Bundesliga

Kocak sollte Breitenreiter in Hoffenheim ablösen

Wittmann-Kandidat fiel aber durch

Kocak sollte Breitenreiter ablösen

Aus einem Engagement in Hoffenheim wurde nichts: Kenan Kocak.

Aus einem Engagement in Hoffenheim wurde nichts: Kenan Kocak. imago images/Sven Simon

Es war das erste Wochenende im Februar, an dem sich die Ereignisse bei der TSG Hoffenheim überschlugen. Am Samstag hatte die TSG im richtungweisenden Kellerduell beim VfL Bochum desaströs mit 2:5 verloren. Eine Partie, die nicht nur in der Öffentlichkeit als Schicksals- oder Endspiel für den damaligen Hoffenheimer Cheftrainer André Breitenreiter gehandelt wurde.

So kam es dann auch. Schon kurz darauf machten Gerüchte die Runde, wonach der mit Dietmar Hopp eng verbundene Berater Roger Wittmann versucht haben soll, einen Kandidaten seiner Wahl über den Hauptanteilseigner zu platzieren. Dieser Vorgang wurde später aus mehreren Quellen bestätigt, und mittlerweile ist auch der Name des Kandidaten durchgesickert. Dem Vernehmen nach soll es sich bei dem von Wittmann Auserwählten um Kenan Kocak gehandelt haben.

Der 42-Jährige sollte demnach als Nachfolger Breitenreiters platziert werden. Doch es kam anders, weil sich bei Hopp offenkundig sämtliche Verantwortliche gegen Kocak und geschlossen für Pellegrino Matarazzo aussprachen, der schließlich auch verpflichtet wurde. Die TSG hatte seinerzeit mehrere Kandidaten eingeräumt, ohne freilich Namen zu nennen.

Kocak ist derzeit Co-Trainer der türkischen Nationalmannschaft unter der Führung von Chefcoach Stefan Kuntz. Zuvor aber war Kocak bereits auch als Cheftrainer tätig, etwa bei Türkspor Mannheim, VfR Mannheim, Waldhof Mannheim oder den Zweitligisten SV Sandhausen und Hannover 96, wo sein Vertrag im 2021 vorzeitig aufgelöst worden war. Im September stieß Kocak dann zum Trainerstab um Kuntz.

Teil eines denkwürdigen Lehrgangs

Im Jahr 2016 hatte Kocak erfolgreich seine Ausbildung zum Fußballlehrer abgeschlossen. Zu dessen Kollegen in diesem denkwürdigen Lehrgang zählten neben Julian Nagelsmann oder Domenico Tedesco übrigens auch Pellegrino Matarazzo und dessen aktueller Co-Trainer Darius Scholtysik, der bei der TSG auch schon Breitenreiter assistiert hatte.

Die Verbindungen zwischen Hopp und seinem Freund Wittmann gelten im Kraichgau seit jeher als Politikum. Bereits 2012 gab es wegen Kritik an der engen Beziehung eine Aussprache mit TSG-Fans. Doch wirklich abgerissen sind die Drähte augenscheinlich nie. Wittmanns Agentur bescherte Hoffenheim diverse Transferkracher wie Roberto Firmino, Joelinton, Nico Schulz oder zuletzt Georginio Rutter, allerdings auch etliche Flops, nicht zuletzt die zig-mal verliehenen Bruno Nazario, Lucas Ribeiro, Felipe Pires oder Guilherme Biteco.

"Mini-Red-Bull"-Modell

Erst 2020 hatte Hopp über eine ihm zuzurechnende Gesellschaft in Brasilien den Klub Barra FC übernommen, der 2013 gegründet wurde von Firmen und Personen, die Wittmanns Agentur auffällig nahestehen. Zudem stieg Hopp im Sommer 2021 mit 51 Prozent beim portugiesischen Zweitligisten Academico de Viseu ein, der direkt mehrere von Rogon beratene Profis unter Vertrag nahm.

Augenscheinlich soll in der Achse Barra-Viseu-Hoffenheim eine Art "Mini-Red-Bull"-Modell entstehen, auch der Pariser Vorort-Klub AAS Sarcelles, mit dem die TSG seit Mai 2022 eine Partnerschaft unterhält, soll hier eine Rolle spielen. Jüngst sorgte die Beziehung Hopp/Wittmann für Kritik in der Szene der Hoffenheimer Anhänger, die mit Spruchbändern und Flugblättern öffentlich Stimmung machte.

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