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Handball-EM | Kretzschmar: "Schweiz-Spiel ist entscheidend"

Handball-Ikone spricht vor dem Heim-Turnier

Kretzschmar im EM-Interview: "Das Schweiz-Spiel ist das alles entscheidende"

Zwei Spieler, auf die Stefan Kretzschmar bei der EM besonders achten wird: Schweiz-Spielmacher Andy Schmid (li.) und Deutschlands Top-Talent David Späth.

Zwei Spieler, auf die Stefan Kretzschmar bei der EM besonders achten wird: Schweiz-Spielmacher Andy Schmid (li.) und Deutschlands Top-Talent David Späth. imago images (3)

Für viele ist er bis heute das Gesicht des deutschen Handballs. Als "Dyn"-Experte und vor allem Sportvorstand der Füchse Berlin, die er gemeinsam mit kicker-Kolumnist Bob Hanning in die Spitzengruppe des deutschen Handballs geführt hat, ist Stefan Kretzschmar mit "seinem" Sport weiter eng verbunden.

Der 50-Jährige hat im Vereinshandball alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Im DHB-Trikot blieb ihm zwar der ganz große Wurf verwehrt, seine Erfolgsliste ist dennoch höchst beachtlich: 1998 wurde der gebürtige Leipziger mit dem Nationalteam EM-Dritter, 2002 EM-Zweiter, 2003 WM-Zweiter und 2004 bei den Olympischen Spielen in Athen holte er Silber. Nach dem verlorenen Endspiel gegen Kroatien (24:26) beendete Kretzschmar mit 218 Einsätzen und 821 Toren seine Karriere im Nationalteam.

Herr Kretzschmar, am Mittwoch startet die Heim-Europameisterschaft. Mit welchen Gefühlen blicken Sie dem Turnier entgegen?

Das sind durchweg freudige Gefühle. Alleine welche Maßstäbe dieses Turnier im eigenen Land setzen wird. Da braucht man sich nur die Ticketverkäufe an allen Standorten ansehen, dazu das Weltrekordspiel in Düsseldorf zum Start. Was der DHB da auf die Beine stellt, ist beeindruckend. Und wenn ich an das Sportfest denke, das wir höchstwahrscheinlich feiern werden, dann löst das in mir schon eine Handball-Euphorie aus. Ich freue mich extrem darauf.

Ihre Rolle als Bundesliga-Sportvorstand ist natürlich nochmal eine besondere. Wie analytisch verfolgen Sie die Spiele auch mit Blick auf potenzielle neue Füchse-Spieler - oder kommt das in der Nachbetrachtung?

Ich schaue mir alles an, einfach schon, weil ich Handball-Fan bin. Einen besonderen Blick habe ich natürlich auf die Spieler, die bei mir in Berlin unter Vertrag stehen, egal für welche Nation sie antreten. Da habe ich eine persönliche Verbindung dazu. Generell gilt: Was bei der Europameisterschaft von einzelnen Spielern womöglich dargeboten wird, kommt für mich als Vorstand Sport der Füchse bereits zu spät. Wer jetzt Superstar der EM wird, der ist spätestens dann auf dem Radar der ganz großen Klubs. Meine Arbeit hätte viel früher beginnen müssen, um mit den Möglichkeiten, die wir in Berlin haben, Spieler für uns zu begeistern. Analytisch wird es alleine deswegen, weil ich für "Dyn" viele Spiele mitkommentieren werde.

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Sie sind zugleich Botschafter für den EM-Standort Berlin - gemeinsam mit Ex-Fußballprofi Felix Kroos. Wie schlägt er sich in dieser Rolle und wie tief steckt er im Handball drin?

Felix ist ein sportbegeisterter Mensch, der was im Kopf hat, der sich zu artikulieren weiß, der eine sympathische Ausstrahlung hat. Das durfte ich auf mehreren gemeinsamen Terminen in unserer Botschafter-Funktion erleben. Für uns als Sportart ist es überaus wichtig, dass wir hin und wieder über unseren Tellerrand hinausschauen. Das Großereignis im Januar bietet sich immer an, um unsere Sportart voranzubringen - und das über die Handball-Hardcore-Fangrenzen hinaus.

Der Standort Berlin kann für die deutsche Mannschaft direkt eine schicksalhafte Bedeutung kriegen, sollte das Auftaktspiel gegen die Schweiz nicht gewonnen werden. 2019 bei der WM hat das DHB-Team dort sehr gut performt. Wie würden Sie das Berliner Handball-Publikum aus Ihrer Erfahrung heraus beschreiben?

