Vor dem Derby in der Modestadt gab es speziell auf Seiten von Milan Unruhe: Erst wurde der zuletzt heftig von den Fans kritisierte Gianluigi Donnarumma aus dem Kader gestrichen - offiziell wegen einer Verletzung. Nachwuchskeeper Matteo Soncin (16) wurde dafür nachnominiert. Am Mittwoch berichtete die "Gazzetta dello Sport" dann auch noch, dass Roberto Mancini schon bald den wackeligen Trainer-Stuhl von Gennaro Gattuso bei den Rossoneri übernehmen könnte.
Den nächsten "Rückschlag" gab es kurz vor Anpfiff: Nicht der eine Million Euro verdienende Bruder von Donnarumma sollte im Tor stehen, sondern der 40-jährige Storari - doch der verletzte sich beim Aufwärmen. Antonio Donnarumma musste also doch in den Kasten. Und plötzlich nahm sein ja eigentlich verletzter Bruder auf der Bank Platz, fraglos eine Randnotiz mit Beigeschmack.
Bonaventura und Suso scheitern an Handanovic
Trotz der Querelen abseits des Platzes begannen die Rossoneri stark, ließen die gefürchtete Inter-Offensive um Icardi und den ehemaligen Dortmunder Perisic nicht zur Entfaltung kommen. Auf der Gegenseite verzeichnete Suso die erste Chance, blieb bei seinem Freistoß aber in der Mauer hängen (8.). Deutlich gefährlicher wurde es elf Minuten später: Kessié flankte gefühlvoll in die Mitte, doch Bonaventura scheiterte am herausragend reagierenden Handanovic (19.).
Dann der Schock-Moment für Milan: Beim ersten Vorstoß des Stadtrivalen klingelte es. Nach einer Ecke von rechts verlängerte Donnarumma eine Perisic-Ablage unglücklich ins eigene Tor. Weil aber Ranocchia im Abseits stand, wurde das 1:0 für die Nerazzurri nach Betrachtung der Fernsehbilder zurückgenommen - ein gelungenes Beispiel des Videobeweises (24.). Das letzte Ausrufezeichen vor der Pause gehörte Suso, der allerdings erneut in Handanovic seinen Meister fand (28.).
Donnarumma rettet gegen Joao Mario
Nach dem Wechsel dauerte es eine Viertelstunde, ehe das Derby della Madonnina wieder Fahrt aufnahm: Erst scheiterte Joao Mario aus kürzester Distanz am stark reagierenden Donnarumma, dann köpfte auf der Gegenseite Bonaventura die Kugel über das leere Tor (60., 65.). In der Folge wollte Gattuso noch mehr Offensiv-Power sehen, brachte Calhanoglu für den defensiveren Locatelli (73.). Ein dritter Wechsel musste auch noch her, weil Skriniar Angreifer Kalinic aus dem Spiel trat - Cutrone übernahm (76.).
In der letzten Viertelstunde wurde es nochmals richtig heiß - auf beiden Seiten. Erst schlenzte Suso das Leder an den Querbalken, dann verzog Perisic aus aussichtsreicher Position (79., 81.). Kurz vor Schluss rückte nochmal Calhanoglu in den Fokus, doch erst verzog er und dann blieb auch seine Ablage für Suso erfolglos (89., 90.).
Cutrone feiert ohne Trikot
Es musste schließlich doch die Verlängerung her, in der keiner zu viel Risiko gehen wollte. Eine geniale Idee brachte dann aber doch vor der Elfmeter-Lotterie die Entscheidung: Suso chippte die Kugel in den Strafraum, Joker Cutrone stach eiskalt - 1:0. Für seinen ausgelassenen Jubel ohne Trikot sah der 19-jährige Mailänder noch Gelb (104.). Am Ende war es dem Eigengewächs egal, denn die Rossoneri schafften tatsächlich den Sprung unter die letzten Vier in der Coppa Italia. Bei Inter ist nach der dritten Niederlage in Serie ordentlich Dampf auf dem Kessel. Doch auch bei Milan wird im Winter trotz des Achtungserfolges wohl alles auf die Probe gestellt.