Milans Kapitän Paolo Maldini reckt das Objekt der Begierde in die Höhe. dpa
Bei der Revanche des Champions-League-Thrillers der Saison 2004/05, bei dem Liverpool in Istanbul einen 0:3-Pausenrückstand noch egalisierte und schließlich das Elfmeterschießen mit 3:2 zu seinen Gunsten entschied, standen insgesamt noch zwölf Akteure des damaligen Finales auf dem Feld. Deren sieben bei den Italienern, bei denen Trainer Carlo Ancelotti auf den zuletzt wegen Knieproblemen pausierenden Routinier Maldini zurückgreifen konnte - es war das insgesamt achte Europacup-Finale des 38-Jährigen. Auf der anderen Seite führte "Reds"-Kapitän Gerrard die Riege der fünf übrig gebliebenen Endspielteilnehmer von Istanbul an.
Die Partie startete bei schwülwarmen Temperaturen mit einer fast zehnminütigen Phase beiderseitigen Abtastens, bei der klare Aktionen Fehlanzeige blieben. Ein Fauxpas Jankulovskis brachte dann erstmals Gefahr vor dem Tor von Milan, als Pennant Dida mit einem Schrägschuss zu einer ersten Parade zwang (10.). Liverpool stand gewohnt kompakt, und die Italiener rannten nicht ins offene Messer. Aus diesem gegenseitigen Belauern und Taktieren ergaben sich nur wenig Chancen, Kakas Fernschuss war als die erste eher harmlose Torannäherung des AC zu nennen (17.).
Das Spiel der Milanesen war ungewohnt fehlerhaft. Freilich stellten die Engländer die Räume gut zu und ließen den Gegner so kaum zur Entfaltung kommen - und Liverpool konterte teilweise sehr ansehnlich, vor allem über die rechte Seite hatte Pennant einige gute Szenen. Der Flügelflitzer war auch Initiator der bis dorthin besten Möglichkeit der Partie, als die Abwehr um Nesta und Maldini schwamm und den Ball nicht wegbrachte. Xabi Alonso jagte den Ball schließlich aus 20 Metern knapp am linken Pfosten vorbei (27.).
Auch in der Schlussviertelstunde des ersten Abschnitts kamen zunächst einzig die "Reds" gefährlich vor das gegnerische Tor: Riises Hammer aus der Distanz war zu hoch angesetzt (32.), und nach leichtsinnigem Ballgeschiebe in der Abwehr mit folgendem Ballverlust blockte Nesta im letzten Moment mit dem Körper gegen Kuijts Schuss aus 13 Metern (36.).
Die Ancelotti-Schützlinge kombinierten weiterhin schlecht. Pirlo spielte einen Fehlpass nach dem anderen, Kaka war kaum zu sehen - mit der Folge, dass Milan selten den Weg an den gegnerischen Strafraum fand. Nur einmal gelang dies noch vor der Pause, doch dies reichte zur glücklichen Führung: Xabi Alonso foulte Kaka unnötig vor dem Strafraum, Freistoß aus 22 Metern. Den trat Pirlo, Inzaghi fälschte mit der Brust ab und der Ball landete unhaltbar für Reina im Netz (45.).
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Unverändert starteten beide Mannschaften in den zweiten Durchgang. Liverpool musste nun kommen, doch damit hatten die Engländer so ihre Probleme und rannten sich immer wieder an der Abwehr von Milan fest. Mit Kewell für Zenden kam ein frischer Offensivspieler (59.). Drei Minuten später folgte die erste echte Chance zum Ausgleich: Gerrard umspielte vor dem Strafraum mit Glück Nesta und stand halblinks frei vor Dida, doch sein Flachschuss auf die rechte Ecke war zu schwach, so dass der AC-Keeper parieren konnte. zudem flog ein 20-Meter-Geschoss des Liverpooler Kapitäns knapp am Tor der "Rossoneri" vorbei (72.).
Die Vorentscheidung: Inzaghi schiebt den Ball zum 2:0 ins Netz. dpa
Das Tor fiel allerdings auf der Gegenseite nach einem Geniestreich Kakas: Der Brasilianer schickte Inzaghi im richtigen Moment in die Gasse, der Goalgetter ließ sich die Chance nicht nehmen, umspielte Reina und schloss konzentriert ab - 2:0 (82.). Nach Kuijts Anschlusstreffer keimte nur noch kurz Hoffnung auf bei den Engländern (89.) - drei Minuten später pfiff Referee Herbert Fandel ab, und der AC Mailand durfte sich über die gelungene Revanche für die Finalniederlage 2005 freuen.