Personal: Hertha-Coach Röber vollzog gegenüber dem jüngsten Bundesligaspiel (1:4 in Lautern) den Totalumbruch. Schmidt, Dardai, Tretschok, Neuendorf, Hartmann, Alves und Tchami kamen ins Team. Es fehlten: Preetz (Bluterguss an der Hüfte), Simunic (Muskelverhärtung im Oberschenkel), Deisler (Patellasehnenprobleme) sowie die zunächst auf der Bank verbliebenen Marcelinho, Maas, Goor und Marx. Westerlos Trainer Ceulemans brachte im Vergleich zum Hinspiel gegen Hertha (0:2) Delen, Severeyns und van den Bossche für de Coninck (verletzt), Lammens und Ba.
Taktik: Hertha trat im 3-5-2-System an: Schmidt und Sverrisson deckten im Raum, Dardai und Tretschok sollten Westerlos Kreativabteilung (Willemsen, van den Bossche) neutralisieren und den hinter den Spitzen postierten Beinlich unterstützen. Belgiens Pokalsieger agierte in der Defensive mit klarer Zuordnung: Machiels ging mit Alves mit, Verheyen mit Tchami, Smits mit Beinlich. Anders als im Hinspiel, als Ceulemans nur eine echte Spitze brachte, liefen diesmal zwei Angreifer auf.
Analyse: Hertha BSC ließ in den 90 Minuten so ziemlich alles vermissen, was schönen und erfolgreichen Fußball ausmacht: Laufbereitschaft, Tempowechsel, Explosivität im gegnerischen Strafraum, Passgenauigkeit. Beinlich vermochte das Spiel nicht zu ordnen, die Außen agierten ohne Biss (Hartmann) oder ließen ihrem Gegenspieler deutlich zu viel Raum (Neuendorf gegen Schaessens), die Deckung brachte sich mit leichtfertigen Ballverlusten selbst in Bedrängnis (allen voran Kiraly und Sverrisson). Westerlo schaffte es jedoch nicht, den chronischen und anhaltenden Ideenmangel der Berliner auszunutzen. Severeyns vergab mehrfach die mögliche Führung. Röbers Umstellungen zur Pause halfen nicht wirklich: Marcelinho (bemüht und nicht zufällig Schütze des einzigen Tores), Goor (völlig verunsichert) und Beinlich wechselten sich fortan mit ihren Vorstößen in die Spitze ab.
Fazit: Ein Dusel-Sieg für die schwachen Berliner, deren Auftreten gegen biedere Belgier zur spielerischen Bankrotterklärung geriet. Ein misslungener Fußball-Abend.
Von Steffen Rohr