Die Mercedes-Benz Arena war immer ausverkauft, das wird sie auch jetzt wieder sein. Die Halle ist extrem cool. Das Publikum wird unsere Mannschaft wie 2019 nach vorne peitschen. Kartenanfragen gibt es noch und nöcher. Es sind so viele Menschen, die unbedingt noch Tickets haben wollen. Mittlerweile kann selbst ich gar nicht mehr helfen, mein Kontingent ist ja auch begrenzt. (lacht) Es ist aber generell großartig zu sehen, wie die Euphorie immer mehr wächst. Das faire und euphorische Publikum, das ich aus der Max-Schmeling-Halle kenne, wird es auch in der Mercedes-Benz Arena sein.

Welche Erinnerungen haben Sie speziell an die WM vor fünf Jahren?

Ich erinnere mich daran, wie 2019 auch andere Mannschaften beklatscht wurden. Das hat mir, vor allem aber auch den anderen Nationalteams gefallen. Wenn ich mit Spielern anderer Nationen spreche, dann freuen sich alle extrem auf das Turnier. In Deutschland ist im Gegensatz zu anderen Standorten auch die Begeisterung für die anderen Mannschaften groß.

Wie optimistisch sind Sie grundsätzlich, was das Abschneiden der deutschen Mannschaft betrifft?

Ich bin nicht übertrieben optimistisch, aber optimistisch. Ich weiß, dass wir nicht zur absoluten Weltspitze gehören. Das haben wir aber auch bei der EM 2016 nicht, das haben wir auch bei der WM 2007 nicht. Vom Wintermärchen 2007 weiß ich noch, was das in einer Mannschaft auslösen kann. Ich finde, dass wir eine sehr talentierte Mannschaft haben, die Spaß gemacht hat in den letzten Jahren und die sehr interessante Spieler und Persönlichkeiten in sich trägt. Das ist qualitativ noch kein Vergleich zu Dänemark, das ist auch noch kein Vergleich zu Frankreich. Selbst Schweden, Norwegen oder Spanien scheinen etwas weiter zu sein, aber das kann man schon auch mal mit dem Heimvorteil kompensieren. Wenn man die oft beschworene Welle erwischt, dann traue ich unserer Mannschaft einiges zu.

Wir können stolz drauf sein, dass ein Trainer, der so ein Renommee international genießt, Bundestrainer ist.

Stefan Kretzschmar über Alfred Gislason

Alfred Gislason ist seit März 2020 Bundestrainer, der Start war auch wegen der Corona-Pandemie alles andere als einfach. Zuletzt führte er die deutsche Mannschaft auf WM-Platz fünf. Wie bewerten Sie seine bisherige Arbeit?

Alfred ist ein Workaholic, der sich extrem gut vorbereitet und der durch seine Persönlichkeit überzeugt, durch seine Aura einfach präsent ist. Sie haben es angesprochen, der Start war nicht einfach. Da sei nur an diese unfassbare EM 2022 erinnert, bei der am Ende gefühlt 30 Spieler irgendwann mal im Kader waren, weil es so viele Corona-Fälle gab. Ich selbst habe aber lange mit Alfred gearbeitet und weiß, was er kann. Ich bin überzeugt, das ist der Trainertyp, den die deutsche Nationalmannschaft braucht. Jemand, der auch mit einer großen Persönlichkeit eine junge Mannschaft führt. Das macht er in meinen Augen ganz exzellent. Was Alfred wie kaum ein Zweiter kann: Spieler emotionalisieren. Das ist seine große Stärke, so habe ich es zumindest immer erlebt. Wir können stolz drauf sein, dass ein Trainer, der alles gesehen hat, jeden Pokal gewonnen hat und so ein Renommee international genießt, Bundestrainer ist.

Nicht umsonst wurde Gislason länger als Wunsch-Bundestrainer gehandelt. Aber warum wird er in der Liga doch so kritisch gesehen? Rund um die EM-Auslosung im Mai gab es ordentlich Aufregung um eine vermeintliche Spaltung der Liga in der Bundestrainer-Frage.

