3. Liga

Heikler Start für Lettieri - Grlic wehrt sich gegen Gerüchte

Sportdirektor contra Präsident bei Duisburg-PK

Heikler Start für Lettieri - Grlic wehrt sich gegen Gerüchte

Bringen sie den MSV wieder in ruhigeres Fahrwasser? Präsident Ingo Wald, Sportdirektor Ivo Grlic und Trainer Gino Lettieri (v.l.).

Bringen sie den MSV wieder in ruhigeres Fahrwasser? Präsident Ingo Wald, Sportdirektor Ivo Grlic und Trainer Gino Lettieri (v.l.). picture alliance

Nach fünf Jahren ist Gino Lettieri zurück beim MSV Duisburg. Wie oft haben er und Sportdirektor Ivo Grlic seitdem telefoniert? Diese Frage stellte bei der rund einstündigen Antrittspressekonferenz des alten, neuen Trainers am Donnerstag niemand; dass Grlic sie trotzdem beantwortete, passte zur knisternden Stimmung im Presseraum.

MSV-Präsident Ingo Wald berichtete zwar erleichtert von zwei Whatsapp-Nachrichten ehemaliger Lettieri-Schützlinge, die die Trainerwahl begrüßt hätten, viele im Duisburger Umfeld hegen jedoch eine ganz andere Meinung. Und so waren die MSV-Macher im aggressiven Verteidigungsmodus, als sie ihre Entscheidung für Lettieris Rückkehr erklärten.

Grlic: "Ich bin überrascht, wenn ich lese, dass Gino denselben Berater wie ich habe"

Der 53-jährige Deutsch-Italiener, der seit seinem Aus bei Korona Kielce in Polen vor 13 Monaten ohne Trainerjob war, kenne "den Verein und die 3. Liga" (Grlic) und wisse, "worauf er sich einlässt", so Wald, der Vorgänger Torsten Lieberknecht "menschlich perfekt" nannte. Lettieri sei "sicherlich genau der richtige Mann in dieser sehr, sehr schwierigen Zeit des MSV Duisburg".

Gerüchten, wonach Lettieri aus ganz anderen Gründen zurückgekehrt ist, trat Grlic vehement entgegen: "Ich bin überrascht, wenn ich lese oder höre, dass Gino denselben Berater wie ich habe, denn ich wusste noch gar nicht, dass ich einen Berater habe", sagte der Sportdirektor ungefragt. Lettieri habe den Job nicht aus Freundschaft erhalten, "das musste ich auch mal sagen". "Seitdem Gino Ende 2015 nicht mehr im Amt bei uns war, hatten wir vielleicht fünf, sechs Mal telefonischen Austausch, mehr aber auch nicht."

Bei der Verletztenliste wähnt sich Lettieri wie bei seinem Aus 2015

Damals war Lettieri nach dem Aufstieg in die 2. Liga nach nur einem Sieg aus den ersten 13 Spielen und dem letzten Tabellenplatz durch Ilia Gruev ersetzt worden und entsprechend geknickt. "Ich war nicht sauer, ich war nicht böse", betonte er am Donnerstag jedoch rückblickend. "Wir konnten uns damals schon in die Augen schauen."

Das Gefühl, als wäre er "gar nicht weggewesen", überkommt Lettieri aber aus einem anderen Grund: beim Blick auf die aktuelle Verletztenliste. "Ich bin genau an diesem Punkt gegangen, und genau an diesem Punkt komme ich jetzt wieder zurück." Für das Gastspiel bei Türkgücü München am Samstag (14 Uhr, LIVE! bei kicker), bei dem er noch als Zuschauer auf der Tribüne sitzen wird, fallen Max Jansen (grippaler Infekt), Leroy-Jacques Mickels (Muskelfaserriss), Mirnes Pepic (muskuläre Probleme), Cem Sabanci (Kreuzbandriss) sowie die gesperrten Lukas Scepanik und Dominik Schmidt aus. Eine solche Misere macht Lettieri auch für sein MSV-Aus 2015 verantwortlich.

"Ich denke, ich habe ein bisschen mehr Glück als der Torsten"

"Das Allerwichtigste ist, dass alle verletzten Spieler wieder zurückkommen", sagt der Lieberknecht-Nachfolger deshalb, der sich bereits festlegte, auf eine Viererkette zu setzen. "Ich denke, ich habe ein bisschen mehr Glück als der Torsten, dass die verletzten Spieler jetzt langsam wieder zurückkehren." Erst einmal gehe es darum, die bevorstehenden "zwei, drei schwierigen Wochen" zu überstehen, in denen der Spielplan keine Gnade kennt. Grlic: "Dass sich Gino Zeit wünscht, ist normal, doch diese Zeit hat er leider nicht."

Die Tabellenlage mit nur acht Punkten aus acht Spielen, die vielen Verletzten, sein verzögerter Einstieg wegen fehlender Corona-Negativtests: Viel schwerer könnte Lettieris Re-Start in Duisburg kaum sein - zumal viele Fans seine Rückkehr kritisch beäugen. "Als ich das erste Mal hierher kam, war ja auch nicht alles positiv", sieht er das entspannt. Für Grlic liegt es "an uns beiden, die Leute zu überzeugen, dass es der richtige Schritt ist".

Ingo, lieben Dank für die Worte. Aber Fakt ist, ich hätte so was nie öffentlich gemacht. Jammern ist nicht meine Art.

Grlics Antwort für Präsident Wald

Dem Sportdirektor sprang am Donnerstag der Präsident bei, indem er ausführlich dokumentierte, wie sich der MSV vor der Saison erst spät einen Spieleretat von 4,5 Millionen Euro - der Summe aus der Vorsaison - erkämpft hatte und der Transfermarkt dann eben "zum Teil schon abgegrast" gewesen sei. Grlics pikante Reaktion: "Ingo, lieben Dank für die Worte. Aber Fakt ist, ich hätte so was nie öffentlich gemacht. Jammern ist nicht meine Art."

Allerdings sei er sich ungeachtet aller Probleme bei der Kaderplanung "sicher, dass die Mannschaft mehr Potenzial" und "das wahre Gesicht" noch nicht gezeigt habe. Von Aufstiegsambitionen will der Vorjahresfünfte, der den Relegationsplatz erst am letzten Spieltag verpasst hatte, aber erst einmal nicht mehr sprechen. "Der erste Schritt kann nur heißen, da unten rauszukommen" und "aggressiver, konstanter und stabiler" zu werden, so Grlic.

Und auch Lettieri ist sich der kniffligen Lage bewusst: "Die 3. Liga ist eine der schwierigsten Ligen, die es gibt. Wenn man mal da hinten drin ist, ist es wahnsinnig schwer, da wieder rauszukommen."

jpe

Die Trainer der 3. Liga für die Saison 2021/22