Champions League

Eine Frage der Klasse

Hamburg: Vor dem Duell gegen Osasuna

Eine Frage der Klasse

Reif für die Champions League? Neuzugang Vincent Kompany.

Reif für die Champions League? Neuzugang Vincent Kompany. imago

Seine Spieler schnell zu erreichen, ist kennzeichnend für die Arbeit von Thomas Doll. Bei Boubacar Sanogo gelang es Hamburgs Trainer noch zügiger als sonst, die eigenen Vorstellungen auf den Spieler zu übertragen. "Wir müssen den nächsten Schritt machen", wiederholt Doll seit dem Trainingsauftakt beinahe gebetsmühlenartig. Sanogo, die neue Sturmhoffnung von der Elfenbeinküste, schien vorige Woche nach nur einer Trainingseinheit und einem Gespräch mit dem Coach infiziert. "The next step", verriet er in Englisch, sei sein Ziel. Schon kommenden Mittwoch und zwei Wochen darauf im Rückspiel gegen CA Osasuna entscheidet sich maßgeblich, wie schnell Sanogo und der HSV diesen Schritt vollziehen.

Reif für die Champions League? Neuzugang Paolo Guerrero.

Reif für die Champions League? Neuzugang Paolo Guerrero. imago

Champions League oder abermals UEFA-Cup im Jahr eins nach beachtlichen nationalen Erfolgen und dem danach erfolgten Umbruch? Der HSV steht in doppelter Hinsicht vor einer Frage der Klasse. Die Qualität für die Königsklasse, versichern Spieler und Verantwortliche, sei auch ohne einen Sergej Barbarez (34) und einen Daniel van Buyten (28) da. Aber auch die Reife, um dies künftig auf höchster Ebene des internationalen Vereinsfußballs nachzuweisen?

"Diese Mannschaft hat Zukunft", sagt Kapitän Rafael van der Vaart, der jüngst davon sprach, in Hamburg etwas erreichen zu wollen, das den Leuten in der Hansestadt noch in 20 Jahren in Erinnerung ist. Ein Bestehen in der Qualifikation gegen die Spanier, glaubt auch der 23-jährige Holländer, würde die Mannschaft diesem Ziel ein gehöriges Stück näher bringen. "Für unsere Entwicklung wäre es wichtig, diese Erfahrungen in der Champions League zu sammeln. Uns mit den Besten der Welt zu messen, würde jeden Einzelnen, aber auch uns als Mannschaft noch stärker machen."

Reif für die Champions League? Neuzugang Boubacar Sanogo.

Reif für die Champions League? Neuzugang Boubacar Sanogo. imago

Sportchef Dietmar Beiersdorfer hat gemeinsam mit Doll ein Team zusammengestellt, das er in der Lage sieht, die Frage nach der Zukunft klar zu beantworten: Königs- statt Mittelklasse soll die Formel nach jahrelangem Aufenthalt im Niemandsland mit nur vereinzelten Ausreißern nach oben lauten. Seine Richtlinien während des Umbruchs waren klar: "Unsere Grundausrichtung und Philosophie ist es, junge Spieler, die jedoch schon über internationale Erfahrung verfügen, langfristig an den Verein zu binden und weiterzuentwickeln." Nach Rafael van der Vaart (wechselte im Alter von 22), Nigel de Jong (21) oder Thimothee Atouba (beim Wechsel 23) im vorigen Sommer kamen nun Vincent Kompany (20), Paolo Guerrero (22) und Boubacar Sanogo (23). Bis auf Letztgenannten vereint alle, dass sie bereits internationale Erfahrung vorweisen können. "Erfahrung", sagt van der Vaart, "ist keine Frage des Alters, sondern davon abhängig, wie viele Spiele man schon gemacht hat." Auch Beiersdorfer weigert sich, trotz einer voraussichtlichen Stammelf, deren Durchschnittsalter knapp unter 24 Jahren liegt, davon zu sprechen, "dass unsere Truppe unerfahren ist".

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Die Königsklasse aber sieht auch der Sportchef neben dem wirtschaftlichen Aspekt und den zehn Millionen Euro Mehreinnahmen als elementar für den angestrebten nächsten Schritt. "Ich sehe bei uns viel Potenzial, unsere Mannschaft wird auf Sicht noch leistungsfähiger sein. Die Champions-League-Teilnahme würde diesem Entwicklungsprozess sicherlich zu Gute kommen. Sie würde diesen Prozess beschleunigen und intensivieren." Und ihm die Möglichkeit geben, personell dabei nachzuhelfen. Denn so reif, ohne die garantierten Millionen einen bereits etablierten Top-Stürmer zu holen, war der HSV in diesem Sommer noch nicht. Mit dem Geld aus der Champions League, lässt Beiersdorfer durchblicken, sei ein Nachschlag denkbar. Den aber muss in den nun anstehenden zwei Spielen das vorhandene Personal ermöglichen. Damit auch der Verein den nächsten Schritt in jene Sphären machen kann, die Klubboss Bernd Hoffmannn ("Wir wollen in Europas Top Ten.") anpeilt.

Angreifer Sanogo wird dieser Tage deshalb so etwas wie das Sinnbild für den HSV: Der Ex-Lauterer ist auf dem Weg nach oben, dort aber eben noch nicht angekommen. "Er ist vor wenigen Wochen zum zweiten Mal Vater geworden, weiß daher trotz seiner erst 23 Jahre, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen und ist insgesamt ein Mann mit großem Entwicklungspotenzial", glaubt Doll und Verteidiger Khalid Boulahrouz prophezeit: "Wenn einer bei einem Absteiger schon zehn Tore in 24 Spielen erzielt, sollten seine Stärken bei uns noch besser zur Geltung kommen. Er passt in unser Team, die Qualität ist da."

Sebastian Wolff