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Kommentar: Fußball-eSportler haben es nicht leicht

Sind FIFA-Spieler die besseren eSportler?

Kommentar: Fußball-eSportler haben es nicht leicht

Selbst FIFA-Profis haben es manchmal schwer. Ein Kommentar von Nicole Lange.

Selbst FIFA-Profis haben es manchmal schwer. Ein Kommentar von Nicole Lange. PSG

Jetzt steigen einige League of Legends-Fans oder Dota 2-Anhänger vielleicht auf die Barrikaden. MOBAs sind doch viel komplexer und die Spieler generell geistig stärker gefordert. Ja, ok, aber ich möchte Euch heute einfach mal für das Gefühlsleben eines FIFA-Profis sensibilisieren. Für die Momente im Match, in denen der virtuelle Teamkollege eine dumme Aktion macht und der Ball plötzlich im Tor liegt. Während der normale FIFA-Spieler in dem Fall fluchend den Bildschirm anpöbelt (so wie ich) oder einen stilvollen Rage-Quit macht, kann sich der FIFA-Profi das nicht unbedingt erlauben.

Für die Pros geht es um eine Menge Geld (im Vergleich zu MOBA-Spielern zwar immer noch verschwindend geringe Summen, aber es wird mehr). Wie viele eSportler haben schon aufgrund einer dämlichen Grätsche des Abwehrspielers oder eines unverständlichen Patzers des Keepers Spiele verloren? Jeder andere MOBA- oder StarCraft-Profi würde vermutlich graue Haare bekommen, wenn er sich auch noch um diese unberechenbaren Faktoren kümmern müsste. Elf KI-gesteuerte Spieler, die alle ihren eigenen Kopf haben? Und ich sage bewusst elf. Selbst wenn ich einen Spieler steuere, bedeutet das nämlich noch lange nicht, dass er auch das macht, was ich möchte. Das wäre ja unrealistisch! Wie dem auch sei, elf Fehlerquellen - diesem unberechenbaren Ärgernis sind andere eSportler nicht ausgesetzt. Die müssen sich höchstens mit vier weiteren Mitspielern herumärgern, und dabei handelt es sich um lebende Personen. Die kann man wenigstens im echten Leben anschnauzen, wenn sie Fehler machen oder sich mit ihnen zumindest absprechen, sodass alle den gleichen Plan haben.

FIFA-Spieler - die Leichtathleten des eSports

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In FIFA ist das im Einzelspieler-Modus nicht möglich. Da musst Du immer mit den Fehlern der KI rechnen und blitzschnell reagieren. Manchmal kannst Du die Fehler ausbügeln, manchmal ist es zu spät. Und dann noch die Muße haben weiterzuspielen, erfordert viel Willenskraft und Sportsgeist. Mehr Stress für weniger Preisgeld und sich dann auch noch immer anhören müssen, dass es kein richtiger eSport ist - das muss man erstmal mitmachen!

Wenn man so will, sind FIFA-Spieler so etwas wie die Leichtathleten des eSports - sie müssen mit widrigen Umständen klarkommen, verdienen wenig, leisten viel und können dann auch noch zuschauen, wie andere Sportarten deutlich intensiver öffentlich wahrgenommen werden (Stichwort: TV-Präsenz). Und dann auch noch dieses ominöse FIFA-Momentum, das wie ein Damoklesschwert über manchen Partien hängt, ob Realität oder Mythos - Ihr kennt das.

Nein, FIFA-eSportler haben es wirklich nicht leicht, aber andererseits verdienen sie auch gutes Geld mit ihrem "Hobby". Da kann man sich schon ein bisschen Spott von den großen eSport-Brüdern gefallen lassen. Trotzdem muss man den FIFA- und PES-eSportlern eines zugestehen: Leicht haben sie es nicht.

Nicole Lange

Nicole Lange, kicker eSport-Redakteurin.

Nicole Lange, kicker eSport-Redakteurin. kicker eSport