröck und Traut spielten für Schoppenhauer (angeschlagen nicht im Kader) und Weihrauch (Bank). St. Paulis Coach Ewald Lienen tauschte seine Startelf im Vergleich zum 1:1 gegen Nürnberg gleich viermal: Choi, Hornschuh, Litka und Picault begannen für Ducksch (Bank), Miyaichi (Gehirnerschütterung), Nehrig (5. Gelbe) und Sobota (Infekt).
Hollerbach überraschte mit seiner taktischen Ausrichtung und setzte auf eine Dreierkette: In Ballbesitz agierten seine Kickers im 3-4-1-2-System, gegen den Ball im 5-3-2. Dabei beackerten die Außenverteidiger Traut (rechts) und Kurzweg (links) emsig die jeweilige Bahn und spulten ein enormes Laufpensum ab. Die Hamburger formierten sich im 4-1-4-1 und wollten vom Anpfiff weg Gas geben. Gegen lauffreudige Hausherren, die entweder mit Pressing störten oder den ballführenden Spieler konsequent doppelten, war aber kein Kraut gewachsen. Daghfous für den FWK (3.) und Choi für den FCSP (4.) verbuchten gute Möglichkeiten. Die beste aber hatte Benatelli, der aus kurzer Distanz an die Latte köpfte (10.).
Würzburg macht Druck - St. Pauli mit "Puddingbeinen"
Ansonsten ließen sich beide Teams kaum Luft zum Atmen, machten die Räume im Mittelfeld eng und gingen entschlossen in die Zweikämpfe. Mit fortschreitender Spieldauer erarbeitete sich dann Würzburg deutlich mehr Spielanteile und setzte St. Paulis Defensive zusehends unter Druck. Die Kiez-Kicker reagierten darauf nervlich angeschlagen und bekamen "Puddingbeine". Kurzweg (20.), Daghfous (21.), Soriano (24.) und Lagos (28.) hatten die Führung mehrfach auf den Fuß, ließen beim Abschluss aber die nötige Kälte vermissen oder scheiterten am starken Torwart Himmelmann.
Nach dieser Drangphase entlasteten die Gäste wieder ein wenig besser, schafften es aber nicht, selbst offensive Akzente zu setzen. Stattdessen ließen die Unterfranken die Kugel laufen und generierten ein Plus an Ballbesitz. Daghfous näherte sich noch einmal mit einem Schuss an (45.), dann ging es torlos in die Pause.
Kaum Durchkommen im massiven Mittelfeld
12. Spieltag
Lienen brachte zur Pause mit Gonther (Comeback nach Kniefraktur) einen neuen Innenverteidiger für den angeschlagenen Avevor (leichte Gehirnerschütterung nach Kollision mit Himmelmann). St. Pauli entlastete fortan wieder besser gegen eine noch immer aktiv nach vorne spielende Würzburger Mannschaft. Nach vielen Mittelfeldgeplänkeln mit wenig Strafraumszenen sorgte dann Daghfous mit einem zünftigen Flatterball aus der Distanz für einen Wachmacher - Himmelmann war erneut auf dem Posten (61.).
Im weiteren Verlauf neutralisierten sich beide Mannschaften weitestgehend. Stetiger Unruheherd aber blieb Daghfous, der seine Farben mit Standards und Dribblings immer wieder in Tornähe brachte. Wirklich zwingend wurde es allerdings nicht. Den Unterfranken fehlte es an Durchschlagskraft - den Hanseaten hingegen an Ideen, um überhaupt offensiv zur Geltung zu kommen. Die Gäste beschränkten sich auf punktuelle Konterangriffe.
Eigentor! Würzburg jubelt spät
Eigentor: Peter Kurzweg (r.) stört, Brian Koglin (l.) schießt Vegar Eggen Hedenstad (M.) an. imago
Gerade als es schon nach einer Punkteteilung roch, sorgte eine kuriose Szene für den einzigen Treffer an diesem Abend. Nach einem langen Ball der Kickers stifteten Soriano und Kurzweg im Strafraum Unruhe. Koglin wollte mit einem beherzten Befreiungsschlag klären, schoss dabei aber Hedenstad derart unglücklich ab, dass die Kugel ins eigene Tor sprang (84.). Die Rothosen spielten die 1:0-Führung dann abgezockt runter und sicherten sich den Sieg bei der Montagabendpremiere.
Würzburg reist nach der Länderspielpause am Freitagabend, den 19. November (18.30 Uhr), zum fränkischen Derby nach Nürnberg. St. Pauli empfängt zwei Tage später am Sonntag (13.30 Uhr) Düsseldorf.