Die Wende: Diego trifft zum 1:1 und bringt Werder zurück ins Spiel. picture alliance
Hamburgs Trainer Martin Jol wechselte nach dem 1:1 gegen die Berliner Hertha dreimal. Pitroipa, Alex Silva und Petric spielten an Stelle von Aogo, Tavares (international nicht einsatzberechtigt) und Guerrero (Gelbsperre). Jansen rutschte zurück auf die linke Seite der Viererkette.
Werder-Coach Thomas Schaaf änderte seine Elf im Vergleich zur 0:1-Niederlage in Köln auf vier Positionen. Fritz verteidigte rechts statt Prödl, der in der Liga zuletzt Gelb-gesperrte Frings sowie die am Wochenende angeschlagenen Özil (Patellasehne) und Diego (Rücken) kamen für Niemeyer, Vranjes und Tziolis zurück ins Team.
Dass die beiden Kontrahenten sich in- und auswendig kennen, machte die Anfangsphase deutlich. Bestens informiert über die Stärken des Gegners dominierten beide Abwehrreihen zunächst das Geschehen. Die Partie spielte sich fast ausschließlich zwischen den Strafräumen ab. Dies änderte sich nach gut zehn Minuten zwar nicht grundlegend, dennoch wurde es vor den Toren nun interessanter.
Nachdem Pizarro in Folge einer Boenisch-Flanke aus bester Position neben das Tor geköpft hatte (12.), schlug Hamburg im Gegenzug zu. Mathijsen trieb das Leder mit Tempo durchs Mittelfeld, zog Baumann und Fritz auf sich und passte dann zum von Naldo und Mertesacker alleingelassenen Olic, der alleine vor Wiese cool blieb und über den Keeper zum 1:0 traf (12.). Der HSV schien das Match in der Folge zu kontrollieren und hatte Werder gut im Griff. Diego musste sich den Ball immer wieder aus der eigenen Hälfte holen und konnte vorerst keine Akzente setzen. Stattdessen hätten die Hausherren um ein Haar nachgelegt. Von Demel glänzend in Szene gesetzt, brachte Olic das Spielgerät aber nicht an Wiese vorbei (27.).
Zu diesem Zeitpunkt etwas überraschend gelang Werder plötzlich der Ausgleich. Diego passte 22 Meter vor dem Tor zu Pizarro, der den Ball umgehend zurück in den Lauf des durchgestarteten Brasilianers legte. Über den sich ihm vor die Füße werfenden Rost netzte der Spielmacher zum 1:1 ein (29.).
Das Derby gewann nun an Fahrt - nicht zuletzt, weil sich Werder offensiv steigerte. Einen fulminanten 19-Meter-Schuss von Diego konnte Rost mit den Fingerspitzen an die Latte lenken (37.), ehe Özil Jansen im Strafraum narrte, dann aber zu unpräzise nach innen passte (39.). Auf der anderen Seite scheiterte Jansen aus halblinker Position an Wiese (38.). Einen Schock mussten die Gäste vier Minuten vor der Pause verkraften, als Diego nach einem Tête-à-tête mit Alex Silva verwarnt wurde und fortan mit dem Wissen weiterspielen musste, in einem möglichen Finale gesperrt zu fehlen.
Kurz nach dem Seitenwechsel hatte Bremen zweimal Pech. Erst versagte der belgische Unparteiische Frank de Bleeckere einem Pizarro-Tor wegen einer minimalen Abseitsstellung zu Recht die Anerkennung (52.), zwei Minuten später musste der an den Spätfolgen eines Duells mit Olic leidende Mertesacker durch Prödl ersetzt werden.
Beide Mannschaften wurden immer leidenschaftlicher und übertraten in Zweikämpfen jetzt wiederholt die Grenze des Erlaubten. Bremen brauchte das zweite Tor, hatte zunächst aber Glück, nicht erneut in Rückstand geraten zu sein. Nach glänzender Jansen-Vorarbeit rutschte Pitroipa unmittelbar vor der Linie am Ball vorbei, ehe Trochowski aus halbrechter Position an Wiese scheiterte (61.). Kopfballversuche von Mathijsen (64.) und Petric (65.) verfehlten das Tor.
Die Gäste hatten Mühe, in den Hamburger Strafraum einzudringen, Erfolg hatten sie trotzdem. Pizarro erhielt im Mittelfeld von Baumann den Ball, schüttelte Alex Silva ab und schoss. Die Kugel kam zwar hart, aber nicht sonderlich platziert aufs Tor, dennoch ließ Rost das Leder zum 1:2 durchrutschen - ein folgenschwerer Schnitzer des Schlussmanns (66.).
Plötzlich stand Hamburg unter Zugzwang. Die Jol-Elf war redlich bemüht, kam aber über erfolglose Distanzversuche von Trochowski (69.) und Alex Silva (70.) nicht hinaus. Bremen, insbesondere der starke Pizarro, strahlte bei seinen Versuchen mehr Gefahr aus, hatte die vermeintliche Vorentscheidung aber einem Kuriosum zu verdanken. Weil ein zerknülltes Blatt Papier, das vorher Bestandteil der Choreographie der Hamburger Fans war, das Leder ablenkte, verursachte Gravgaard einen Eckball mit Folgen. Diegos Hereingabe verlängerte Hugo Almeida zu Baumann, der per Kopf auf 1:3 stellte (83.).
Der HSV lag am Boden, gab sich aber dennoch nicht auf. Drei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit erreichte eine Boateng-Flanke Olic, der sich von Fritz löste und zum 2:3 einnickte (87.). Hamburg warf nun natürlich alles nach vorne - auch Rost befand sich in den Schlusssekunden nur noch in der Bremer Hälfte -, letztlich rettete Werder den knappen Triumph aber über die Zeit.
Hamburg und Bremen treffen bereits am kommenden Sonntag erneut aufeinander. In der Bundesliga gastiert der HSV im Weserstadion. Am 20.5. steht Werder im Finale Schachtjor Donezk in Istanbul gegenüber, muss dabei neben Diego auch auf Hugo Almeida verzichten, der sich ebenfalls eine Gelbsperre einhandelte.