2. Bundesliga

HSV-Fehler auf allen Ebenen schreien nach einer schonungslosen Analyse

Kommentar

HSV-Fehler auf allen Ebenen schreien nach einer schonungslosen Analyse

Steht vor ungemütlichen Wochen: Jonas Boldt.

Steht vor ungemütlichen Wochen: Jonas Boldt. picture alliance/dpa/kicker

Vor genau fünf Jahren ist der einstige Bundesliga-Dino am 33. Spieltag schon einmal in Paderborn endgültig aus dem Aufstiegsrennen ausgeschieden. Im Mai 2019 war es nach einem 1:4 das erste Mal und es folgte ein personelles Beben mit dem Ende von Trainer Hannes Wolf und der Abberufung von Sportvorstand Ralf Becker. Ihm ist seinerzeit Jonas Boldt gefolgt, unter dessen Führung es seitdem trotz vergleichsweise luxuriösen wirtschaftlichen Voraussetzungen nicht gelungen ist, die Liga nach oben zu verlassen.

Dass der frühere Leverkusener zuletzt fast wöchentlich auf seine Verdienste außerhalb des sportlichen Bereichs verwies, mag aus seiner persönlichen Sicht nachvollziehbar sein, es darf aber bei den Entscheidern nicht den Blick darauf vernebeln, dass der Sport das Kerngeschäft Boldts ist. Und in diesem ist er gescheitert. Fünf Mal.

Ein Verein arrangiert sich mit der Zweitklassigkeit

Dass die leidgeprüften Anhänger nach einer Leistung, die eines Spiels der letzten Chance nicht würdig war, tapfer "Mein Hamburg lieb ich sehr" intonierten, hat etwas Bewegendes, und ist exakt das, was Boldt sich als Verdienst ans Revers heftet. Es drückt gleichzeitig aber auch aus, dass sich Hamburg immer mehr arrangiert mit der 2. Liga. Und genau das wurde letztlich auch am Freitagabend sichtbar. Denn der Auftritt in Paderborn war das Spiegelbild einer gesamten Saison: Immer, wenn es drauf ankam, war der HSV nicht da. Die Mannschaft war in der Lage, sich, wie jüngst im Stadt-Derby, situativ hochzufahren, sie hatte aber nicht die Stabilität, sich konstant am Limit zu bewegen.

Boldts Walter-Bekenntnis und die Außenwirkung

Die Gründe dafür müssen schonungslos und selbstkritisch analysiert werden. Und zwar schonungsloser und selbstkritischer als das im vergangenen Sommer nach der zweiten verlorenen Relegation gegen Stuttgart geschehen ist. Dass von Boldt öffentlich verkündete "Weiter so" mit Tim Walter noch vor der anberaumten Saisonanalyse erwies sich letztlich als verheerendes Signal. Und es geht dabei weniger darum, ob die Entscheidung richtig oder falsch war, sondern vielmehr darum, dass mit dem Zeitpunkt der Verkündung der Eindruck entstehen konnte, die kritische Aufarbeitung und damit letztlich auch der Leistungsgedanke stünden nicht im Vordergrund.

Die Vertragslaufzeiten der HSV-Profis

Wenn Steffen Baumgart nach dem erneuten Scheitern nun sagt, es gehe bei der Besetzung der neuen Mannschaft auch darum, ob allein Qualität reiche, um in Hamburg aufzusteigen, oder ob es womöglich anderer Tugenden bedarf, dann ist das angesichts der glaubhaften Loyalität des Trainers mit Sicherheit kein Frontalangriff auf Boldt - die Aussage zeigt aber, dass vor den Fehlern auf dem Platz auch Fehler bei der sportlichen Leitung begangen worden sind. Und diese gehören bei der Analyse auf den Tisch.

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