Hertha-Coach Pal Dardai nahm vor dem Duell mit dem Überraschungs-Aufsteiger RB im Vergleich zum jüngsten 0:2 in Bremen , der inzwischen neunten Auswärtspleite in Serie (!), zwei Wechsel vor: Für die auf die Bank verfrachteten Mittelstädt und Allan rückten Innenverteidiger Brooks sowie Mittelfeldmann Stocker nach ihren jeweils überstandenen Muskelfaserrissen in die Startelf. Außerdem kehrte auch Weiser wieder zurück in den Kader und stand erstmals seit den Spieltagen 24 und 25 als Joker parat.
Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl reagierte derweil auf das jüngste 0:0 gegen Ingolstadt mit einem Tausch: Compper begann anstelle von Halstenberg (Bank). Damit war auch klar: Werner konnte trotz leichter Blessuren nach dem Spiel gegen den FCI sowie beim Training unter der Woche von Beginn an mitwirken.
Werner schraubt sich hoch und nickt ein
Werner war es auch, der die gewohnt frech angreifenden und vor allem blitzschnell passenden Gäste frühzeitig in Front brachte. Beim 1:0 konnten sich die Sachsen allerdings auch bei einer extrem schwachen Berliner Abwehr bedanken: Keita spielte zunächst ins rechte Halbfeld zum komplett freien und auch bei seiner folgenden Flanke nicht attackierten Sabitzer. Der Österreicher fand mit seinem Zuspiel Werner - und der ebenfalls blanke und scheinbar von der Hertha-Defensive vergessene Angreifer nickte zum 1:0 ein (12.).
Jarsteins zwei Paraden
Mister Zuverlässig: Das zwischenzeitliche 1:0 in Berlin war bereits Timo Werners 18. Saisontor. imago
Umso mehr Spielzeit verstrich, umso besser kam die Alte Dame zwar rein in die Partie - vor allem der Einsatz in den Zweikämpfen stimmte. Die Gäste stellten sich derweil eher defensiv auf und beschränkten sich auf schnelle Gegenzüge nach Balleroberungen.
Bundesliga, 32. Spieltag
Allzu viel konnten die Berliner mit dem Ball am Fuß aber nicht anstellen. So fehlten bis zum Ende der ersten Halbzeit bis auf eine prächtige Chance für Esswein (28.) weitere gute Torabschlüsse auf den Kasten von RB-Schlussmann Gulasci. Letztlich konnten sich die Hauptstädter sogar noch bei Torwart Jarstein bedanken, dass es nur mit dem 0:1 in die Katakomben ging: Der Norweger zeigte gegen einen Sabitzer-Distanzschuss eine starke Flugparade (27.), ehe er auch noch gegen Werner mit einem überragenden Reflex glänzte (36.).
Berlin schlägt sich selbst
Der zweite Abschnitt begann dann wie ein regelrechter Berliner Alptraum: Während nach vorne weiterhin wenig bis nichts ging, weil unter anderem Stocker trotz guten Laufwegen zu viele ungenaue Pässe spielte, leistete sich die Alte Dame tief in der eigenen Zone kapitale Böcke. Zunächst schenkte Esswein RB-Stürmer Poulsen mit einem krassen Fehlpass ein Eins-gegen-eins gegen den abermals stark parierenden Jarstein (54.). Dann erwischte es auch den besten Berliner des Tages: Jarstein rutschte mit dem Ball am Fuß weg und legte die Kugel so in die Füße von Poulsen. Der Däne eilte aufs Gehäuse zu, legte überlegt für Werner ab und dieser markierte lockerleicht sein 19. Saisontor (54.) - 2:0 für RB Leipzig.
Bemerkenswert: RB-Stürmer Werner ist mit seinem Doppelpack zum ersten Deutschen im Alter von 21 Jahren mit mindestens 18 Bundesliga-Saisontoren seit Dieter Müller 1974/75 (24 Tore) aufgestiegen.
Selke schnürt den Doppelpack
Champions League, RB Leipzig ist dabei: Doppelpacker Davie Selke feiert mit den Fans. Getty Images
Das 0:2 saß derweil tief bei den Berlinern, die Dardai-Elf bekam viele Minuten lang nichts mehr nach vorne zustande - auch nicht Joker Weiser zum Beispiel. Erst als Ibisevic eine Freistoßflanke von Darida auf den Kopf von Joker Rani Khedira köpfte (85., Eigentor), keimte noch einmal ein wenig Hoffnung Richtung Unentschieden auf. Allerdings hielt der Glaube nicht lange: Der eingewechselte Selke schnürte binnen kurzer Zeit einen Doppelpack (89. und 90.+2), stellte den 4:1-Endstand her und räumte allerletzte Restzweifel aus: Aufsteiger RB Leipzig spielt kommende Saison 2017/18 in der Gruppenphase der Champions League mit!
Am nächsten Samstag, dem 33. und vorletzten Spieltag, treten sowohl Hertha (auswärts in Darmstadt) als auch Leipzig (zuhause gegen Bayern) jeweils um 15.30 Uhr an.