Kritik nehme ich ehrlicherweise andauernd wahr, ob an den Spielern oder am Bundestrainer. Kurioserweise ist in Deutschland immer nur der ganz große Titel das Maß aller Dinge. Der zweite Platz ist ja schon einer zu schlecht. Wenn Titel ausbleiben, dann gibt es Kritik. Meiner Meinung nach wird da allerdings die Realität nicht richtig eingeschätzt. Es sollte immer das Spielermaterial bewertet werden. Wie weit sind diese Spieler? WM-Platz fünf war genau das, wo die deutsche Mannschaft gerade hingehört. Vielleicht war das sogar schon ein, zwei Plätze besser als das, wo wir in der Weltspitze zu sein scheinen. Wenn die EM jetzt nicht im eigenen Land wäre, würde ich wohl wieder auf Platz fünf tippen.

Der deutsche Kader verspricht eine spannende Mischung, das hob auch kicker-Kolumnist Bob Hanning zuletzt hervor. Wo sehen Sie Stärken und Schwächen im DHB-Aufgebot?

Traditionell stark sind unsere Torhüter. Da kommen ja noch drei, vier andere in Frage, die jetzt nicht nominiert wurden, die auch internationale Klasse haben. Eine große Stärke sehe ich im Innenblock mit Golla und Köster. Wenn Juri Knorr auf dem WM-Niveau des letzten Jahres performt, ist das eine absolute Stärke. Dann wird er auch international gefürchtet sein. Wir haben gute Außen. Unser Tempospiel habe ich in letzter Zeit verbessert gesehen. Das brauchen wir auch, um im Welthandball mithalten zu können.

Wo sehen Sie vielleicht Probleme?

Probleme haben wir sicherlich auf den beiden Halbpositionen, wo wir weit weg sind von Weltspitze. Eine gute Abwehr, gute Torhüter und das Tempospiel werden der Schlüssel zum Erfolg sein. Alfred hat meiner Meinung nach eine sehr, sehr gute erste Sieben, dahinter gibt es allerdings einen Leistungsabfall. Auch im Mittelblock, weswegen ich davon ausgehe, dass Golla und Köster wahrscheinlich sehr viele Minuten gehen müssen und die Hauptlast tragen werden.

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Vier U-21-Weltmeister sind dabei - mit Max Beneke, der zwischen Potsdam und den Füchsen pendelt, könnte der aktuell Führende der Zweitliga-Torschützenliste noch dazukommen. Sind Sie auch der festen Überzeugung, dass es jetzt an der Zeit ist, mehr denn je auf die Jugend zu setzen?

Wenn sie gut genug sind, auf jeden Fall. Aber ich halte nichts von einer Jugend-Quote oder großen Umbrüchen in der Nationalmannschaft. Da ist meine Definition von Nationalmannschaft einfach eine andere. Für mich müssen das die besten Spieler des Landes sein, egal ob sie 18 oder 36 sind. Ich glaube nicht, dass Kroatien jemals auf die Idee kommen würde, Domagoj Duvnjak zu Hause zu lassen, weil sie meinen, sie müssten jetzt mal einen Umbruch wagen.

Wie sehen Sie die deutschen U-21-Weltmeister konkret?

Ich finde, ein Justus Fischer hat sich das durchaus erkämpft. Das ist ein großes Talent am Kreis im deutschen Handball, wobei wir da ja auch keine Probleme haben, wenn wir ehrlich sind. Auch Renars Uscins und Nils Lichtlein machen ihre Sachen in den Vereinen wirklich gut. Ihre Nominierung ist kein Geschenk. In David Späth sehe ich übrigens sowieso das Talent der nächsten 10, 15 Jahre. Er ist schon so weit, um auf internationalem Niveau zu performen.

Wir brauchen nicht darüber zu reden, ob Kai Häfner das Niveau von Mathias Gidsel erreichen wird.

Stefan Kretzschmar

Und er harmoniert offensichtlich gut mit Andreas Wolff.

Bei den Torhütern ist das Gespann immer fast das Wichtigste. Wer passt zu Andi Wolff? Mit wem an seiner Seite kann Andi Höchstleistung bringen? Mit David kann er das, glaube ich. Dass sie charakterlich gut zusammenpassen, ist das Entscheidende. Weil wir individuell nicht überall Weltklasse sind, müssen wir versuchen, die beste Mannschaft zu werden. Die Teamchemie muss besser sein als bei allen anderen. Wir brauchen nicht darüber zu reden, ob Kai Häfner das Niveau von Mathias Gidsel erreichen wird. Das wird nicht passieren. Der Handball hat uns in der Vergangenheit aber schon oft gelehrt, dass auch die Mannschaften am Ende Titel gewinnen, die vielleicht nicht immer die besten Spieler in ihren Reihen haben.

