Nach der 1:3-Heimschlappe gegen Freiburg änderte der in dieser Woche in die Schlagzeilen geratene Bayer-Coach Berti Vogts seine Elf auf vier Positionen. Die wegen Gelb-Sperre pausierenden Nowotny und Ramelow wurden durch Robert Kovac und Hejduk ersetzt. Für Zivkovic und Schneider durften Placente und Rink von Anfang an ran. Ebenfalls auf zwei Gelb-Sünder musste Hamburgs Trainer Frank Pagelsdorf verzichten (Barbarez, Hollerbach). Für sie rückten Hertzsch und Präger ins Team. Im Vergleich zum 1:1-Heimremis gegen Köln entschied sich der HSV-Coach obendrein für Töfting, der für Meijer (Bänderriss) in die Anfangsformation rutschte.
Der 30. Spieltag auf einen Blick
Bayer Leverkusen präsentierte sich in der ersten Hälfte mit einer erschreckend schwachen Vorstellung. Die Werkself ließ den notwendigen Einsatz vermissen, der von einer Elf erwartet werden kann, die um die Meisterschaft spielt. Aus dem Mittelfeld, in dem der glücklos und einfach überfordert wirkende Ballack sich zwar bemühte und auch stets anspielbar zeigte, kamen zu wenig Impulse, um die tief in der eigenen Hälfte stehenden Norddeutschen ernsthaft in Gefahr zu bringen. Gute Tormöglichkeiten blieben für die Bayer-Elf aber auch deshalb Mangelware, weil die Sturmspitzen bei ihren jeweiligen Gegenspielern in guten Händen waren bzw. sich zu wenig bewegten, um als echte Anspielstation zu fungieren. Der HSV beschränkte sich in der ersten halben Stunde zunächst auf die Defensive, wurde danach aber immer mutiger und war ab diesem Zeitpunkt die Spiel bestimmende Mannschaft und stürzte die neuformierte Bayer-Abwehr von einer Verlegenheit in die andere. Hoogma scheiterte mit einem Kopfball aus fünf Metern zwar noch an dem glänzend parierenden Juric, folgerichtig erzielten die Gäste aber die Führung (41.), die zwar, weil der Freistoßtreffer von Töfting aus 30 Metern von Kirsten noch abgefälscht wurde, etwas glücklich zustandekam, doch das Ergebnis der durchdachteren und reiferen Spielanlage war. Unmittelbar vor dem Pausenpfiff verspielte der HSV dann noch die nicht unverdiente Führung. Sie verloren unbedrängt im Mittelfeld den Ball, Ze Roberto konnte sich endlich einmal durchsetzen und eine Flanke von der linken Seite nach innen ziehen, die Ujfalusi auf den Kopf von Ballack ablenkte, der wiederum Kirsten fand. Der Torjäger köpfte mit seinem 13. Saisontreffer aus kurzer Entfernung zum Ausgleich ein. Wer gedacht hatte, dass dieser zu einem psychologisch wichtigen Zeitpunkt gefallene Ausgleichstreffer bei den Leverkusenern für eine Initialzündung sorgen würde, sah sich getäuscht. Im weiteren Verlauf entwickelte sich eine emotionslos wirkende Partie, bei der sich keine der beiden Teams größere Vorteile erspielen konnte. Bayer bleib zwar optisch überlegen, scheute aber das Risiko und konnte so das Tor der sicher stehenden Gäste nicht entscheidend gefährden. Überhaupt blieben Torchancen auf beiden Seiten in den zweiten 45 Minuten Mangelware. Beim HSV erwies sich die Hereinnahme von Töfting als kluger Schachzug, denn der Däne zeigte über die gesamten 90 Minuten eine hervorragende Partie und war bester Mann auf dem Platz. Leverkusen wirkte während der gesamten Begegnung konzeptlos und muss in dieser Verfassung seine Meisterschaftshoffnungen begraben. Gegen die schwache Bayer-Elf verpasste der HSV mit dem sechsten Unentschieden in Folge zwar den entscheidenden Befreiungsschlag im Abstiegskampf, kann aber durch die solide Vorstellung optimistisch in die Zukunft schauen.
Analyse mit Noten folgt am Sonntagabend