Hoffenheims Trainer Marco Pezzaiuoli nahm nach der 1:2-Niederlage in Bremen nur einen personellen Wechsel vor: Salihovic kehrte nach abgesessener Gelbsperre zurück und verdrängte Mlapa auf die Bank. Holger Stanislawski musste auf der anderen Seite Angreifer Ebbers (Bauchmuskelfaserriss) sowie Rothenbach (Patellasehnenprobleme) ersetzen, Naki setzte er zudem auf die Bank. Im Vergleich zum 2:2 gegen Freiburg begannen Asamoah, Thorandt (nach Rotsperre) und Bartels.
Mit dem Anpfiff übernahmen die Hoffenheimer das Spielkommando, St. Pauli kam kaum einmal an den Ball. Dafür verteidigten die Hamburger in der eigenen Hälfte zunächst sehr konzentriert; 1899 ließ zwar die Kugel immer wieder gut laufen, wusste aber auch mangels Tempo mit dem optischen Übergewicht nicht besonders viel anzufangen. Die einzige ernstzunehmende Chance der ersten gut 25 Minuten hätte nicht einmal zählen dürfen: Bei Salihovics Freistoßflanke rückten alle St.-Pauli-Feldspieler raus, und Compper, einer von vier (!) Hoffenheimern im Abseits, vergab überhastet (9.).
Doch der Hoffenheimer Linksverteidiger bekam eine zweite Chance. Der nächste, von Rudy scharf in den Sechzehner getretene ruhende Ball aus dem linken Halbfeld rutschte - vielleicht auch weil Boll im Duell mit Vorsah stürzte - bis zu Compper durch, der sich diesmal aus wenigen Metern nicht zweimal bitten ließ (29.). St. Paulis einziger Versuch einer Antwort bis zur Pause: Kruse prüfte Starke mit einem satten Rechtsschuss (33.). Die Hoffenheimer Führung nach einer wenig begeisternden ersten Hälfte war angesichts des klaren Plus an Ballbesitz letztlich verdient, zu defensiv und fehlerhaft agierten die Gäste.
Der 19. Spieltag
Mit dem Seitenwechsel nahmen endlich auch Intensität und Unterhaltungswert zu, plötzlich ergaben sich mehr Chancen. Zunächst verhinderte Kessler ein Thorandt-Eigentor (48.), dann stand's plötzlich 1:1: Bei einem der ersten geordneten St.-Pauli-Angriffe steckte Boll auf Asamoah durch. Vorsah ging unfair dazwischen, legte die Kugel damit aber für Kruse auf, der aus zentraler Position flach unten rechts einnetzte und damit St. Paulis vier Auswärtsspiele währende Torlos-Serie beendete (51.). Wenig später traf erst Oczipka das Außennetz (53.), dann Alaba aus bester Position den Ball nicht (55.). Mit anderen Worten: Das Match war nun - dank erhöhtem Offensivgeist der Gäste - offen.
Und St. Pauli wurde mit zunehmender Spieldauer immer mutiger, die Hamburger hatten nun richtig Lunte gerochen. Immer wieder nutzten sie jetzt leichtsinnige Fehler der TSG zu Kontern - so kam Takyi aus gut 20 Metern frei zum Schuss und ließ die Latte erzittern (75.). Und sechs Minuten später war die Partie gedreht! Vorsah verlängerte Oczipkas Flanke zu Asamoah, der die Kugel im Strafraum mit der Brust annahm und an Ibertsberger vorbei unter die Latte knallte. Doch Hoffenheim raffte sich in der Schlussminute noch einmal auf und hatte Glück: Weil Gunesch Alabas 20-Meter-Schuss noch unhaltbar für Kesser abfälschte (90.), holte sich 1899 doch noch einen späten Punkt.
Hoffenheim verschlief fast die komplette zweite Hälfte und musste mit dem 2:2 zufrieden sein. Seit sechs Spielen warten die Kraichgauer damit schon auf einen Bundesliga-Dreier. Am Mittwoch (19 Uhr) geht es zunächst im DFB-Pokal-Viertelfinale bei Energie Cottbus weiter, in der Liga gibt's am Samstag (15.30 Uhr) die nächste Chance. St. Pauli, das erstmals in der laufenden Saison auf den Relegationsplatz abrutschte, empfängt zeitgleich den 1. FC Köln zum Kellerduell.