Europa League

Sow ist der Mutmacher bei Eintracht Frankfurt

Der Schweizer vertraut den Mitspielern und Coach Glasner

Mutmacher Sow: "Es kann immer noch eine geile Saison werden"

Frankfurts Djibril Sow (li.) geht voran. Verbal und mit Leistung.

Frankfurts Djibril Sow (li.) geht voran. Verbal und mit Leistung. imago images/Fotostand

Da behaupte noch einer, auf Pressekonferenzen erfahre man ohnehin nichts Neues. Auf die Frage, ob die Eintracht-Profis schon wüssten, wer am Donnerstag beim Europa-League-Auftakt gegen Fenerbahce ihr Trainer sei, schaute Djibril Sow an diesem Dienstag reichlich verdattert. Dann wurde der Mittelfeldspieler vom Pressesprecher und den Fragestellern aufgeklärt: Chefcoach Oliver Glasner ist fürs erste internationale Spiel mit seinem neuen Klub von der UEFA gesperrt. Eine Nachwirkung aus der vergangenen Saison, als Glasners damaliges Wolfsburger Team mehrfach verspätet aus der Kabine auf den Rasen gekommen war. Co-Trainer Michael Angerschmid wird daher gegen Mesut Özil und Co an der Seitenlinie übernehmen. "Ach so, das wusste ich auch noch nicht", gab Sow zu, um dann lächelnd etwaige Bedenken wegen Glasners Fehlen vom Tisch zu wischen: "Das Gute ist, dass wir den Trainer jetzt nicht mehr so hören, weil die Zuschauer wieder da sind." Wohl erst Recht am Donnerstag.

"Es liegt an uns, wie die Stimmung im Stadion ausfällt"

Die Vorfreude auf die "elektrisierende Stimmung" der bevorstehenden "Europapokal-Nacht" war Sow jedenfalls deutlich anzumerken. "Als Spieler hat man in Frankfurt die Gewissheit, dass es ein spezieller Abend wird." Auch wenn manche Beobachter prophezeien, zahlreiche türkischstämmige Ticketkäufer könnten die Partie zu einem gefühlten "Heimspiel" für Fenerbahce machen. Solchen Unkenrufen entgegnet Sow kämpferisch: "Es liegt an uns, wie die Stimmung ausfällt. Wir wollen dominieren und das Spiel gewinnen - unabhängig davon, wie viele Fenerbahce-Fans im Stadion sein werden." Wie die Eintracht dabei auftreten muss, steht für den Schweizer ebenfalls fest: "Fenerbahce hat eine sehr erfahrene Mannschaft mit vielen guten Spielern, die schon in guten Ligen aktiv waren. Aber was sie vielleicht nicht so mögen, ist die Intensität, die wir aus der Bundesliga mitbringen. Das wollen wir zuhause durchsetzen."

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"Jakic hält mir den Rücken frei - das ist wichtig für mich"

In den durchwachsenen ersten Saisonwochen gehörte Sow zu den wenigen konstant überzeugenden Frankfurter Profis. Seine gute Verfassung versucht er nun offenbar ganz generell aufs Team zu übertragen. "Ich habe große Lust und Motivation, in diesem Verein zu spielen. Und ich denke immer noch, dass es eine geile Saison für uns werden kann, in Europa wie auch in der Liga." Denn, so die Begründung des 24-Jährigen: "Wir haben eine junge, hungrige Mannschaft. Und einen Trainer, der akribisch arbeitet und uns damit weiterbringt. Das macht einfach Lust, jeden Tag hierher zu kommen."

Trotz des misslungenen Starts mit fünf Pflichtspielen ohne Sieg sowie den internen Querelen um Filip Kostic und Amin Younes. "Für die neuen Spieler ist es nicht ideal, wenn Unruhe herrscht. Für uns, die länger da sind, ist es nicht so das Problem. Es liegt jetzt an uns, die Neue zu führen." Dass Sow verbal und mental den nächsten Schritt zu einer Führungskraft gemacht hat, wird an solchen Aussagen deutlich. Und auch sportlich sieht er noch persönliche Steigerungsmöglichkeiten, nicht zuletzt dank des neu verpflichteten Nebenmanns Kristijan Jakic auf der Doppelsechs: "Er ist ein klarer Sechser, sehr zweikampfbetont. Es ist wichtig für mich, wenn mir einer den Rücken freihält." Zwar habe auch die Kombination mit Ajdin Hrustic "gut funktioniert", aber: "Ajdins Bewegungsradius ist viel größer. Da muss ich noch mehr aufpassen als mit einem klaren Sechser."

Silvas Entwicklung als positives Beispiel für die Stürmer

Im Gespann mit Jakic, so die Botschaft, kann der spielstarke Sow künftig also noch mehr Impulse für die bislang glücklose Offensive setzen. "Zuletzt liefen die kleinen Nuancen gegen uns", erklärt Sow, der den Kollegen im Angriff dennoch viel Vertrauen schenkt: "Die Jungs müssen ruhig bleiben. Die Chancen sind da und gehen irgendwann rein. Auch André Silva war zu Beginn nicht der gleiche Spieler wie später. Er hatte auch Dinger dabei, die er heute nicht mehr versemmeln würde." Sows Fazit: "Wir sind qualitativ gut aufgestellt. Vielleicht in der Breite noch besser als letzte Saison." Natürlich ist das der Versuch, Mitspieler stark zu reden. Doch kaum einer aus der Mannschaft könnte das aktuell glaubwürdiger tun als Djibril Sow.

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Thiemo Müller