Bundesliga

Nach Tritt gegen Ulreich: Kontrollausschuss fordert acht Spiele Sperre für Guerrero

Hamburg: HSV legt Widerspruch ein

Nach Tritt gegen Ulreich: Kontrollausschuss fordert acht Spiele Sperre für Guerrero

Tatort Eckfahne: Paolo Guerrero tritt Sven Ulreich von hinten um.

Tatort Eckfahne: Paolo Guerrero tritt Sven Ulreich von hinten um. picture alliance

Guerrero hatte Ulreich am Samstag mit 50 Metern Anlauf von hinten mit einem üblen Tritt in die Kniekehle umgesenst - an der Eckfahne und ohne jede Chance, den Ball zu spielen. Das Sportgericht wertete die Aktion in seinem Antrag als Tätlichkeit, die "mit unheimlicher Aggressivität und übergroßer Rücksichtslosigkeit" ausgeführt worden sei. Acht Spiele Sperre lautet die Forderung. Damit stünde der Peruaner dem HSV in dieser Saison nur noch in den beiden letzten Partien gegen Mainz und in Augsburg zur Verfügung. Der Verein wehrt sich allerdings und hat bereits Widerspruch gegen das empfohlene Strafmaß eingelegt. Ein Unterfangen, dem nur wenig Aussicht auf Erfolg eingeräumt wird. Das letzte Wort spricht nun das DFB-Sportgericht.

Der Kontrollausschuss betonte, dass Guerrero als Ersttäter behandelt worden und insofern mit der empfohlenen Sperre noch glimpflich davongekommen sei. Die Rechts- und Verfahrensordnung des DFB hätte auch eine Sperre von bis zu sechs Monaten zugelassen. Nach Meinung des HSV ist die Sperre dennoch unverhältnismäßig. "Ich bin über das Urteil sehr enttäuscht. Ich verzeihe dieses Foulspiel nicht, aber wenn ich es mit anderen Fouls vergleiche, hätte ich nicht erwartet, dass es zu einer so harten Strafe kommt", sagte Sportdirektor Frank Arnesen.

Spielersteckbrief Guerrero
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Kommentar von Sebastian Wolff

Der Däne verwies auf ein - seiner Ansicht nach ähnliches - Foul von Andreas Ottl gegen den Stuttgarter Tamas Hajnal am 21. Spieltag, das "nur" drei Spiele Sperre nach sich zog. "Der Unterschied im Strafmaß ist nicht zu erklären", findet Arnesen.

Es könnte auch eine Rolle gespielt haben, dass Guerrero, dem auch eine saftige klubinterne Geldstrafe droht, nach seiner wahnwitzigen Aktion kaum Reue zeigte. "Ich war frustriert, dachte erst, ich komme zuerst an den Ball. Dann merke ich, es ist zu spät und habe mich nicht unter Kontrolle. Ich habe mich entschuldigt", sagte der 28-Jährige: "Aber solche Sachen passieren nicht nur mir. Und ehrlich gesagt, kann ich die ganze Aufregung jetzt nicht so ganz verstehen. Der Torwart ist doch aufgestanden und konnte weiterspielen, er hat sich nicht verletzt."

Das war wahnsinniges Glück. Hätte er in diesem Moment die ganze Last auf dem linken Bein gehabt, wäre wohl alles kaputt.

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Thorsten Fink hatte Guerrero zur Aussprache zitiert, jedoch für eine maßvolle Sperre plädiert. "Natürlich werden wir Paolo bestrafen. Wenn einer eine Rote Karte bekommt, wird er immer bestraft. Aber es war seine erste und er hat nicht nachgetreten und nicht nachgeschlagen", sagte der HSV-Trainer der dpa: "Wir wollen ihn nicht in Schutz nehmen, aber er ist kein Wiederholungstäter. Wir wollen nichts verharmlosen, aber wir wollen es auch nicht schlimmer machen, als es ist", erklärte Fink, der am Wochenende noch gewettert hatte: "Er schadet uns, denn er war in Topform. Sein Verhalten ist nicht akzeptabel."

Die Kollegen waren ebenfalls erbost: "An der Eckfahne muss ich kein Zeichen setzen", sagte Marcell Jansen. Auch Uwe Seeler meldete sich zu Wort: "Das ist ein Kurzschluss gewesen, dafür gibt es keine Entschuldigung. Irgendwann muss er ja mal dazulernen", sagte der 75-Jährige der dpa. Es sei an der Zeit, dass der HSV ihm sehr deutlich klarmache, dass "er sich so etwas nicht mehr erlauben darf".

Nach dem legendären Flaschenwurfskandal hatte Guerrero im April 2010 zunächst 60.000 Euro an den Verein zahlen müssen und wurde per Gerichtsbeschluss zudem zur Zahlung von 100.000 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung verdonnert.