Personell musste PSG-Trainer Thomas Tuchel vor dem Gipfeltreffen die Nachricht vom längerfristigen Ausfall von Neymar verkraften, außerdem saß der unter Muskelproblemen leidende Mbappé zum Anpfiff auf der Bank. Di Maria und Kean sollten daher für die nötige Durchschlagskraft sorgen, im Mittelfeld teilten sich Rafinha, Gueye und Verratti die Aufgaben.
Kehrer verteidigte in der Dreierreihe und durfte sich auf intensive Duelle mit Lilles türkischem Sturmduo Yazici/Yilmaz gefasst machen. Die Gastgeber agierten im 4-4-2 und sahen sich rasch mit spielbestimmenden Parisern konfrontiert. PSG ergriff erwartungsgemäß die Initiative, tat sich zunächst aber gegen kompakte Liller durchaus schwer.
Standards sorgen für Abwechslung
Der 16. Spieltag
Defensiv standen beide Mannschaften gut, während es nach vorne auf beiden Seiten Luft nach oben gab. Lille spielte die seltenen Konter zu unsauber aus, Paris fand die Lücken nicht, spielte aber auch viel zu viel quer. Wie schon in den Spielen zuvor zeigte sich, dass Paris im Spiel nach vorne Probleme hat - da kam schlicht zu wenig. Die nennenswerten Chancen der Gäste resultierten aus ruhenden Bällen: Kehrer köpfte knapp vorbei (22.), di Maria zwirbelte einen direkten Freistoß knapp drüber (30.). Und Lille? Da kam in Hälfte eins rein gar nichts.
Kurz vor der Halbzeit wurde es aber noch einmal turbulent, nach einem Standard, wie auch sonst: Di Maria zog eine Freistoßflanke von rechts mit viel Effet auf den zweiten Pfosten. Dort wollte José Fonte vor dem nachrückenden Kimpembe klären und brachte den Ball dabei aus sehr kurzer Distanz aufs eigene Tor. Keeper Maignon, einst bei PSG ausgebildet, wehrte jedoch stark ab und sicherte so das 0:0 zur Pause (45.+2).
Auch nach Wiederanpfiff blieb das Niveau der Partie eher dürftig. Keine der beiden Mannschaften war ernsthaft gewillt, ins Risiko zu gehen - die Offensivreihen hüben wie drüben lahmten gewaltig, daran änderten auch Lilles Einwechslungen von Weah, Sohn von PSG-Legende George, und David nichts. Die große Frage beim Meister: Wann würde Tuchel Mbappé bringen?
PSG vom Verletzungspech verfolgt
Nachdem Yilmaz aus der Distanz halbwegs für Gefahr gesorgt hatte (75.), war es soweit: Mbappé betrat ebenso das Feld wie Draxler - und beide mussten erst einmal eine ganz schön brenzlige Situation überstehen. Aus einer PSG-Ecke entsprang ein Konter für Lille, bei dem vier Spieler (!) auf Kimpembe zuliefen. Der PSG-Abwehrmann ging volles Risiko und rettete bärenstark mit einer beherzten Grätsche gegen Yilmaz, der aber auch etwas zu eigensinnig war. Dennoch bitter für Kimpembe: In dieser Szene verletzte er sich und musste unmittelbar danach ausgewechselt werden (81.).
Das war der Start zu einer wahren Verletzungsflut aus Pariser Sicht: Zuerst verließ Kurzawa mit Oberschenkelproblemen das Feld (84.), dann grätschte Kehrer sowohl Bamba als auch den eigenen Mitspieler Florenzi um, der dabei umknickte und ebenfalls nicht weitermachte (86.). Tore fielen derweil keine mehr, sodass Lille den Pariser Angriff auf die Spitze erst einmal abwehrte.
Ehe es in Frankreich auch in die kurze Weihnachtspause geht, steht am kommenden Mittwoch noch der 17. Spieltag der Ligue 1 auf dem Programm: Lille ist dann zu Gast in Montpellier, Paris empfängt Racing Straßburg - Anpfiff ist jeweils um 21 Uhr.