Einen verrückten Fußballabend erlebten die Zuschauer beim Balkan-Derby im belgischen Charleroi. Favorit Jugoslawien lag Mitte der zweiten Hälfte in Unterzahl gegen die lange Zeit erstaunlich frech aufspielenden Slowenen mit 0:3 im Hintertreffen. Ein kurzer Zwischenspurt mit drei Treffern binnen sechs Minuten bescherte der Boskov-Elf dann noch einen nicht mehr erhofften Punktgewinn.
Die Slowenen mit einem überzeugenden Miran Pavlin in ihren Reihen (Karlsruhe, Freiburg) begannen ihren ersten großen Auftritt überraschend offensiv. Bereits nach drei Minuten verfehlte ein Freistoß von Milinkovic aus 20 Metern das Tor der Jugoslawen nur um einige Zentimeter. Sechs Minuten später prüfte Juve-Star Darko Kovacevic den slowenischen Schlussmann Dabanovic erstmals ernsthaft aus halblinker Position. Aber die Unbekümmertheit des Außenseiters dominierte weiterhin über den großen Nachbarn. Nach 23 Minuten ging die Elf von Srecko Katanec dann auch folgerichtig in Führung. Eine Linksflanke von Amir Karic köpfte Sloweniens Star Zlatko Zahovic im Fallen aus zehn Metern ins linke Eck. Die Stars des Kontrahenten waren dagegen lange abgemeldet. Boskov reagierte früh und holte Youngster Dejan Stankovic von Lazio Rom nach 36 Minuten vom Feld, brachte dafür Routinier Dragan Stojkovic (35), der zum Ende seiner Laufbahn seine Brötchen in Japan verdient. Zu diesem Zeitpunkt hätte es schon 0:2 stehen müssen, doch Torschütze Zahovic vergab freistehend vor Kralj nach einem glänzenden Pass von Udovic (33.).
Spieler des Spiels
Spielnote
Schiedsrichter-Team
Spielinfo
| Stadion | Stade du Pays de Charleroi |
| Zuschauer | 20.000 |
Sieben Minuten nach Wiederanpfiff brachte Boskov mit Savo Milosevic von Real Saragossa einen frischen Angreifer. Der Schuss ging zunächst nach hinten los. Und wie! Zunächst markierte Miran Pavlin mit einem weiteren Kopfballtreffer nach Freistoßflanke von Zahovic das 0:2 (52.) und fünf Minuten später unterlief Lazio-Star Sinisa Mihajlovic ein haarsträubender Fehlpass in der eigenen Hälfte. Zahovic, zweifelsohne auffälligster Spieler auf dem Platz, sprintete dazwischen und hatte keine Mühe, seinen Alleingang zum dritten slowenischen Tor zu vollenden (57.). Wenig später flog Mihajlovic nach seinem zweiten Foul mit Gelb-Rot vom Platz (59.). Alles war klar in Charleroi. Der Ehrentreffer von Milosevic fiel in der 67. Minute. Djukic hatte das Leder von der Außenlinie noch in den Torraum bugsiert, Dabanovic im Tor den ersten Fehler gemacht und Milosevic abgestaubt. Was zunächst nur nach Ergebniskosmetik aussah, führte zu einer beeindruckenden Aufholjagd der in Unterzahl spielenden Jugoslawen. Tor Nummer zwei besorgte Drulovic in der 70. Minute, nachdem Dabanovic einen Schuss zu kurz nach vorne weggefaustet hatte. Wiederum drei Minuten später startete Drulovic auf dem rechten Flügel zu einem energischen Solo. Seine Hereingabe von der Grundlinie musste Milosevic erneut nur über die Linie drücken: 3:3 (73.). Erst nach dem Ausgleich konnte Slowenien sich wieder einigermaßen fangen. Dennoch waren die Jugos näher am Siegtreffer. Ein Kopfball von Jokanovic strich nur hauchdünn über den Querbalken (84.). Beim anschließenden Schlagabtausch drückten beide Mannschaften noch auf das 4:3, doch meist fehlte Kraft und Konzentration zu einem kontrollierten Abschluss. In der Nachspielzeit allerdings musste Dudic auf der Linie für seinen umherirrenden Torwart Kralj den jugoslawischen Punkt retten.
Analyse mit Noten folgt am Mittwochabend