Bundesliga

Für ein weiteres Fürther Wunder hätte alles passen müssen

Kommentar zum Abstieg der SpVgg Greuther Fürth

Für ein weiteres Fürther Wunder hätte alles passen müssen

Das Abenteuer Bundesliga ist beendet: Fürther Spieler nach dem 1:4 gegen Leverkusen.

Das Abenteuer Bundesliga ist beendet: Fürther Spieler nach dem 1:4 gegen Leverkusen. IMAGO/Zink

Der sensationelle Aufstieg vor einem Jahr gehörte zu den schönen Storys, die der Profifußball schreibt. Gegen jede Gesetzmäßigkeit und Wirtschaftslogik qualifizierte sich der kleine Standort Fürth zum zweiten Mal nach 2012 für die Elite der 18 besten deutschen Fußballklubs. In die Freude mischte sich schnell der Realitätssinn, denn vielen war klar, dass es so erfolgreich kaum weitergehen hätte können und eine natürliche Grenze für diesen Klub erreicht sei. Der Klassenerhalt wäre ein noch größeres Wunder als der Aufstieg gewesen. Dass dieses nun entsprechend ausgeblieben ist, ist keine Schande, hat aber Ursachen. Alles hätte klappen und passen müssen, damit Fürth eine Chance hat. Doch es sollte nicht sein.

Bundesliga, 31. Spieltag

Schwerwiegende Abgänge

Seinen Anfang nahm dieser Abstieg schon vor Saisonbeginn mit den bitteren Abgängen von David Raum, Anton Stach, Paul Jaeckel und Sebastian Ernst. Stammspieler und Leistungsträger, von denen Raum (in Hoffenheim) und Stach (in Mainz) zu Nationalspielern aufgestiegen sind. Ein Indiz der guten Ausbildung am Ronhof. Kaufen konnte kann sich das Kleeblatt mit Blick auf die Liga davon nichts, zumal von den vier Abgängen nur Stach Ablöse einbrachte.

Ohne dieses Quartett startete Fürth mit einem schwächeren Kader in die Saison als beim Aufstieg, ein Fehlstart war vorprogrammiert. Wegen des geringen Etats, der mit gut 17 Millionen Euro unter dem Jahresgehalt manches Bayern-Stars liegt, musste Sportdirektor Rachid Azzouzi bis zum Ende der Transferperiode warten, um noch Neuzugänge präsentieren zu können. Diese schlugen jedoch nicht alle ein (Jetro Willems, Cedric Itten), auch Adrian Fein ist längst wieder weg. Fehlgriffe, die jedem Klub passieren, andernorts fallen sie aber nicht so sehr ins Gewicht. Dazu gesellten sich Verletzungspech (Gideon Jung, Jessic Ngankam), ein Corona-Ausbruch im Herbst und eine sportliche Negativspirale mit teils heftigen Niederlagen.

Kein zweites Tasmania

Nach 14 Spieltagen mit nur einem Punkt drohte das Kleeblatt zur Lachnummer der Fußballnation zu werden, ein neues Tasmania Berlin. Es ist die vielleicht größte Leistung des Klubs in diesem schwierigen Jahr, dass es anders kam. Trotz dieser Horrorbilanz einigermaßen die Kurve bekommen zu haben, spricht für den Charakter der Mannschaft und den gesamten Verein. Trainer Stefan Leitl durfte in Ruhe weiterarbeiten, ab Spieltag 15 punktete sein Team einigermaßen regelmäßig, zeigte sich immer häufiger konkurrenzfähig. Doch die Hypothek des Saisonstarts wog zu schwer. Die Qualität es Kaders reichte insgesamt nicht.

Es gab Absteiger, die anschließend auch in der 2. Liga abgestürzt sind. Dem Kleeblatt sollte dies dank seiner Stabilität nicht drohen, es geht finanziell gesund nach unten. Allerdings ist zunächst die Zukunft von Trainer Stefan Leitl zu klären, dem Architekten des Aufstiegs. Es würde nicht verwundern, würde er einen Schlussstrich unter dreieinhalb Jahre Fürth ziehen, doch der Klub würde den Trainer gerne halten, wie Azzouzi klarmachte.

Fürth steht auf einem soliden Fundament und hat sich auch vom einstigen Macher Helmut Hack längst emanzipiert. Für die Rolle als solider Zweitligist sollte dies in jedem Fall reichen, einen erneuten Aufstieg fordert niemand ernsthaft. Gegen ein weiteres Wunder in ein paar Jahren hätte beim Kleeblatt allerdings auch niemand etwas einzuwenden. Ab sofort arbeiten die Verantwortlichen daran. So viel Ehrgeiz haben Azzouzi und Co., allen Gesetzmäßigkeiten zum Trotz: Sie wollen eine neue, schöne Geschichte schreiben.

Frank Linkesch

Die höchsten Halbzeitführungen der aktuellen Bundesligisten