Heidenheims Trainer Frank Schmidt brachte im Vergleich zum 0:0 in Fürth Mohr anstelle von Kerschbaumer.
HSV-Coach Hecking wählte defensiveres Personal als beim 1:1 gegen Osnabrück und brachte in Gyamerah, Dudziak, Beyer und van Drongelen (zurück nach Gelbsperre) eher defensiv orientiertere Spieler neu in die Elf. Dafür mussten Kittel, Kinsombi, Fein und Vagnoman auf die Bank.
HSV legt stark los - und hat früh Pfostenpfech
Der HSV ging durch diese personelle Umstellung nicht mit dem gewohnten 4-3-3 ins Spiel, sondern startete mit einer Dreierkette - und enorm gut ins Spiel. Die Rothosen bestimmten von Beginn an die Partie, schnürten die Gäste in deren Hälfte ein und kamen früh zu erstklassigen Chancen: Gyamerah scheiterte aus spitzem Winkel an Müller (5.), Jung verlängerte eine Hunt-Ecke an den Pfosten, dann rettete Leipertz gegen Beyer auf der Linie (7.). Heidenheim brauchte etwas, um in der Partie anzukommen. Die Schmidt-Elf gestaltete die Partie nach rund einer Viertelstunde zwar etwas offener, die individuelle Überlegenheit der Hamburger blieb aber weiterhin augenfällig.
Heidenheim wurde im Verlauf der ersten Hälfte immer aktiver, wurde offensiv aber kaum gefährlich. Allerdings agierte auch der HSV nun nicht mehr so zwingend wie noch in der Anfangsphase. Die Konsequenz: Echte Torchancen blieben Mangelware. Hamburg verzeichnete einige Abschlüsse nach Standardsituationen, die beste vergab Hunt per Freistoß von der Strafraumgrenze (40.). Heidenheim kam nicht über Distanzschüsse von Dorsch (29.) und Kleindienst (34.) hinaus, die Pollersbeck nicht wirklich in Verlegenheit brachten.
2. Bundesliga, der 33. Spieltag
Blitzstart durch Pohjanpalo - Schimmers Treffer zählt nicht
Im zweiten Durchgang erwischte der HSV aber einen absoluten Blitzstart: Mainka verlängerte einen hohen Ball unglücklich per Kopf in den Lauf von Pohjanpalo, der nicht konsequent angegriffen wurde und keine 20 Sekunden nach dem Wiederanpfiff trocken zur HSV-Führung einschoss (46.). Harnik bot sich nur Augenblicke später sogar die Möglichkeit, um nachzulegen, der Österreicher scheiterte aus spitzem Winkel aber an Müller (48.).
Schmidt reagierte auf den Rückstand und brachte Thomalla und Schimmer für Mohr und Otto (53.). Sein Team war nun gefordert - und kam dem Ausgleich tatsächlich sehr nahe: Pollersbeck kratzte einen Flachschuss von Dorsch mit den Fingerspitzen aus dem Eck (54.), nach der anschließenden Ecke fiel der Ball über Umwege Schimmer vor die Füße. Der Joker traf humorlos zum vermeintlichen Ausgleich - doch der Jubel der Hausherren währte nur kurz. Der VAR schaltete sich ein und deckte auf: Griesbeck war der Ball unmittelbar vor Schimmers Abschluss an den angelegten Arm gesprungen, Schiedsrichter Deniz Aytekin nahm den Treffer folglich zurück (56.).
Beyers Eigentor zum Ausgleich - HSV kommt ins Schwimmen
Es blieb zunächst allerdings eine kurze Drangphase der Heidenheimer, die nun zwar deutlich mehr vom Spiel, aber wenig zwingende Aktionen hatten. Stattdessen schnupperte Jung am 2:0, köpfte aus kurzer Distanz aber in die Arme von Müller (66.). Bezeichnenderweise war es letztlich Schnatterer, der den Ausgleich erzwang. Der eingewechselte Kapitän schlug den Ball von rechts scharf in den Fünfmeterraum, wo Kleindienst die Kugel nicht kontrollieren konnte und nur an den Fuß von Beyer stolperte, von wo aus die Kugel über die Linie trudelte (80.).
Dieser Treffer veränderte die Statik des Spiels komplett. Heidenheim stürmte unaufhörlich nach vorne, der HSV geriet bedenklich ins Schwimmen. Kinsombi hatte noch die Möglichkeit zur direkten Antwort (81.), doch im Anschluss daran häuften sich die Chancen der zuvor lange offensiv blassen Heidenheimer: Kleindienst trat in aussichtsreicher Position über den Ball (82.), Thomalla scheiterte an Pollersbeck (90.) und schlenzte Augenblicke später rechts vorbei (90.+1), auch Schimmer verzog (90.+4).
Kerschbaumer macht das Comeback komplett
Die letzten Sekunden der Partie liefen bereits, als Schnatterer noch einmal einen Ball auf dem linken Flügel erlief und diagonal in den Strafraum knallte. Dort legte Schimmer quer zum ebenfalls eingewechselten Kerschbaumer - und der Joker traf durch die Beine von Jung in die linke untere Ecke zum Siegtreffer (90.+5).
Durch das Tor zog Heidenheim am HSV vorbei und steht nun mit einem Punkt Vorsprung auf Platz drei. Am letzten Spieltag hat der FCH in Bielefeld alles in der eigenen Hand. Der HSV empfängt den SV Sandhausen und ist auf Schützenhilfe vom Zweitliga-Meister angewiesen, um noch in die Relegation einzuziehen.