Gefallen haben dürfte Juve-Trainer Andrea Pirlo, der am Wochenende in der Serie A noch ein souveränes 2:0 gegen Cagliari Calcio notiert hatte, der Auftakt an diesem Champions-League-Dienstag nicht. Denn einerseits wirkte seine aufgebotene und komplett ohne Italiener ausgestattete Abwehrreihe um de Ligt in vielen Situationen nicht sattelfest, was in Minute 19 in den negativen Höhepunkt mündete - und zugleich die Überraschung für Außenseiter Budapest um den deutschen Linksverteidiger Heister (ehemals TSG 1899 Hoffenheim) bedeutete.
Uzuni setzt ein Ausrufezeichen
Was war passiert? Nach einem langen Schlag gewann erst Uzuni an der Mittellinie das Kopfballduell mit dem zu forsch herausstürmenden de Ligt, sodass in der Folge viel Raum entstand. Diesen nutzte Stürmer Nguen, profitierte auch von den schlecht verteidigenden und teils zu Boden sinkenden Gegenspielern Danilo sowie Alex Sandro und bekam die Kugel am Ende in die Mitte. Dort staubte Uzuni vor Cuadrado ab (19.).
Ferencvaros-Coach Serhiy Rebrov konnte stolz auf seine Mannen sein, die überhaupt immer wieder Nadelstiche setzten, sich mutig zeigten und auch defensiv zumeist sicher standen. Denn freilich dominierte Juventus in Sachen Ballbesitz, Kurzpassspiel und offensivem Druck. Das unterstrich ein gefährlicher Abschluss von Dybala (15.) genauso wie die Tatsache, dass der immer besser bei der Alten Dame ankommende Mittelfeldantreiber Arthur das Geschehen gut lenkte und Möglichkeiten für sich sowie seine Kollegen herausarbeitete.
Gruppe G, 4. Spieltag
CR7 ansatzlos ins Eck
Mehr als das 1:1 sollte für ein dominierendes Turin, für das auch der Ex-Schalker McKennie von Beginn an auflief, aber nicht drin sein in den ersten 45 Minuten. Diesen Treffer steuerte nach Zuspiel von Cuadrado kein Geringerer als Torgarant Cristiano Ronaldo bei, der aus der Distanz kraftvoll abzog und rechts unten via Aufsetzer einnetzte (35.). Mehr drin war aber vorerst eben nicht, weil auch Bentancur und Bernardeschi - der einzige Italiener in der Juve-Startelf - mit Fernschüssen nicht genau genug zielten (jeweils 40.).
Viel Geduld - und Joker Morata
Mit Wiederbeginn war direkt klar, wie das Spiel fortan aussehen würde: Der Underdog stand nur noch tief, kam kaum mehr ordentlich aus der eigenen Hälfte heraus und musste gegen den steten sowie immer mal richtig erhöhten Druck der Bianconeri ankämpfen. Das gelang mit purem Willen, großem Einsatz, einem starken Keeper - und auch ordentlich Glück. Beispiele gefällig? Nach einem schlimmen Rückpass von Blazic rettete Keeper Dibusz gerade noch vor Cristiano Ronaldo (58.), Bernardeschi schoss rechts an den Pfosten (60.), Torhüter Dibusz parierte im letzten Moment herausragend gegen den einschussbereiten CR7 (69.) und der eingewechselte Morata visierte aus aussichtsreicher Lage den linken Pfosten an (76.).
Die Sensation, in Turin tatsächlich einen Punkt mitzunehmen, sie war zum Greifen nah - vor allem, als die reguläre Spielzeit abgelaufen war. Doch vier Minuten sollten noch nachgelegt werden, wo in der Mitte Folgendes passierte: Nach einem Chipball rechts in den Lauf von Cuadrado folgte eine herausragende Flanke des Kolumbianers. Im Zentrum fand sich der goldrichtig postierte Morata, der köpfte und auch mit dem Quäntchen Glück durch die Beine von Keeper Dibusz traf (90.+2). Sein fünftes Tor im vierten Champions-League-Spiel für den von Atletico gekommenen Neuzugang. Traurige und leere ungarische Gesichter waren die Folge, während die Alte Dame den Dreier plus das nun gesicherte Achtelfinal-Ticket feierte.
Für Juve, das in der CL-Gruppe G noch Platz 1 anvisieren kann (drei Punkte Rückstand auf Barça, das 4:0 bei Dynamo Kiew gewann) geht es bei Benevento Calcio am Samstag (18 Uhr) weiter. Ferencvaros, das sich zumindest noch um den Verbleib in der Europa League streiten darf, hat eineinhalb Stunden später MTK Budapest zu Gast.