Dass es in bis dato 177 Serie-A-Duellen zwischen den beiden italienischen Traditionsklubs Juventus und Inter hoch hergehen kann, ist bekannt. Die Nummer 178, bei der beide Teams abgesehen von Bonucci auf der Turiner Bank in Bestbesetzung antreten konnten, hob sich aber doch etwas ab von der überwiegenden Masse an bisherigen Vergleichen. Denn das alles, was im erstmals seit März 2020 wieder ausverkauften Allianz Stadium dem Publikum geboten wurde, passte nicht einen normalen Zettel.
Los ging es mit einer unfassbar starken Sturm- und Drangphase der zuletzt seit 16 (!) Serie-A-Spielen ungeschlagenen Bianconeri (elf Siege, fünf Remis), die die Mailänder tief hinten festnagelten und Chance um Chance kreierten. Das Blöde nur aus Sicht der Alten Dame: Vlahovic scheiterte an Torwart Handanovic (1. Minute), Morata verfehlte sein Ziel (5.), Chiellini bugsierte die Kugel aus nächster Nähe nach Dybala-Geschoss und zu kurzer Handanovic-Parade nur an die Unterkante der Latte (8.), Dybala setzte einen frechen Distanzschuss nur aufs Tordach (11.), Cuadrado verzweifelte auch an Handanovic (15.) - und Morata bekam das Spielgerät aus leicht spitzem Winkel nicht ins Netz (16.).
In der Folge zog dann Härte ins Land, auf beiden Seiten wurde sich bei intensiven Duellen nichts geschenkt - Gelbe Karten und die Auswechslung vom arg in Mitleidenschaft gezogenen Europameister Locatelli (Kopfverletzung, Turban, Kniebeschwerden) inklusive.
Es wird wild - richtig wild
Offensiv kam von Inter derweil wenig abgesehen von einem Schuss im Fallen von Calhanoglu, den Danilo blocken konnte (32.). Bis zur 43. Minute, als es richtig wild wurde. Zunächst wurde hier Dumfries von Morata am Fuß getroffen, weswegen es nach VAR-Einsatz nachvollziehbar Elfmeter gab. Bei diesem übernahm Calhanoglu die Verantwortung, scheiterte jedoch an Szczesny und foulte beim Nachsetzen noch Danilo, weswegen das direkt folgende Eigentor von Rabiot keine Gültigkeit zugesprochen bekam (45.+1).
Dafür aber schaltete sich erneut der VAR hinzu - und ließ letztlich den Strafstoß wiederholen, weil Juve-Abwehrmann de Ligt zu früh reingelaufen war. Also schnappte sich Calhanoglu erneut die Kugel und donnerte diese kurze Zeit später sicher ins linke Eck (45.+5). Am Ende lief der erste äußerst intensive Abschnitt zehn Minuten länger, wobei Vlahovic nochmals abschloss und knapp verzog (45.+8).
Erneut nur Alu für Juve
Abschnitt zwei kam insgesamt deutlich "entspannter" daher, bot aber dennoch Höhepunkte - vor allem auf Turiner Seite. Denn während die Bianconeri stets über Flügelspieler Cuadrado anschoben und das sicherlich verdiente 1:1 einstreichen wollten, fokussierte sich der Mailänder Apparat fast nur noch aufs Verteidigen der knappen 1:0-Führung.
Und das ging beinahe schief aus Sicht des amtierenden Meisters. Allen voran in den Minuten 52 (Dybala fand nahe des Fünfmeterraums keinen Abnehmer), 57 (Perisic rettete in höchster Not gegen Dybala), 63 (Vlahovic-Schlenzer zog hauchzart vorbei), 67 (Morata verfehlte) und besonders nach 73 Zeigerumdrehungen. Hier legte der im Winter aus Gladbach geholte Zakaria ein tolles Solo aufs Parkett, schloss präzise ab und verzweifelte lediglich an den Fingerspitzen von Keeper Handanovic, der die Kugel so noch an seinen rechten Pfosten lenkte.
Zu guter Letzt verpasste dann noch Correa das mögliche 2:0 auf der anderen Seite (82.), während Dybala einen aussichtsreichen Freistoß zu schwach ausführte und deutlich drüber setzte (90.). So blieb es beim knappen Sieg der Nerazzurri, die damit wieder dick dabei sind im Meisterschaftsrennen hinter Spitzenreiter Milan sowie dem ärgsten Verfolger Napoli. Für Juve dagegen riss nicht nur die zuletzt starke Serie von 16 Ligaspielen ohne Pleite am Stück, es platzten wohl auch die leisen Hoffnungen, nach dem katastrophalen Saisonstart des Rekordmeisters am Ende doch noch ein Wörtchen in Sachen Scudetto mitreden zu können.
Die aktuelle Tabelle der Serie A nach dem 31. Spieltag