Eine spannende Rolle im Kader könnte Nils Lichtlein, dem MVP der U-21-WM, zukommen. Sie verfolgen seine Entwicklung in Berlin hautnah mit. Was kann er der deutschen Mannschaft bei der Heim-EM geben?

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Struktur. Nils ist jemand, der den Ball sehr schnell laufen lässt, der seine Mitspieler gut einsetzt. Er ist ein völlig anderer Spielmacher als Juri, was es für Alfred interessant macht. Juri ist stark im Eins-gegen-eins, hat einen starken Wurf am Mann. Er spielt einen Pass eher im letzten Moment. Nils ist der, der die Aktion des Abwehrspielers oft voraussieht und den Pass bereits im ersten Moment gibt - und das mit einer hohen Präzision sowie einer niedrigen Fehlerquote.

Das Auftaktspiel gegen die Schweiz kann angesichts der formstarken Schweizer in der Bundesliga sowie dem Mitwirken von Andy Schmid als brandgefährlich bezeichnet werden. Wie sehen Sie das?

Das ist das alles entscheidende Spiel. Wir müssen die Schweizer in meinen Augen schlagen. Und da lastet ein hoher Druck auf unserer Mannschaft, das brauchen wir nicht wegzudiskutieren. Verlieren wir dieses Spiel, kommst du schon in eine schreckliche Bredouille und musst dann auf jeden Fall Nordmazedonien schlagen, eigentlich auch die Franzosen. Sie haben in Magdeburgs Nikola Portner einen der besten Torhüter der Liga, mit Wetzlars Lenny Rubin einen der besten Halblinken der Liga, mit Manuel Zehnder den interessantesten Mittelmann der Liga, mit Samuel Zehnder einen der besten Linksaußen der Liga. Über Altmeister Andy Schmid brauchen wir nicht zu reden, er ist noch immer in hervorragender Verfassung und kennt die deutschen Spieler wie kein Zweiter.

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Gespielt wird zum Auftakt in einem Fußballstadion vor über 50.000 Fans in Düsseldorf. Es gab auch schon kritische Stimmen. Wie sehen Sie das?

Ich sehe für beide Mannschaften nicht den ganz großen Druck, weil dieser Gigantismus zwar beeindruckend ist, er übt aber nicht annähernd so eine Atmosphäre, so einen Druck aus wie das beispielsweise die GETEC-Arena in Magdeburg oder die Campushalle in Flensburg könnten. Ein Stadion ist sehr weitläufig und du wirst wahrscheinlich irgendwann nichts mehr davon mitkriegen, wenn du auf dem Feld stehst. Aber ich sage aus Marketinggründen, aus Gründen, wie sich der Handball zeigen will, wie er in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, wohin wir uns entwickeln wollen, ist das der richtige Ansatz. Ein Highlight zum Start samt Weltrekord, ein außergewöhnliches Event, wo Europa drauf schauen wird, wo die Welt vielleicht drauf schauen wird. Fraglos bleiben aber die Arenen und Hallen unsere Heimat. Auf Dauer ist es natürlich Quatsch, im Fußballstadion Handball zu spielen.

Wie schätzen Sie die anderen Vorrundengegner Nordmazedonien und Frankreich ein?

Nordmazedonien hat meiner Meinung nach mit der Qualität vergangener Jahre nichts mehr zu tun. Nach dem Karriereende von Kiril Lazarov halte ich sie für nicht mehr so stark wie noch vor fünf, sechs Jahren. Da war das auch kämpferisch mit Spielern wie Kreisläufer Stojance Stoilov eine überragende Mannschaft. Unterschätzen dürfen wir sie trotzdem nicht.

Und die Franzosen?

Frankreich ist einer der Favoriten auf den Titel. Was bei manchen Nationen auf halbrechts fehlt, haben sie beispielsweise dreifach. Dika Mem, Nedim Remili und Melvyn Richardson haben Weltklasse-Format. Ein Fragezeichen sehe ich auf der Torwartposition. Ich glaube nicht, dass sie da in diesem Jahr Weltklasse sind. Eine gute Abwehr stellen sie aber natürlich dennoch. Für mich ist grundsätzlich die Frage: Ist das eine intakte Mannschaft? Nikola Karabatic spielt ja wahrscheinlich noch bis zu den Olympischen Spielen in Paris. Das ist sein großes Ziel. Wie sehr wird das supportet von den Mitspielern? Ich habe da noch viele Fragezeichen.

