EM

Morata in der Kritik: Stürmerdiskussion in Spanien

Luis Enrique verteidigt Morata

Kein Tor trotz Rekordwert: Stürmerdiskussion in Spanien

Unglücksrabe in Sevilla: Alvaro Morata (li.) wurde bei seiner Auswechslung von Kapitän Jordi Alba getröstet.

Unglücksrabe in Sevilla: Alvaro Morata (li.) wurde bei seiner Auswechslung von Kapitän Jordi Alba getröstet. imago images

85,1 Prozent Ballbesitz - mehr hatte seit Datenaufzeichnung 1980 nie ein Team bei einem Europameisterschafts-Spiel. Ganze sechs Akteure der Iberer - Aymeric Laporte, Jordi Alba, Pau Gomez, Koke, Pedri und Marcos Llorente - spielten mehr erfolgreiche Pässe als das komplette schwedische Team. Genutzt hat es dem Team von Luis Enrique am Ende wenig, weil keiner der 17 Torschüsse den Weg ins Netz fand - 0:0 gegen passive Skandinavier, enttäuschender Auftakt für Spanien.

"Uns hat die Effektivität gefehlt", brachte Rechtsverteidiger Llorente das Dilemma der Furia Roja auf den Punkt. Ein Umstand, der auch die Stürmerdebatte im Land befeuert. "Ist Gerard wirklich nicht besser als Morata?", titelte die spanische Sportzeitschrift "Marca" nur kurz nach Spielschluss auf ihrem Online-Portal. Juve-Stürmer Morata hatte im Sturmzentrum den Vorzug vor dem frischgebackenen Europa-League-Sieger Gerard (Villarreal), der eine extrem starke Saison gespielt hat, erhalten - eine Entscheidung, die nicht alle verstanden hatten.

Heute hatte er kein Glück, aber er wird noch treffen.

Luis Enrique über Alvaro Morata

Diese Zweifler sahen sich bestätigt, als Morata in der 38. Minute die wohl größte Chance für die spanische Nationalmannschaft leichtfertig vergab. Kurz nach Wiederbeginn ließ der Angreifer eine weitere Schusschance liegen. "Das mit Morata wird jetzt zur Debatte", schreibt die "Marca". Bereits im letzten Härtetest vor der EM gegen Portugal hatte er kurz vor Schluss eine Großchance ausgelassen.

Nationaltrainer Luis Enrique verteidigte seinen Angreifer nach Spielschluss. "Morata ist ein großartiger Spieler, der offensiv und defensiv gut arbeitet", meinte der Coach gegenüber "Telecinco". "Heute hatte er kein Glück, aber er wird noch treffen. Er ist wichtig für uns, das weiß er."

Gerard erhält Applaus bei Einwechslung

Nach seiner zweiten vergebenen Chance hatte das Publikum ermunternd mit Sprechchören in Richtung Morata reagiert - allerdings brandete in Sevilla etwas später auch auffallend großer Applaus auf, als Gerard in der 74. Minute den Platz betrat. "Die Leute wollen Gerard, nicht Morata", schloss die "Marca" daraus.

Tatsächlich betätigte sich Gerard als Aktivposten und war einer der auffälligsten Spanier. Allerdings ließ auch der Villarreal-Angreifer kurz vor Schluss per Kopf den Sieg liegen. Wer im zweiten Gruppenspiel gegen Polen am Samstag (21 Uhr, LIVE! bei kicker) das Startelfmandat erhält, bleibt also weiter offen - und zumindest in Spanien ein Gesprächsthema.

mib