In Bestbesetzung konnten die Franzosen im Rückspiel im Stade Vélodrome antreten. Trainer Jose Anigo schickte eine 4-4-2-Formation aufs Feld, bei der Frankreichs Spieler des Jahres, Drogba (neun Tore im laufenden Europapokaljahr), zusammen mit Marlet das Sturmduo bildete. Batlles musste für Letzteren weichen. Anigos Pendant auf der Gegenseite, Sir Bobby Robson, musste seinerseits auf einige wichtige Spieler verzichten: Woodgate, Bellamy, Dyer, Jenas und Griffin fehlten verletzt. Der Franzose Robert konnte dagegen nach überstandener Blessur auflaufen. Bramble kam im Vergleich zum Match in Newcastle in der Abwehr für Woodgate zum Zug.
Das Halbfinale auf einen Blick
Nach dem 0:0 im Hinspiel war Olympique klar, dass ein Gegentor auf Grund der Auswärtstor-Regel bereits das Aus bedeuten könnte. Bedingungslose Offensive war also keinesfalls angesagt. Und auch die "Magpies" agierten anfangs eher zögerlich - die "Phase des Abtastens" nennt man so etwas im Fußball-Jargon. Erste Schussversuche von Dos Santos (Marseille) und Robert (Newcastle) waren leichte Beute der Torhüter. Nach zehn Spielminuten übernahm "OM" mehr und mehr das Kommando. Das Führungstor der Südfranzosen fiel dann jedoch kurioserweise nach einem Freistoß der Robson-Elf: Olympique fängt den Ball ab, und Drogba schließt einen blitzschnellen Konter mit seinem zehnten internationalen Tor in dieser Spielzeit ab (18.). Sensationell, wie der Angreifer Gegenspieler Hughes brillant per Hacke ausspielte!
Und Marseille setzte nach: Ex-Fulham-Stürmer Marlet hatte Given schon ausgespielt, scheiterte dann jedoch aus spitzem Winkel an O'Brien (23.). Die Gäste von der Insel warfen fortan ihre ganze Kampfkraft in die Waagschale, um wieder ins Spiel zurückzukommen. Vor dem Tor blieben die "Elstern" allerdings vorerst blass. Roberts Freistoß segelte weit über den Kasten von Barthez (33.). Olympique Marseille verdiente sich die knappe Pausen-Führung durch balltechnische Überlegenheit und druckvolleres Spiel, während Newcastle nicht in der Lage war, seine beiden "Striker" Shearer und Ameobi in Szene zu setzen.
Die ersten Minuten im zweiten Abschnitt gehörten dem Premier-League-Team. Ameobi meldete sich mit einem Schuss über das Tor erstmalig in diesem Spiel zu Wort (53.). Drei Minuten später forderte sein Partner Shearer Barthez mit einem Flachschuss zu einer Parade heraus. Marseille hoffte seinerseits auf ähnlich gefährliche Konter wie beim Führungstor. Marlet war nach gut einer Stunde ganz dicht dran an der Vorentscheidung, sah seinen abgefälschten Volleyschuss allerdings knapp am Tor vorbeisegeln. Ameobi antwortete im Gegenzug nach Viana-Pass für United ebenfalls mit einem gefährlichen Schussversuch (63.). Das Spiel stand auf des Messers Schneide! Erst recht, als Bobby Robson Bowyer für Viana einwechselte und Newcastle den Druck erhöhte. Barthez rettete vor Ameobi (74.), und Bowyer hatte wenige Minuten nach seiner Einwechslung aus kurzer Distanz Pech (78.).
Die Entscheidung sollte dann wieder einmal Didier Drogba vorbehalten sein. Acht Minuten vor dem Abpfiff machte der Neuzugang aus Guingamp mit seinem elften Tor in dieser Europapokal-Saison alles klar und sorgte somit praktisch im Alleingang für das Finalticket der Anigo-Elf! Nach einem Ferreira-Freistoß vollendete der Afrikaner eiskalt aus elf Metern zum 2:0. Newcastle war geschlagen, die Chance auf einen weiteren Europapokalsieg nach 1969 (im Messepokal gegen Ujpest Budapest) dahin. Der Mann des Abends hätte in den Schlussminuten sogar noch seinen dritten Treffer hinzufügen können, ließ jedoch noch einige Gelegenheiten gegen die aufsteckenden Engländer ungenutzt.
Schiedsrichter-Team
Spielinfo
| Stadion | Vélodrome |
| Zuschauer | 58.000 (ausverkauft) |
Mit seinen Toren zehn und elf im laufenden Europapokaljahr sorgte Didier Drogba von der Elfenbeinküste praktisch im Alleingang dafür, dass Olympique Marseille am 19. Mai im schwedischen Göteborg im Endspiel steht. Newcastle überzeugte allenfalls kämpferisch, hatte vor dem Tor unter dem Strich zu wenig zu bieten.