Bundesliga

Hertha "desolat": Die Alte Dame geht am Stock

Berlin im Abstiegskampf

Hertha "desolat": Die Alte Dame geht am Stock

Blick ins Leere: Hertha BSC ist seit acht Ligaspielen ohne Sieg.

Blick ins Leere: Hertha BSC ist seit acht Ligaspielen ohne Sieg. Getty Images

Auf einer Stufe mit Peter Neururer steht Michael Skibbe noch nicht. Neururer hatte bei seinem Kurz-Intermezzo im Frühjahr 1991 seine ersten fünf Spiele auf der Hertha-Bank verloren - Berliner Bundesliga-Rekord. Damals stieg der Hauptstadtklub, als Aufsteiger in die Saison gestartet, als abgeschlagenes Schlusslicht wieder ab.

So schlimm ist es um Hertha momentan zwar bei weitem nicht bestellt, nach Skibbes zweiter Schlappe im zweiten Spiel ist der Relegationsplatz jedoch nur noch zwei Zähler entfernt. Die Stimmung war nach dem 1:2 gegen den HSV entsprechend mies. "Ich bin sehr enttäuscht vom Auftritt meiner Mannschaft. Was wir in der ersten Halbzeit gezeigt haben, war weit unter dem Bundesliga-Schnitt. Da haben wir die Punkte schon verschenkt", kritisierte Skibbe. Eine Reaktion auf das 0:2 in Nürnberg zum Rückrunden-Auftakt blieb aus.

Die Formkurve zeigt nach unten

"Ohne Mumm, ohne Selbstbewusstsein und so ängstlich zu Hause - das geht gar nicht", brachte es Kapitän Andre Mijatovic nach dem achten Ligaspiel in Folge ohne Sieg auf den Punkt. Ohne große Gegenwehr durften Marcell Jansen und Mladen Petric die Hamburger mit 2:0 in Führung bringen. Mijatovic weiß: "Wenn wir so spielen, wird es sehr, sehr schwer für uns."

Friede, Freude, Eierkuchen aus der Hinrunde sind vorbei. Jetzt müssen wir vier Monate richtig Gas geben.

Christian Lell

Das immerhin zeigte, dass sich in Berlin niemand vor der Wahrheit versteckte. Auch Skibbe analysierte bei "Sky" schonungslos: "Wir haben in der ersten Halbzeit ab der 20 bis zur 45 Minute ganz schwach gespielt, ganz desolat. Darüber wird zu sprechen sein." Hertha im Abstiegskampf, nur am zweiten Spieltag war der Aufsteiger in der Tabelle so schlecht platziert wie aktuell (15.). "Jetzt", sagt Andreas Ottl, "sollte auch dem Letzten bewusst sein, dass wir bis zum Schluss kämpfen müssen."

Zwar hatten sich die Berliner gegen den HSV in der Schlussphase gesteigert - Skibbe hatte gar "20, 25 Minuten Powerplay" gesehen -, für einen Punktgewinn reichte das aber nicht mehr und der, das gaben selbst einige Herthaner zu, wäre auch nicht verdient gewesen. Zumindest zeigten die Spieler Skibbe, dass sie auch anders können. "In der zweiten Halbzeit hat man gesehen, dass von Angst nichts mehr zu spüren war", so der Hertha-Coach.

Gegen 96 soll Wiedergutmachung her - doch mit welcher Abwehr?

Trotzdem erlebten seine Schützlinge hinterher ein Pfeifkonzert. "Wir müssen unter der Woche hart an uns arbeiten", fordert Skibbe, Wiedergutmachung soll her. Es stehen zwei weitere Heimspiele an: gegen Hannover am kommenden Samstag und gegen Gladbach im DFB-Pokal-Viertelfinale vier Tage später.

Geht die "Alte Dame" weiter am Stock? Personell auf jeden Fall, Skibbe muss in seiner Viererkette gegen 96 improvisieren. Mijatovic und Christian Lell sind gelbgesperrt, Christoph Janker fehlt mit Jochbeinbruch länger , bei Roman Hubnik (Knieprellung) heißt es abwarten. "Die Lage ist kritisch", sagt Mijatovic zu Recht.