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Wieder zwei Gesichter: Bayer-Profis verspielen freien Tag

Werkself wacht gegen starken MSV spät auf und verschenkt Sieg

Wieder zwei Gesichter: Bayer-Profis verspielen freien Tag

Traf gegen Duisburg: Leverkusens Stefan Kießling.

Traf gegen Duisburg: Leverkusens Stefan Kießling. imago

Bayer 04 lieferte in der ersten Halbzeit eine enttäuschende Leistung ab. Der Zweitliga-Aufsteiger stellte das spielerisch gefälligere Team, kombinierte gut, oft vom starken Schnellhardt aus der Doppelsechs initiiert, schaltete über den flinken Souza schnell um und düpierte durch den agilen Stoppelkamp wiederholt die die Bayer-Abwehr. Dort offenbarten Jedvaj, der nach viermonatiger Verletzungspause sein Comeback feierte, und Ramalho große Abstimmungsschwierigkeiten. Diese traten besonders deutlich zutage, da Bayer schlecht in die Defensive umschaltete und dem Zweitligisten schon im Mittelfeld viel zu große Räume für seine Gegenstöße anbot.

Eine dieser Situation nutzte Stoppelkamp per feinem Heber aus 30 Metern zur Führung für die Gäste. Die Werkself, bei der sich kein Akteur aus der zweiten Reihe über die komplette Spielzeit nachdrücklich empfehlen konnte, zeigte bis zur Pause nur eine gute und schnelle Kombination: über Havertz und Yurchenko verlagerte Bayer das Spiel auf die linke Seite zu Wendell, nach dessen Flanke Alario zwar an Flekken scheiterte. Doch Kießling staubte zum Ausgleich ab. Entscheidend besser wurde das Spiel des Bundesligisten damit nicht. Der MSV Duisburg, bei dem Bajic (nach Rückenverletzung) und Klotz (nach Zehenbruch) ihr Comeback gaben, spielte hingegen weiter frisch auf und kombinierte sich beim 1:2 von Iljutcenko nach Schnellhardts Pass auf den startenden Souza fast ohne Gegenwehr beim 1:2 durch die Leverkusener Reihen. Stoppelkamp durfte ebenso unbedrängt flanken wie der Torschütze einnicken.

Erst als Trainer Heiko Herrlich nach einer Stunde mit der Einwechslung des dann auftrumpfenden Bailey (linker Flügel) und Aranguiz (Doppelsechs, Havertz ging auf die Zehn) auf ein 3-5-2 umstellte und Bayer aggressiver attackierte sowie schneller kombinierte, wurde das Spiel der Werkself erheblich besser. "Mit Baileys Einwechslung waren wir deutlich lebendiger, deutlicher gefährlicher im letzten Drittel. Er war immer anspielbar, brandgefährlich, hat viel Mut gehabt", lobte der Trainer den Jamaikaner.

Mit diesem kam der Umschwung und so auch der Ausgleichstreffer durch Bellarabi nach Vorlage des zuvor in abseitsverdächtiger Position angespielten Alario nicht überraschend. Fortan dominierte Bayer 04 klar. Der nach zahlreichen Wechseln zur Pause die Kontrolle über das Spiel verlierende MSV wusste sich oft nur noch durch Fouls zu helfen. So resultierte das 3:2 aus einem direkten Freistoß von Bailey (Bajic hatte Bellarabi gelegt). Doch Tashchy nutzte einen von zwei gefährlichen Angriffen der Gäste nach der Pause zum 3:3, wobei ihm allerdings Kohr und der von ihm getunnelte Jedvaj Pate standen, die Tashchy auf engstem Raum ausspielte. Unmittelbar zuvor und kurz vor Schluss stand Kießling zweimal vor dem vierten Leverkusener Treffer, scheiterte aber einmal am Posten.

Bayers fast schon gewohnten zwei unterschiedlichen Gesichter veranlassten Herrlich zu folgendem Fazit: "Die zweite Halbzeit war gut, mit der ersten war ich nicht einverstanden. Da haben die Leidenschaft, das Anlaufverhalten und die Intensität gefehlt. Bei einem Gegentor gehen wir im Soft-Jogging ins Gegenpressing und haben nie einen Zugriff. Das eine oder andere Kopfballduell ist nicht angenommen worden. Fußball ist immer noch ein Kampfspiel. Da musste ich in der Halbzeit ein paar schärfere Worte wählen. Nach der Pause kam eine gute Reaktion. Ärgerlich ist nur: Warum machen wir es nicht von Anfang an so?"

Die Bayer-Profis werden sich das selbst fragen. Schließlich verspielten sie mit dem Unentschieden einen von Herrlich als Siegprämie ausgelobten freien Freitag.

Stephan von Nocks