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Fiat 124 Spider: Endlich wieder Emotion

Offener Zweisitzer aus Italien

Fiat 124 Spider: Endlich wieder Emotion

Fiat 124 Spider: Der offene Zweisitzer mit italienischem Charisma kostet ab 23.990 Euro.

Fiat 124 Spider: Der offene Zweisitzer mit italienischem Charisma kostet ab 23.990 Euro. Hersteller

Na bitte, es gibt ihn also doch noch: Den kleinen, erschwinglichen Roadster, schön zum Dahinschmelzen wie Pistazieneis unter italienischer Sonne, temperamentvoll wie Antonio Conte am Spielfeldrand, sportlich wie die Squadra Azzurra an ihren besten Tagen. Rechtzeitig zum Sommer bringt Fiat den 124 Spider ins Spiel, und schon jetzt zeichnet sich ab, dass dies eine erfolgreiche Einwechslung ist. Wer sich seinen ganz speziellen Spider zusammenkonfiguriert, muss "etwa ein halbes Jahr auf ihn warten", wie Fiat-Sprecher Florian Büngener sagt. Das hat es bei Fiat lange nicht gegeben.

Mit dem offenen Zweisitzer knüpfen die Italiener an eine Ikone im Modellprogramm an. Gemeint ist der legendäre 124 Sport Spider, der im Juni 1966 – ziemlich genau vor 50 Jahren also – präsentiert und dann bis 1985 gebaut wurde. Eigentlich sollte sich der kleine Sportler in die Alfa-Familie einreihen. Gemäß Direktive darf die Schwestermarke aber nur in Italien konzipierte und produzierte Modelle im Portfolio führen. Der Spider aber basiert auf dem Mazda MX-5 und läuft gemeinsam mit dem Japaner in Hiroshima vom Band. Deshalb kommen nun Cinquecento, Tipo & Co. in den Genuss seiner Gesellschaft.

Das Herz ist italienisch

Fiat 124 Spider Classic

Fiat-Ikone: Der Ur-Spider, der in den Jahren 1966 bis 1985 gebaut wurde, ist ein Klassiker. Hersteller

Trotz der japanischen DNA legt Fiat Wert auf die Feststellung, dass der 124 Spider sich eine eigene Identität bewahrt. "Sein Herz ist italienisch", betont Klaus Schühle, Leiter Homologation, und meint damit den 1,4-l-MultiAir-Turbo aus dem Hause Fiat, den der Roadster unter der langen Haube trägt. Außerdem wurden Fahrwerk und Getriebe angepasst, des Weiteren misst der Italiener 13 Längenzentimeter mehr als sein japanischer Bruder, im Innenraum schmückt er sich mit mehr Klavierlack und belederten Elementen. Beim Design gemahnen Details wie der sechseckige Kühlergrill und die Auswölbungen auf der Motorhaube an den legendären Vorgänger.

Wie im MX-5 geht es auch im 124 Spider eng zu, sehr eng. Das Tenor-Schwergewicht Luciano Pavarotti hätte knurrend kapituliert. Wer aber reinpasst in den Zweisitzer, gelangt umgehend zur Erkenntnis: "Jawoll, der sitzt!". Mensch und Maschine fühlen sich vom Erstkontakt an verbunden. Suchend streift sodann der Blick umher, findet aber keine Ablagen – ab also mit Rucksack oder Handtasche ins 140-l-Gepäckabteil. Der 7-Zoll-Bildschirm, über den das Infotainment visualisiert wird, kommt von Mazda.

Sonne da? Dann auf mit dem Verdeck. Dass es hier keine elektrohydraulische Lösung gibt, sondern stattdessen wie in guten alten Roadster-Zeiten Hand angelegt werden muss, macht gar nichts. Mit einem lässigen Handgriff lässt sich das Stoffverdeck vom Sitz aus zurückwerfen und umgekehrt wieder schützend über die Häupter der Insassen ziehen. Auch Dekadenzien wie ein Nackenfön oder eine Lenkradheizung fehlen, immerhin aber gibt es für kühlere Tage den Komfort einer Sitzheizung (allerdings nur in der Besser-Variante "Lusso"), und zwischen den Kopfstützen ist ein Windschott installiert.

