Als die rote Zahl "9" auf der Tafel des vierten Offiziellen aufleuchtete, wusste Robert Lewandowski: Er hatte Feierabend. Es war zwar noch eine Viertelstunde zu spielen an diesem Samstagnachmittag im Kölner Rhein-Energie-Stadion , doch Trainer Jupp Heynckes wollte Sandro Wagner noch ein paar Minuten einräumen - und wechselte Lewandowski deshalb aus.
Der Angreifer schritt gemächlichen Schrittes vom Feld, klatschte bei Co-Trainer Peter Hermann ab, der ihm die Hand gereicht hatte - und lief ohne erkennbare Regung an Heynckes vorbei zur Ersatzbank. Kein Handschlag, schon gar keine Umarmung.
"Vielleicht war er unzufrieden, weil er in der ersten Halbzeit ein Riesending verballert hat", mutmaßte Mats Hummels nach der Partie am Sky-Mikrofon, "vielleicht waren es auch Nachwirkungen von Madrid." Dem unglücklichen Aus im Halbfinale der Champions League , in dem Lewandowski torlos geblieben war und sich plötzlich einer Debatte um seine Person ausgesetzt sah.
Nach gut einer Stunde hatte Lewandowski auf Vorlage von Thomas Müller noch das zwischenzeitliche 2:1 erzielt, sein 29. Saisontor, nach Niklas Süles Eigentor nach einer halben Stunde und James' Ausgleichstreffer. "Er ist einfach sehr ehrgeizig", weiß Hummels in Bezug auf Lewandowski und sagte zum Abgang des Torjägers: "Es gibt in meinen Augen auch Schlimmeres."
Er war natürlich enttäuscht über die Auswechslung, aber die Auswechslung beim FC Bayern München nimmt immer der Trainer vor und da hat sich jeder Spieler dran zu halten.
Jupp Heynckes
Heynckes selbst las Lewandowski noch am Spielfeldrand gestenreich und mit hoch rotem Kopf die Leviten, hatte sich nach dem Spiel aber schon wieder beruhigt. "Ich bin ja auch Stürmer gewesen", meinte der 72-Jährige. Lewandowski habe ihm in einem kurzen Gespräch nach dem Spiel erklärt, dass er in der europäischen Torjäger-Liste, dem vom Zusammenschluss der europäischen Sport-Magazine "European Sports Media" (ESM) erstellten Golden-Shoe-Ranking , weiter klettern habe wollen.
"Er war natürlich enttäuscht über die Auswechslung, aber", so stellte Heynckes klar, "die Auswechslung beim FC Bayern München nimmt immer der Trainer vor und da hat sich jeder Spieler dran zu halten." Lewandowskis Unmut könne er im Nachhinein nachvollziehen", meinte der Bayern-Trainer: "Aber im Moment der Auswechslung habe ich nicht ganz so lustig reagiert. Der Boss bin ich und sonst keiner."