Personal: Zwei Änderungen beim HSV im Vergleich zur 0:2-Pokalpleite gegen Stuttgart. Für Barbarez und den eigentlich schon aussortierten Fukal musste Ketelaer auf die Bank, Schneider stand gar nicht im Aufgebot. Pauli-Coach Demuth stellte nach dem 1:2 gegen Köln auf drei Positionen um. Trulsen, Inceman und Rath ersetzten Amadou, Cenci, Bürger.
Taktik: HSV-Coach Jara wartete mit einer Neuerung auf. Erstmals in seiner Ära ließ er eine Viererkette auflaufen. Davor operierte der HSV sehr variabel: mal mit 4-2-4, wenn Benjamin (rechts) und Präger Meijer/Barbarez unterstützten, mal mit 4-4-2, wenn die Außen bei Ballbesitz der Paulianer Töfting und Albertz ergänzten. Die Gäste vom Millerntor spielten wie zuletzt ohne Absicherung (Stanislawski gegen Meijer, Trulsen gegen Barbarez). Im Mittelfeld genoss Meggle alle Freiheiten.
Analyse: Ein Derby mit hohem Unterhaltungwert, temporeich und voller Emotionen. Der HSV war in der Spielanlage und auch was die Solisten anbelangt klar überlegen, die rustikalen Paulianer konnten nur in punkto Härte mithalten. Mit der neuen Taktik brillierten die Gastgeber und zeigten zuletzt verschüttete Tugenden: spielerische Eleganz und Kombinationen, geprägt von Albertz' Ideen, Barbarez Geniestreichen, und der Dynamik der Außen Benjamin und Präger. Schon zur Pause hätte der HSV durch Benjamin (27., 42.) und Barbarez (43.) höher führen müssen.
Bei St. Pauli rächte sich die Harakiri-Taktik. Der zu langsame Trulsen sowie die indisponierten Gibbs und Inceman rissen immer wieder Lücken in die eigene Defensive. Nach vorne lief lange überhaupt nichts zusammen.
Fazit: Ein verdienter Sieg in einem heißumkämpften Derby. Der HSV versäumte es, die große Überlegenheit rechtzeitig auszuspielen und kam am Ende noch in Gefahr.
Von Hans-Günter Klemm, Thiemo Müller und Michael Richter