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Stefan Kuntz: "Gut, dass wir mit den Jungs da durchgegangen sind" - U 21 vergibt zwei Punkte und gewinnt an Erfahrung

U 21 vergibt zwei Punkte und gewinnt an Erfahrung

Kuntz: "Gut, dass wir mit den Jungs da durchgegangen sind"

Nahm keinen Sieg, dafür aber wohl einzigartige Erkenntnisse mit nach Hause: die deutsche U 21 um Trainer Stefan Kuntz.

Nahm keinen Sieg, dafür aber wohl einzigartige Erkenntnisse mit nach Hause: die deutsche U 21 um Trainer Stefan Kuntz. imago

Aus Mitrovica/Kosovo berichtet Carsten Schröter

Kein Ort zum Wohlfühlen. In den kargen und kühlen Katakomben des Adem-Jashari-Stadions gab es für die DFB-Junioren nach der Dusche schnell noch eine Schale Pasta oder eingepackte Sandwiches auf die Hand. Schon um kurz nach halb zehn verließ der Bus mit der deutschen Delegation das Stadiongelände in Richtung Flughafen Pristina. Auch wenn der nächtliche Heimflug schon vorher geplant war, kam er sicher nicht ungelegen. Nichts wie weg aus dem Kosovo, dessen U 21 mit einer aufopferungsvollen und defensiv disziplinierten Darbietung dem großen Favoriten den Nerv geraubt hatte, werden sich die deutschen Akteure gedacht haben.

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Trotz 0:0 zwei Gewinne im Kosovo

Stefan Kuntz machte trotz der zwei vergebenen Quali-Zähler zwei Gewinne aus. Den an defensiver Stabilität, nach dem 3:0 gegen Israel am Donnerstag habe sein Team ja erneut hinten nichts anbrennen lassen. Stimmt. Anfügen muss man jedoch, dass die Kosovaren den deutschen Defensivverbund allerdings auch so gut wie gar nicht attackierten, weil sie schlicht nur ganz selten überhaupt mit dem Ball in des Gegners Hälfte unterwegs waren.

Und der zweite Gewinn? Da nahm Kuntz Bezug auf eine saloppe Weisheit aus dem Volksmund: "Ansonsten zählt das Ganze zum großen Themenblock 'Erfahrung sammeln'. Die Umstände, all das, was wir hier vorgefunden haben, das ist schon gut, dass wir da mit den Jungs durchgegangen sind."

Was der DFB-Coach meinen könnte: Zum einen eben den präsenten, enthusiastischen Gegner, der sich mit Wonne und unter großem Szenenapplaus des frenetischen Publikums in jeden Zweikampf und Ball warf und dabei meist eine höchst seltene 6-3-1-Mauertaktik anwendete. Und zum anderen haben die jungen Spieler aus den beiden deutschen Profiligen zumindest auf den Busfahrten außerhalb des Hotels teilweise harte Lebensrealitäten fernab ihres privilegierten Profilebens in Deutschland gesehen. In einem schön hergerichteten kleinen Stadion mit nur einer überdachten Tribüne, um das sich ringsum aber stellenweise Schutt und Müll türmt. In einem von einem erst kurz vor der Jahrtausendwende beendeten Krieg gebeutelten Land, das vor gut zehn Jahren seine Unabhängigkeit erklärte.

Cedric Teuchert im Duell mit

Kein Durch- oder Vorbeikommen: Cedric Teuchert im Duell mit Torwart Visar Bekaj. imago

Kosovo: UEFA-Aufnahme erst 2016

Die Mitgliedschaft des kosovarischen Fußballverbands bei UEFA und FIFA ist noch viel jünger. Erst im Mai 2016 erfolgte die Aufnahme. Umso verständlicher, dass ein 0:0 gegen die Talentreserve des Weltmeisters von einigen voreiligen Anhängern schon in der 89. Minute neben dem Stadion mit aufsteigenden Silvesterraketen und nach dem Abpfiff wie ein Volksfest gefeiert wurde.

"Das hat sich angefühlt wie ein Sieg, die Stimmung war am Ende richtig hammer für uns", sagte der in Großburgwedel nahe Hannover geborene kosovarische Ein-Mann-Angriff Valmir Sulejmani mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Sulejmani steht bei der zweiten Mannschaft von Hannover 96 unter Vertrag, schnupperte schon Bundesliga-Luft und freute sich über den Punktgewinn, der den Kosovo näher an das Traumziel Gruppenplatz zwei, der zu den Play-offs berechtigt, heranbringt: "Deutschland war hoher Favorit und hatte Chancen für zwei, drei Spiele. Aber so ist Fußball, am Ende steht das 0:0 und es fragt keiner mehr."

Valmir Sulejmani

Kosovarischer U-21-Nationalspieler: Valmir Sulejmani. Getty Images

Wären da nicht die Journalisten, deren Job es ist, gerade den enttäuschten Favoriten zu fragen, warum es denn nicht zu mehr gereicht hat. Die DFB-Junioren wussten keine rechte Antwort darauf. "Es ist schwierig zu sagen", zeigten sich Mahmoud Dahoud und Cedric Teuchert ratlos. Schalke-Profi Teuchert meinte obendrein: "Kosovo hat mit Mann und Maus gut verteidigt. Mit der Unterstützung der Zuschauer noch dazu war es für uns schwierig. Vielleicht fällt das nächste Mal mit Glück einer rein."

Das kann aber logischerweise nicht der Anspruch des U-21-Europameisters sein, gegen destruktive Teams nur auf das Glück zu hoffen. "Wir wollten ein bisschen schneller und mit weniger Ballkontakten spielen. Das ist nicht immer gelungen", gab Kuntz einen Einblick in die selten erfüllte Aufgabenstellung. Zudem gelang es nicht, mit gut getimten Flugbällen oder den vielen Standards, die letzte Kette des Gegners gewinnbringend zu überspielen.

Teuchert spricht und Tah hofft

Spielbericht

So bleibt Teucherts Fazit: "Wir wären froh gewesen, wenn wir irgendwie die drei Punkte geholt hätten. Das hat nicht geklappt. Jetzt müssen wir die nächsten Spiele gewinnen." Die finden erst wieder im September statt. Bis dahin bleibt zumindest die Tabellenführung des DFB in der EM-Quali-Gruppe erhalten.

Für die Profis richtet sich nach dem Kosovo-Trip der Fokus wieder auf den Ligaendspurt. Da will auch Jonathan Tah für Leverkusen mitmischen. Nachdem der U-21-Kapitän gegen den Kosovo wegen Rückenproblemen nicht im Kader stand, zeigte er sich kurz vor der Abreise im Gespräch mit dem kicker guter Dinge, "bis Samstag wieder fit zu sein". Dann empfängt die Werkself den FC Augsburg.