Wie viele Geschichten kann ein Spiel schon im Vorfeld liefern? Die Antwort in Neapel: viele!
Denn das Duell der heimischen Süditaliener mit Lazio war zunächst einmal die Rückkehr von Roms aktuellem Trainer Maurizio Sarri, der den Offensivfußball der SSC zwischen 2015 und 2018 auf ein neues Niveau gehoben hatte. Dann trafen sich die beiden Torjäger Ciro Immobile, seines Zeichens mit 163 Toren Lazio-Rekordtorschütze und einst in Neapel geboren, und Dries Mertens. Dessen Spitzname lautet "Ciro" - und zugleich ist der Belgier im Vorfeld mit 137 Treffern vor Marek Hamsik (121) und Diego Maradona (115) längst Rekordtorschütze der Partenopei gewesen.
Mertens verzaubert Neapel
Im Vorfeld deswegen, weil der für den verletzten Osimhen (mehrere Brüche im Gesicht) eingesetzte Belgier in den ersten 45 Minuten ganz groß aufzaubern und hier schon auf 139 Tore für Napoli aufstocken sollte. Der 34-jährige Offensivmann, schon seit 2013 beim Klub am Vesuv unter Vertrag, leitete zunächst einmal mit einem schönen Solo das 1:0 von Nebenmann Zielinski ein (7. Minute).
Dann verzauberte der technisch beschlagene Profi nach Zuspiel von Kapitän Insigne, mit dem er sich schon seit vielen Jahren quasi blind versteht, das Publikum im Stadion Diego Armando Maradona und schloss souverän zum 2:0 halbrechts oben ab (10.). Und dann feuerte Mertens ein Zuspiel von Lozano aus dem Stand und volley unhaltbar links oben in den Knick. Der frühere Bayern-Torhüter Reina war mächtig bedient (29.).
Ein Abend zu Ehren von Maradona
Eine Statue, die Gänsehaut verbreitet: Napoli hat vor dem Duell mit Lazio Diego Maradona in Bronze enthüllt. AFP via Getty Images
Allgemein war ganz Lazio bedient, der Gast wirkte nicht wach genug und kam zwischenzeitlich lediglich mit einer Immobile-Aktion (21.), einem Luis-Alberto-Geschoss (25., Top-Parade von SSC-Keeper Ospina) und einem Lattenkopfball von Acerbi einem Treffer nahe (26.).
Ansonsten aber bestimmten mitreißend aufspielende Neapolitaner das Geschehen an einem ohnehin emotional mächtig aufgeladenen Abend, weil vor dem Anstoß der vor einem Jahr am 25. November 2020 verstorbenen Vereinslegende Diego Armando Maradona gedacht und in diesem Zuge vor einem Lichtermeer im Stadion auch eine große Bronzestatue des Argentiniers enthüllt wurde. Passend dazu liefen die Partenopei an diesem Abend auch in Sondertrikots des Mannes und Weltmeisters von 1986 auf, der die beiden bis dato einzigen Serie-A-Meisterschaften dieses stolzen Klubs in den Jahren 1987 und 1990 auf den Weg gebracht hatte.
Ruiz hat noch einen Knaller in petto
Nach dem Seitenwechsel passierte wenig verwunderlich nicht mehr viel, auch weil sich die akut ideenlosen Biancocelesti mehr und mehr ihrem Schicksal ergaben. Ein Highlight gab es aber noch auf Seiten der Hausherren: Fabian Ruiz knallte einen Distanzschuss noch unhaltbar zum 4:0-Endstand links ins Eck, da konnte sein spanischer Landsmann Reina im Kasten der Römer nichts mehr ausrichten (85.).
Mit dem hochverdienten Heimsieg bauten die Neapolitaner zugleich die Tabellenführung aus, nutzten somit die Stunden vorher auf den Weg gebrachte Steilvorlage Milans (1:3 gegen Sassuolo) aus und sind fortan mit drei Punkten mehr Erster des Tableaus (38 Zähler). Lazio rutschte derweil durch die klare Pleite auf Rang acht ab.