Tayfun Korkut veränderte seine Anfangself wie vermutet auf einer Stelle: Der schon beim 1:2 in Hamburg nach seiner Einwechslung überzeugende Joao Pereira startete auf der Rechtsverteidigerposition anstelle von Hiroki Sakai (Bank). Trotz drei Rückrundenspielen ohne Sieg hatte der 96-Coach vorab nochmals lobende Worte gefunden: "Spielerisch gibt es nicht viel zu kritisieren. Die Mannschaft weiß, was auf sie zukommt, und wird damit fertig werden."
SC-Trainer André Breitenreiter rotierte gegenüber der Nullnummer bei Mitaufsteiger Köln dagegen dreimal: Hartherz, Vrancic und Ziegler begannen für Brückner (Erkältung), Rupp und Stoppelkamp (beide auf der Bank). Nach nur einem Punkt in drei Spielen in 2015 musste der SCP spielerisch wieder mehr in die Offensive investieren, seit vier Spielen war kein Tor mehr gelungen. Deswegen erinnerten sich die Akteure ans 2:0 im Hinspiel, als Stoppelkamp noch aus 82,3 Metern getroffen hatte .
Viel Ballbesitz, wenig Offensivpower
Hannovers Neuzugang Joao Pereira (hier gegen Alban Meha) arbeitete viel, nicht alles gelang. Getty Images
Von so etwas Großem oder gar von kleinen Offensivaktionen konnte zu Spielbeginn aber nur gehofft werden, denn es entwickelte sich lange ein zähes Spiel. Hannover war mit teils 70 Prozent Ballbesitz zwar das tonangebende Team, war allerdings eher auf Sicherheit bedacht. Es dauerte bis in die 10. Minute, ehe Stindl nach starkem Doppelpass von Joselu und Kiyotake sehenswert einen Chip perfekt in den Lauf von Briand setzte. Der Angreifer aber wurde gerade noch vor dem Abschluss gestoppt. Ansonsten aber blieben die Niedersachsen trotz aller Dominanz harmlos, wussten zum Beispiel Joselu kaum mit einzubinden.
Der SCP dagegen wartete geduldig auf Gegenschläge, traute sich ab und an auch vor allem durch Kachunga ins Offensivpressing. Außerdem wurde auf Standards gehofft. Einen davon feuerte Meha aus rund 30 Metern tückisch Richtung Tor - der erste Torschuss der Gäste, den Torwart Zieler aber locker vor der Torlinie festmachte (21.).
Joao Pereira präsentiert sein Fähigkeiten
Auf der anderen Seite entfachten die Hausherren zwischen Minute 26 und 28 ein kurzes Offensiv-Powerplay: Neuzugang Joao Pereira flankte zunächst stark in Richtung Kiyotake, der beinahe mit dem Kopf herankam (26.). Wenig später durfte der Portugiese wieder flanken, fand nun Stindl, dessen Volleyabnahme im Rücken von Joselu landete (28.). Da der Stürmer im Abseits stand, zählte die Folgeaktion nicht mehr, in der Keeper Kruse den Nachschuss von Stindl stark an den Pfosten lenkte. Apropos Joao Pereira: Der Außenverteidiger zeigte auch sein Temperament, verpasste Kachunga einmal einen Stoß, bekam deswegen eine ernste Ermahnung vom Referee (16.). Paderborns Rafa Lopez klärte in höchster Bedrängnis stark mit einem Flugkopfball (39.) und Meha forderte noch einmal Zieler mit einem Distanzschuss heraus (42.), dann war Pause.
Der 21. Spieltag
Viele Standards verpuffen
96-Coach Korkut reagierte direkt zu Wiederbeginn, brachte mit Sobiech für Innenverteidiger Schulz einen zweiten echten Stürmer (46.). Doch es waren die Gäste, die zunächst Druck entfachten. Koc dribbelte sich selbstbewusst an mehreren Gegenspielern vorbei, bediente Heinloth. Doch der verzog aus bester Schussposition vollkommen (51.). Erstaunlich, wie viele Freistöße Hannover übrigens teils kläglich ausführte. Das erzürnte auch das Publikum, das ab und an heftig pfiff.
Retter Albornoz, Wiedergutmacher Marcelo und Joker Lakic
Doch ein Standard sollte dann sitzen: Stindl brachte eine Freistoßflanke aus dem rechten Halbfeld zu Joselu, der zum komplett freien Marcelo weiterleitete. Der Abwehrmann musste aus rund zwei Metern nur noch den Fuß hinhalten (66.). Damit ließ der Innenverteidiger seine Unglücksvorstellung letzte Woche beim 1:2 in Hamburg vergessen. Dass es überhaupt zur Führung kam, lag an Außenverteidiger Albornoz: Koc war nach einem Steilpass plötzlich frei durch und eilte auf Torwart Zieler zu, ließ diesen auch noch stehen. Es folgte der Schuss aufs leere Tor, doch auf der Linie rutschte Albornoz heran und wischte den Ball überragend noch weg (65.).
Sein Treffer wurde gefeiert - aber nicht allzu lang: Innenverteidiger Marcelo. Getty Images
Plötzlich nahm das Spiel an Tempo auf. SCP-Coach Breitenreiter brachte, um für mehr Dampf nach vorne zu sorgen, Stürmer Lakic - und der Joker stach sofort nach einer Flanke von Hartherz. Gegen die Laufrichtung von Zieler wurde der Kopfball gesetzt. Doch damit nicht genug, Paderborn drehte das Spiel komplett: Meha legte sich den Ball rund 25 Meter vom Tor entfernt zurecht, feuert das Leder mit wilder Flugkurve unter die Latte. Zieler sah dabei trotzdem nicht gut aus, kam mit der ausgestreckten Hand an den eher mittigen Abschluss nicht heran (79.). Hannover rannte nun noch einmal wild an, konnte allerdings keinen Hochkaräter auf den Ausgleich mehr generieren. Es blieb beim 1:2 nach 1:0-Führung. Während 96 mit vier sieglosen Partien in der Rückrunde stagniert (ein Remis beim 1:1 gegen Mainz), feierten die Ostwestfalen einen extrem wichtigen Dreier. Übrigens den ersten nach zuvor zehn sieglosen Partien.
Hannover reist am kommenden Samstag zum Abendspiel (18.30 Uhr) nach Köln. Auf Paderborn wartet dagegen einen Mammutaufgabe: Der SCP empfängt drei Stunden vorher (15.30 Uhr) den amtierenden Meister und souveränen Tabellenführer aus München.