Mit Napoli und Juve standen sich in diesem Endspiel die zwei besten italienischen Mannschaften der vergangenen Jahre gegenüber - und begegneten sich auch absolut auf Augenhöhe. Zu Beginn konzentrierte sich allerdings die SSC doch eher auf das Verteidigen, was Trainer Gennaro Gattuso einst selbst als Weltklasse-Spieler bei Milan und der italienischen Nationalmannschaft (Weltmeister 2006) vorgelebt hatte.
Ordentlicher Druck der Alten Dame führte auch direkt zu einer Großchance: Cristiano Ronaldo durfte zentral aus wenigen Metern Entfernung abziehen, verzweifelte hierbei allerdings an einer starken Reaktion von Torwart Meret (5.). Dieser stand übrigens nur im neapolitanischen Kasten, weil Ospina wenige Tage zuvor im Halbfinale Gelb gesehen hatte und gesperrt war.
Buffons ist nicht zu überwinden - Teil I
Neben leidenschaftlichen Zweikämpfen und vielen Turiner Versuchen, Lücken zu reißen, gab es auch die erste Möglichkeit für die Süditaliener. Insigne setzte einen Standard an den linken Pfosten (24.). Kurz vor der Pause schlug dann erstmals die Stunde von Buffon, der mit 42 Jahren noch immer nicht satt ist - und sein Können abermals unter Beweis stellte: Nachdem zuvor Alex Sandro in höchster Not geklärt hatte, tauchte der Ex-Leipziger Demme vor dem Oldie auf - und scheiterte an einer starken Tat (41.). Nur eine Minute später parierte Buffon auch direkt noch gegen einen saftigen Abschluss von Insigne.
Im zweiten Abschnitt war den Teams dann immer mehr Kräfteverschleiß anzumerken - was zu einigen Leerläufen führte. Spannend war es dennoch stets, auch weil José Callejon (52.), Bentancur (54.) oder Fabian Ruiz (61.) abzogen.
Buffons ist nicht zu überwinden - Teil II
In der Schlussphase fiel derweil Juve kaum mehr etwas Konstruktives ein, Neapel dagegen schon. Das 1:0 wäre für die nach einem schwachen Saisonstart auch in der Serie A wieder auf Europa-League-Kurs befindliche Truppe verdient gewesen - doch auch verrückte Szenen sollten nicht zum Tor führen. Warum? Weil Milik verzog (72.), Politano zu lax köpfte (82.), weil Insigne zu hastig abschloss (84.) - und weil Buffon Sekunden vor Ablauf der Zeit einen brachialen Maksimovic-Kopfball auf der Linie abwehrte (90.+2) sowie Sekunden später auch gegen Elmas überragte und die Kugel an den Pfosten lenkte.
Juve versagen die Nerven - Mertens & Co. feiern
Kein Halten mehr: Die Spieler der SSC Neapel sprinten nach dem Sieg im Elfmeterschießen los in Richtung Arkadiusz Milik. imago images
Weil der Modus in diesem Finale wegen der Corona-Krise abgeändert und deswegen die Verlängerung gestrichen wurde, ging es direkt ins Elfmeterschießen. Und hier scheiterte Dybala erst an SSC-Keeper Meret, ehe Danilo den Ball über den Querbalken in den römischen Nachthimmel jagte. Auf Seiten der Neapolitaner blieben Insigne, Politano, Maksimovic und Milik derweil cool - und so stand ein 4:2-Erfolg i.E. zu Buche.
Und so feierte die SSC Neapel mit Spielern wie Rekordtorschütze Mertens, Insigne, Demme, Koulibaly oder Keeper Meret den ersten Coppa-Triumph seit 2014 (damals 3:1 gegen Florenz) und den sechsten Pokalsieg insgesamt. Für den erst im Verlauf dieser Spielzeit nach Carlo Ancelotti installierten Gattuso war dies der erste große Erfolg als Cheftrainer bei einem Klub. Bei Juventus um Cristiano Ronaldo und vor allem um den überragenden Buffon gab es dagegen lange Gesichter, in Sachen Meisterschaft und Champions League ist für die Alte Dame dagegen noch der große Coup drin.
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