Den ganzen Tag über waren die Neapolitaner auf die Straßen gegangen - oder gleich direkt zu ihrem Stadion gepilgert, der altehrwürdigen Stätte San Paolo. Sie entzündeten Kerzen und Leuchtmittel, trauerten und weinten, bauten kleine Schreine auf, hielten ihre Schals und Trikots mit der Rückennummer 10 in die Höhe - und huldigten so in Zeiten von Corona weitestgehend mit Masken der ewigen Vereinslegende Diego Maradona, der am Vorabend verstorben war und zuvor in seiner aktiven Zeit dem süditalienischen Klub die Meisterschaften 1987 und 1990 oder auch den UEFA-Cup-Sieg 1989 eingebracht hatte.
Und klar, dass auch die heutige Generation von SSC-Betreuern, -Verantwortlichen und -Spielern rund um Klubpräsident Aurelio de Laurentiis diese Europa-League-Partie im aufgrund von Corona-Regularien leider leeren Stadion (Fans versammelten sich auch zur späten Stunde außerhalb der Absperrungen) ihrer Ikone "D10S" widmeten - Trauerflor inklusive.
Neapel kommt kaum durch - und bekommt Hilfe
Die kräftig durcheinandergewürfelten Neapolitaner fanden ungeachtet der Umstände gut in die Partie und ließen durch Elmas (4.) und Demme (6.) prompt zweimal aufhorchen. Napoli hatte zwar die absolute Kontrolle über das Geschehen, tat sich aber sehr schwer gegen tief stehende Kroaten, die phasenweise ihre spielerische Qualität durchblitzen ließen und durch Tomecak (7.) und Muric (34.) auch klare Akzente setzen konnten.
Gruppe F im Überblick
Kurz vor der Pause war der Bann nach zahlreichen Versuchen gebrochen, weil Zielinski sich mit großem Willen bis zur Grundlinie durchgesetzt hatte und das Spielgerät unter großer Mithilfe von Anastasio im Kasten versenkte (41.). Das noch punktlose Schlusslicht der Gruppe F ließ sich davon keineswegs entmutigen und drückte sogar noch vor dem Seitenwechsel auf den Ausgleich, Loncar fand in der 44. Minute jedoch zweimal in Meret seinen Meister.
Lozano legt nach traumhaftem Insigne-Assist nach
Der zweite Durchgang hielt hingegen lange keine wirklichen Höhepunkte bereit. Dann aber, rund 20 Minuten vor dem Ende, startete Neapel plötzlich einen Sturmlauf auf das Tor von Rijeka. Der zweite Treffer des Abends fiel aber erst mit der dritten hochkarätigen Möglichkeit, weil Petagna (73.) und Maksimovic (74.) zuvor noch freistehend vergaben. Lozano war nach einem genialen Zuspiel von Insigne allein auf weiter Flur, verzögerte im Strafraum kurz und schob lässig halbhoch zum 2:0-Endstand ein (75.), der in der Höhe natürlich verdient, aber ein hartes Stück Arbeit war.
So durfte die SSC Neapel nach drei Heimniederlagen in Serie endlich mal wieder einen Sieg im San Paolo feiern, eroberte die Spitze der Europa-League-Gruppe F und hat nun eine aussichtsreiche Position im Kampf um die Zwischenrunde. Rijeka steht auch nach vier Spielen noch ohne Zähler da und darf sich keine Hoffnungen mehr machen.
Mehr zu Diego Maradona:
Im Himmel
Diego Maradona - Zwischen Genie und Wahnsinn - das gesamte kicker-Themenarchiv