Bundesliga

Heute steigt das letzte Montagsspiel - "Großer Erfolg für die Fanszenen"

Neuer Spielplan auch dank der Proteste

Heute steigt das letzte Montagsspiel - "Großer Erfolg für die Fanszenen"

Klare Ansage: Frankfurter Fans beim ersten Montagsspiel gegen Leipzig.

Klare Ansage: Frankfurter Fans beim ersten Montagsspiel gegen Leipzig. picture alliance

Die DFL begründete die Einführung der Montagsspiele zur Saison 2017/18 mit einer "Entlastung der Europa-League-Starter". "Kommerzielle Gründe waren dabei nicht entscheidend", hieß es von Seiten der DFL. Weniger als ein Prozent der Medienerlöse würde auf die Montagsspiele entfallen.

Die Fan-Szene wehrte sich von Beginn an vehement dagegen. Aus den Kurven flogen Tennisbälle, der Rasen war übersät mit Klopapier. Mit Erfolg: Heute endet dieses Kapitel mit der Begegnung zwischen der TSG Hoffenheim und Bayer Leverkusen.

Filzbälle, Toilettenpapier und Spruchbänder

Gleich das erste reguläre Montagsspiel vor fast genau drei Jahren zwischen Eintracht Frankfurt und RB Leipzig im Februar 2018 wurde zur Bühne für Protestaktionen: Mit Filzbällen und Toilettenpapier, aber auch Spruchbändern und Plakaten machten die Fans ihrem Unmut Luft. Und auch in der Folge ebbte die Ablehnung gegen den neuen Termin im Spielplan nicht ab.

"Dass die Proteste dazu geführt haben, dass die Montagsspiele eingestellt werden, ist ein großer Erfolg für die Fanszenen", sagt Helen Breit von der Fan-Organisation "Unsere Kurve" im SID-Gespräch. Dieser Ansicht ist auch Michael Gabriel von der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS): "Die Fans hatten einen großen Anteil daran, dass diese Spielansetzungen abgeschafft wurden."

Mit der Partie ins Sinsheim endet nun erst einmal die Zeit der ungeliebten Montagsspiele in der Bundesliga. Zur neuen Saison stellt auch die 2. Bundesliga den Montags-Spielbetrieb ein: Am 10. Mai kommt es im Unterhaus zur letzten Montags-Begegnung zwischen dem Hamburger SV und dem 1. FC Nürnberg.

Neuer Spielplan ab der Saison 2021/22

Die neue Spielplan-Struktur ab 2021/22 und mindestens bis zur Saison 2024/25 stärkt den Stellenwert des Samstags und des Sonntags. Dazu hieß es im offiziellen Statement der DFL vor einem Jahr: "Die zehn Entlastungsspiele im Sinne der UEFA-Europa-League-Starter, die in der Bundesliga bislang jeweils zur Hälfte am Montagabend und am Sonntag ab 13.30 Uhr ausgetragen wurden, finden künftig alle am Sonntag um 19.30 Uhr statt." Auch in der 2. Bundesliga wird es keine Montagsspiele mehr geben, dafür wird am Samstagabend um 20.30 Uhr gekickt. (Hier finden Sie alle neuen Anstoßzeiten ab der Saison 2021/22) Ob diese Zeiten auch den Fans schmecken, wird sich noch herausstellen.

Zurück zu den Wurzeln? Wohl nur eine Phrase

Pandemiebedingt haben es die Fan-Organisationen derzeit ohnehin schwer, ihre Interessen zu bekunden, denn die Präsenz in den Stadien fehlt weiterhin komplett. Und Themen gibt es derzeit genug, die für reichlich Unmut sorgen. Auf Druck der Politik und vor allem von Fan-Organisationen, wurde die "Taskforce Zukunft Profifußball" gegründet. "Der grundsätzliche Ansatz der Taskforce ist es, Entwicklungen der Vergangenheit zu reflektieren, interdisziplinär zu diskutieren und gegebenenfalls gangbare Wege für die Zukunft zu entwerfen", hieß es in einer Pressemitteilung der DFL. Doch ein vielfach gefordertes "Zurück zu den Wurzeln" wird es trotz Corona-Krise allem Anschein nach nicht geben.

Reform der Champions League und WM in Katar

Die BVB-Fans wollen keine Reform in der Champions League.

Stiller Protest: Die BVB-Fans wollen wie viele andere keine Reform in der Champions League. imago images

Zum einen polarisiert die Reform der europäischen Wettbewerbe, die mehr Spiele und somit mehr Geld für die "großen" Vereine bedeutet, zum anderen mehren sich die Rufe nach einem Boykott der Weltmeisterschaft in Katar 2022. "Wir können über die Presse oder offizielle Mitteilungen agieren, aber die Ausdrucksformen haben nicht so viel Nachdruck wie die Emotionen von Fans im Stadion", stellt Helen Breit fest.

Auch die Fan-Organisation "ProFans" spricht sich klar gegen eine Reform der europäischen Wettbewerbe aus und fordert zudem vom DFB den Boykott der WM in Katar. In einer Pressemitteilung ließ Nicolai Mäurer von "ProFans" in Bezug auf die geplanten Reformen der europäischen Klubwettbewerbe verlauten: "Alle sagen, wir vermissen so schmerzlich die Fans. Und dann wird etwas beschlossen, was völlig konträr zu dem steht, was sich die Fans wünschen." (Hier finden Sie alle Details zu den Reformplänen in der Champions League.)

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen rechnet Michael Gabriel mit weiteren massiven Protesten: "Die Absetzung der Montagsspiele zeigt, dass es sich aus Fan-Sicht lohnen kann, zu protestieren. Die Verantwortlichen des Fußballs auf nationaler und internationaler Ebene wären gut beraten, diese Stimmen deutlich ernster zu nehmen als bisher", so der Leiter der Koordinationsstelle Fanprojekte gegenüber dem SID.

Wie ernst es allen Beteiligten ist, wird sich auch am 19. April zeigen, denn dann soll es nach UEFA-Angaben eine "offizielle Entscheidung" zur Champions-League-Reform geben. Die "Football Supporters Europe" - immerhin offizieller UEFA-Ansprechpartner - durften die Reform jedenfalls nicht mitentwickeln. "Die UEFA hat uns vor vollendete Tatsachen gestellt", sagte Martin Endemann im Interview mit dem kicker. Und so wird vorerst wohl weiter am großen Rad gedreht ...

Lesen Sie dazu einen Kommentar: "Ein großer Wurf - mitten ins Gesicht der Fans"

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