WM

Modernisierung des Arbeitsrechts angedacht

Katar räumt Missstände ein

Schwierige Arbeitsbedingungen: Arbeiter auf Baustellen in Katar 2013.

Schwierige Arbeitsbedingungen: Arbeiter auf Baustellen in Katar 2013. imago images / MIS

In Person von Hassan Al-Thawadi, Generalsekretär des Organisationskomitees, kündigte das Scheichtum zwar Verbesserungen an, möchte sich aber dennoch nicht be- oder verurteilt wissen.

Al-Thawadi lud auch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, der einer WM in Katar kritisch gegenüber steht, ins Emirat ein, damit sich dieser vor Ort selbstständig ein Bild von der Lage machen könne. "Ich habe sehr großen Respekt vor Herrn Niersbach", meinte Al-Thawadi in einem Interview mit dem SID, um dann fortzuführen: "Man muss Fakten von Fiktion trennen. Ich lade ihn ein, nach Katar zu kommen, mit uns zu sprechen und zu verstehen, was hier passiert."

Katar ist zuletzt stark in die Kritik geraten, nachdem die englische Zeitung "The Guardian" unmenschliche Arbeitsbedingungen auf den WM-Baustellen publik gemacht hatte. Medienberichten zufolge sterben im Emirat jeden Monat Dutzende Gastarbeiter, vorwiegend aus Nepal und Indien, an den enormen Arbeitsbelastungen – besonders scharf kritisiert wird der mangelnde Zugang zu Gratis-Wasser.

"Jeder einzelne Tote jenseits der Zahl Null ist inakzeptabel", betont aber Al-Thawadi, der Niersbach zeigen will, "welche Maßnahmen wir umgesetzt haben, mit welchem Engagement wir dieses Thema angehen. Ich würde ihm erklären, warum es Zustände gibt, die sicherlich niemand akzeptieren kann. Wir arbeiten sehr hart, und die Regierung will diese Probleme so schnell wie möglich lösen." Der 35-jährige Funktionär verwies in diesem Zusammenhang auch auf eine im März verabschiedete Arbeiter-Charta, die die "Sicherheit, Würde und Gesundheit eines jeden, der an der WM mitarbeitet", gewährleisten soll.

Zudem soll das perfide Kafala-System, das ausländische Arbeiter teils in sklavenähnliche Verhältnisse treibt, modifiziert werden. "Derzeit wird das System auf den Prüfstand gestellt und von den zuständigen Ministerien überprüft, um zu schauen, wie man es der Entwicklung des Landes anpassen kann", erklärte Al-Thawadi, der sich dazu nicht weiter äußern wollte, "um dem Gesetzgeber nicht vorzugreifen".

Jeder einzelne Tote ist inakzeptabel!

Hassan Al-Thawadi

Dieses System existiert nur in Katar und Saudi-Arabien. Dabei benötigt jeder Gastarbeiter einen einheimischen Bürgen (Kafil), der sich um alle erforderlichen Formalitäten kümmert und darüber hinaus die Einhaltung aller Vertragsformalitäten zu garantieren hat. Um dies gewährleisten zu können, wird der Pass der ausländischen Arbeitskraft in der Regel durch den Kafil eingezogen. Das kann dann folgenschwere Konsequenzen mit sich bringen, was zurzeit der französische Fußballer Zahir Belounis zu spüren bekommt. Der Fall Belounis hat für Schlagzeilen gesorgt, Katar abermals in ein schlechtes Licht gerückt und das menschenunwürdige Kafala-System in der Welt bekannt gemacht.

WM im Sommer oder Winter? Die Entscheidung trifft die FIFA

Mit Blick auf den Austragungstermin verwies Al-Thawadi auf den Weltverband FIFA: "Um diese Frage muss sich hauptsächlich die FIFA kümmern. Präsident Joseph S. Blatter hat seine Vorliebe erklärt. Es gibt eine Diskussion im Exekutivkomitee über den Termin, und wir warten gespannt auf eine Entscheidung", so der 35-Jährige, der mit Ende des Jahres mit einem Resultat rechnet.

Al-Thawadi gab auch zu verstehen, dass er sich von der WM in neun Jahren enorm viel verspricht. Dabei zog er sogar einen Vergleich mit der Bundesrepublik. "Wenn eine Nation die Kraft des Fußballs versteht, wenn eine Nation gespürt hat, wie eine WM ein Land verändern kann, dann ist es Deutschland. 1954 Weltmeister zu werden, hat Deutschland geholfen, aus einer sehr schwierigen Zeit herauszukommen." Und die WM 2006 habe der Welt "eine sehr warme, freundliche Gesellschaft" präsentiert, "sie hat das Land gezeigt, wie es ist: Eine Nation, die Leistung abliefert - mit einem Lächeln". Ähnliches wünscht er sich auch für sein Land.