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Lootbox-Urteil: Folgt eine Klage-Welle in Deutschland?

Auswirkungen, "die jetzt schon erheblich sein dürften"

Lootbox-Urteil in Österreich: Folgt eine Klage-Welle in Deutschland?

Was bedeutet das Urteil zum Beispiel für deutsche FUT-Spieler?

Was bedeutet das Urteil zum Beispiel für deutsche FUT-Spieler? kicker eSport

Lootboxen sind "illegales  Glückspiel" - so urteilte vor rund 14 Tagen ein österreichisches Gericht in erster Instanz. Zudem soll Sony 338,26 Euro an einen der Kläger zurückerstatten. Zwar ist das Urteil noch nicht rechtskräftig, Prozessfinanzierer Richard Eibl sprach aber schon von nicht weniger als einem "Paukenschlag für die gesamte Videospiel-Branche".

Welche Auswirkungen hat dieser einstweilige Erfolg der Klägerschaft vor Gericht in Deutschland? kicker eSport sprach darüber mit Rechtsanwalt Dr. Oliver Daum, zu dessen Kernkompetenzen das Sport- und eSportrecht sowie das IT- und Datenschutzrecht zählt.

Dieses Urteil ist ein Wake-Up-Call für die Spieleanbieter.

Dr. Oliver Daum

Ob das Urteil rechtskräftig werde oder nicht, stehe bei den Auswirkungen erstmal außen vor, die "jetzt schon erheblich sein dürften", prognostiziert Daum, "Selbst wenn es in Österreich nicht gehalten würde, wird es sicherlich Nachahmer in Deutschland geben". Der Grund: "Nahezu alle Personen, die in FIFA Ultimate Team Packs oder andere Lootboxen gekauft haben, hätten einen Anspruch auf Rückerstattung. Dieses Urteil ist ein Wake-Up-Call für die Spieleanbieter."

Ob potenzielle Nachahmer mit ihrer Klage in Deutschland Erfolg haben, hänge ganz davon ab, ob die österreichische Argumentation "auch auf die deutsche Rechtsordnungen anzuwenden sei". Das hätte zur Folge, dass eine Welle an Rückforderungen auf die Spieleanbieter zukommt."

Lootboxen stellen Wertungsfragen dar

Warum es in Deutschland, anders als in Ländern wie Belgien, jedoch noch zu keiner Rechtsprechung gekommen ist, liege an den "Wertungsfragen". Denn ob es sich bei Lootboxen um ein zulassungspflichtiges Glückspiel handele, ist Auslegungssache des Gerichts. Generell ist das der Fall, "wenn der Ausgang eines Spiels weniger vom Wissen und den Fähigkeiten des Spielers abhängt, sondern ganz oder überwiegend - also ab 51 Prozent - vom Zufall."

Ob die Justiz das so bewertet oder nicht, "liegt immer in der individuellen Vorstellung des Gerichts und lässt sich daher im Vorfeld noch schwieriger vorhersehen, als ohnehin schon bei Gerichtsverfahren."

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Wie es sowohl in Österreich als auch Deutschland in Bezug auf Lootboxen weitergeht, ist offen. Generell schätzt Rechtsanwalt Daum, "dass es nur eine Frage der Zeit ist", bis Packs und andere Inhalte dieser Art reguliert werden, was "gegebenenfalls in einen Wettlauf der Institutionen enden kann: Entweder ergreift der Gesetzgeber einschränkende Maßnahmen oder ein deutsches Gericht stellt fest, dass Lootboxen dem Glücksspielrecht unterfallen."

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