Fiat 124 Spider Heckansicht

Offener Zweisitzer: Der aktuellen Variante mit 140-PS-Turbo folgt im September der "Abarth" mit 170 PS nach. Hersteller

Während Mazda beim MX-5 auf Saugmotoren setzt, schickt Fiat den bereits erwähnten Turbo nach Hiroshima, wo er dem 124 Spider implantiert wird. Viel sportlichen Schmelz legt er in seine Stimme, verrichtet seine Arbeit mit sportlich-kernigem Sound, da hört man gerne hin. Mit 140 PS und 240 Nm Drehmoment erweist sich der Italiener als völlig ausreichend bei Kräften; es gilt schließlich nur 1125 Kilo Lebendgewicht Beine zu machen. Das gelingt mühelos. Sorry, Mazda, aber der Turbo ist das bessere Triebwerk. Er treibt den Roadster energiegeladener und druckvoller voran, zackig beschleunigt er aus den Kurven heraus. Das manuelle Sechsgang-Getriebe lässt sich kurz, knackig und präzise schalten, die Lenkung arbeitet zielgenau, der Hinterradantrieb und die ausgewogene Gewichtsverteilung (50:50) sorgen dafür, dass sich der Spider mit sportlicher Verve von Kehre zu Kehre wirft. So sieht Fahrfreude aus. Gleichzeitig ist das Fahrwerk komfortabel genug abgestimmt, dass beim Befahren ruppigeren Untergrunds keine blauen Flecken am Sitzfleisch drohen. Die Fahrdaten: Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 217 km/h, der Sprint von 0 auf 100 km/h gelingt in 7,5 Sekunden.

Abarth mit 170 PS in Sicht

Voraussichtlich im September wird Fiat für besonders leistungsaffine Kunden eine Abarth-Version nachschieben, die dann 170 PS freisetzt, aber auch deutlich teurer wird als das Standardmodell und vermutlich rund 40.000 Euro kostet. Der normale 124 Spider kommt auf 23.990 bzw. 26.490 Euro (Lusso). Die Basisausführung hat unter anderem Klimaanlage, Radio, Aluräder, Tempomat und einen Motor-Start-Stopp-Knopf an Bord. Beim "Lusso" (zu deutsch: Luxus) addieren sich noch Klimaautomatik, Ledersitze, Sitzheizung, beheizbare Außenspiegel oder Aluminium-Optik für die Überrollbügel dazu. Daneben gibt es vier Ausstattungspakete zu ordern, die beispielsweise ein Infotainment, Rückfahrkamera und Navi oder dynamisches Kurvenlicht beinhalten. Zum Vergleich: Den Mazda MX-5 mit 131 PS gibt es ab 22.990 Euro.

Fiat Spider Innenraum

Hier schaltet der Fahrer: Alternativ zum manuellen Sechsganggetriebe wird es etwas später eine Automatik geben. Hersteller

Eine alternative Dachlösung – etwa in Gestalt eines elektrischen Targa-Dachs, wie es Mazda für den MX-5 angekündigt hat – zieht Fiat für den Spider nicht in Erwägung. Wohl aber kündigen die Italiener eine Wandler-Automatik an.

Beliebt in den USA

Wer keinen allzu individualisierten Spider anstrebt, hat übrigens gute Chancen, noch vor Anbruch der kalten Jahreszeit zu seinem Fahrzeug zu kommen – die Fiat-Händler haben sich vorsorglich Kontingente vorkonfigurierter Modelle gesichert. Gute Aussichten also für den Sommer. Der größte Markt für den 124 Spider soll sich in den USA ergeben, wo eine große italienische Community erwartungsfroh auf den offenen Sportler blickt. Schon vom legendären Ur-Spider haben sich 170.000 der 195.000 produzierten Exemplare in Nordamerika angesiedelt.

Ulla Ellmer

Fiat 124 Spider in Kürze:

Wann er kommt: Seit 18. Juni im Verkauf

Wen er ins Visier nimmt: Den "Bruder" Mazda MX-5

Was ihn antreibt: 1,4-l-Multijet-Benziner mit 140 PS

Was noch folgt: Abarth mit 170 PS, Variante mit Wandler-Automatik

Was er kostet: Ab 23.990 Euro

Das Herz ist italienisch