Mit Blick auf die letzten Turniere erübrigt sich eigentlich die Frage nach den Favoriten. Haben Sie aber vielleicht ein oder zwei potenzielle Überraschungsmannschaften, die aus Ihrer Sicht begeistern werden? Die Färöer werden da häufig genannt.

Das ist ohne Frage eine interessante Mannschaft. Sollte Oli Mittun aber wirklich ausfallen, würde eine wichtige Stütze wegbrechen. Und davon haben sie nicht so viele. Kiels Elias Ellefsen a Skipagötu ist ein überragender Mittelmann, Hakun West av Teigum ist kein schlechter Rechtsaußen. Das war es dann aber eigentlich auch schon. Aus ihrem fast 60-minütigen Sieben-gegen-Sechs machen sie viel. Aber das ist für mich keine Überraschungsmannschaft bei der EM. Ich glaube nicht, dass sie weit kommen.

Wen gibt es sonst?

Ob Island noch eine Überraschungsmannschaft ist, weiß ich nicht. Für mich ist das aber eine der stärksten Mannschaften der EM, die ich auch auf Halbfinalkurs sehe. Alleine die Achse Janus Dadi Smarason, Gisli Kristjansson und Omar Ingi Magnusson aus Magdeburg ist schon handballerisch der Wahnsinn. Island ist mein Geheimfavorit auf Platz zwei, weil den EM-Titel holt Dänemark. Das würden sie auch mit ihrer Zweit- oder Drittbesetzung tun. Wer es sich ernsthaft leisten kann, Lasse Andersson zu Hause zu lassen - oder bedeutende Torhüter des Welthandballs. Generell glaube ich nicht, dass mich die EM dieses Jahr groß überraschend wird.

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Zum Abschluss: Mit den Füchsen Berlin mischen Sie in diesem Jahr die Bundesliga richtig auf, können die Rolle als Mitfavorit auf die deutsche Meisterschaft kaum von sich schieben. Die Handball-EM kam jetzt nicht zwingend zum besten Zeitpunkt. Befürchten Sie einen Bruch durch Verletzungen? Oder wird vielleicht Magdeburgs Wahnsinns-Lauf gestoppt?

Das ist ja immer eine gute Frage. Wirklich ernsthaft Sorgen mache ich mir aber von unseren Spielern nur um Gidsel, weil er für Dänemark wahrscheinlich 60 Minuten pro Spiel auf dem Parkett stehen muss. Bei unseren restlichen Spielern mache ich mir keine Sorgen. Ich glaube, dass es Mannschaften wie Flensburg, Kiel oder Magdeburg da schon härter trifft, was die Spielanteile ihrer Top-Spieler angeht. Wenn man aber sieht, wie sehr wir von Gidsel abhängig sind, weil er so ein überragender Spieler und Erfolgsgarant ist, dem darf natürlich nichts passieren. Da halte ich bei jedem Spiel irgendwie den Atem an.

Und der Impact auf die anderen Top-Teams der Liga?

Kiel ist eine Mannschaft, die traditionell immer Startschwierigkeiten hat und dann so ein paar Spiele braucht, um wieder in den Tritt zu kommen. Bei Magdeburg will ich das mal ausschließen, weil der Fokus, die Mentalität und die Konstanz schon extrem überragend sind. Und weil ich Bennet Wiegert sehr gut kenne, fehlt mir ehrlich gesagt die Fantasie, dass Magdeburg abreißen lässt oder irgendwie in so einen Schlendrian-Modus kommt. Die Liga ist aber grundsätzlich verrückt. Ein Punktverlust kann dich schon den Titel kosten.

Was ist mit den Füchsen alles möglich?

Ich sage - und das war auch mein Resümee der Hinrunde: Wir sind eigentlich die Mannschaft, die am absoluten Optimum gespielt hat, von dem, was wir spielen können, von dem, was wir für ein Talent haben und was wir daraus machen. Flensburg hat noch Luft nach oben, Kiel hat noch Luft nach oben und auch Magdeburg wird noch Luft nach oben haben, das sagt Bennet auch selbst über seine Mannschaft. Ich bin gespannt, was in der Rückrunde noch alles passiert. Keine sieben Tage nach dem EM-Finale wartet auf viele Spitzenteams bereits das Viertelfinale im DHB-Pokal. Da fragen sich die Dänen, die ja schon ganz fest mit dem Titel rechnen, auch: Was soll das?

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