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FIFA 23: Wie Belgier ohne Packs konkurrenzfähig bleiben

Lootboxen in Belgien als Glücksspiel verboten

FIFA 23 ohne Packs: Wie Belgier konkurrenzfähig bleiben

Gilles 'Gilles_1996' Bernard nahm in Kopenhagen erstmals an einer WM teil.

Gilles 'Gilles_1996' Bernard nahm in Kopenhagen erstmals an einer WM teil. FIFA via Getty Images

Glücksspiel, Pay-to-Win, oder selbsternannte "surprise mechanics" - die Debatte um Lootboxen im Allgemeinen und FIFA-Packs im Speziellen wird immer wieder hitzig geführt. Auch auf politischer Ebene ist sie längt angekommen und hatte 2018 zur Folge, dass Belgien Lootboxen und somit auch Packs in FIFA zum Glücksspiel erklärte und verbot.

Für FIFA-eSportler gerade in FIFA 18 und FIFA 19 ein immenser Nachteil, wie uns der belgische FIFAe-World-Cup-Teilnehmer Gilles 'Gilles_1996' Bernard verrät: "In FIFA 18 und 19 gab es noch keine Restriktionen bei Turnieren, deshalb war es für uns noch schwerer, als heute." 

Belgien bleibt benachteiligt

Entsprechend schlecht war die Entscheidung der belgischen Regierung in der Spielerschaft und Pro-Szene laut Bernard aufgenommen worden: "Gerade zu Beginn war es schlimm, weil wir nicht wussten, wie wir reagieren sollten. FIFA ist auf einem kompetitiven Level ein Pay-to-Win-Game." Die zum Ende von FIFA 19 eingeführten Teilnahmeeinschränkungen bei Turnieren hätten diesen Nachteil zwar gemindert, doch nicht vollends beseitigt. 

Ein Account ohne Echtgeldeinsatz, in der Community "Road-to-Glory" genannt, könne nämlich mit einem erkauften Team grundsätzlich mithalten, sei aber kaum rechtzeitig zu den ersten Terminen der Turniersaison zu erspielen. "Aktuell ist mein Road-to-Glory-Team so gut wie mein Pay-to-Win-Team", so 'Gilles_1996', "aber wir befinden uns spät im Spielverlauf und sprechen frühestens von Mai oder Juni. Für Qualifikationen zur Global Series (über diese qualifiziert man sich für die WM, d. Red.) ist das zu spät." Zumal das zeitintensive Traden auf dem Ingame-Markt für einen Profi während laufender Wettbewerbe zeitlich keine Option darstelle. 

Geld regiert die eSport-Welt

Ein weiteres Problem sieht der eSportler des KRC Genk auch in einer Parallele zum echten Sport: den monetären Unterschieden. "Selbst bei der Menge an FIFA Points (gegen Echtgeld zu erwerbende Ingame-Währung, d. Red.), die wir investieren, kann das finanzielle Investment einen Unterschied zu einem richtig großen Spieler ausmachen, der viel Geld ausgibt", so der 26-Jährige. 

Gleiche Vorrausetzungen gebe es somit im FIFA-eSport nicht. Vorschlägen wie Leihspielern oder identischen Accounts für alle Profis, um diese Vorrausetzungen zu schaffen, ist EA SPORTS  bisher nicht nachgekommen: "Wir fragen jede Saison danach, aber es ist schwer, denn EA möchte natürlich auch Geld mit dem Spiel verdienen." 

Wäre ich bei den Play-offs zum FeWC nicht unter die letzten 64 Spieler gekommen, hätte ich diese Ausgaben nicht wieder eingenommen.

Gilles 'Gilles_1996' Bernard

Grundsätzlich eine wirtschaftlich nachvollziehbare Haltung, scheint die Preisgeld-Politik des FIFA-Entwicklers vor diesem Hintergrund aber fragwürdig. Für Spieler wie Bernard ein Problem: "Im Schnitt investieren eSportler oder ihre Teams zwischen 2000 und 3000 Euro. Wäre ich bei den Play-offs zum FeWC nicht unter die letzten 64 Spieler gekommen, hätte ich diese Ausgaben nicht wieder eingenommen."

FIFA 23: Erste Ingame-Impressionen

Dass der Belgier respektive sein Team trotz des Lootbox-Verbots in seinem Heimatland diese Ausgaben überhaupt hatten, liegt dabei an einem simplen Trick, dem sich belgische eSportler bedienen: "Es gibt einen Weg, wie wir das machen können: Wir legen einen PSN-Account (Profil auf einer PlayStation, d.Red.) in einem anderen Land an, in dem Packs erlaubt sind. Im Spiel muss man einen separaten EA-Account haben, der belgisch bleibt. Mit diesem kann man mehrere PSN-Accounts verbinden." 

Konsequenzen fürchte man dabei in Belgien nicht. "Es ist machbar, wir kennen keine Regel, die es untersagt und wir sind nicht minderjährig, könnten also auch ins Casino gehen", begründet Bernard, weshalb die belgische eSport-Szene an dem Workaround festhält, den es scheinbar braucht, um konkurrenzfähig zu bleiben. 

Spielspaß statt Investitionen

Casuals rate er jedoch von dieser Herangehensweise ab. "Auch Hobby-Spieler wollen mal Packs öffnen. Aber selbst mit schwächeren Teams ist es möglich, mitzuhalten, wenn man das Spiel lernt", erklärt der Genk-Profi, der "selbst kein Geld für FIFA Points ausgeben würde".

Dafür gibt es einen simplen Grund: "Es fühlt sich einfach besser an, zu wissen, dass man kein Geld für sowas ausgegeben hat. Man spielt entspannter und regt sich nicht so auf, wenn Belohnungen mal wieder nicht so gut sind. Außerdem macht es einfach Spaß, Teams ohne FIFA Points zu bauen." Und um diesen Spaß ginge es schlussendlich am meisten. 

Matti Jansen

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