Bundesliga

Fünf Bereiche, in denen Matarazzo den VfB vorangebracht hat

Die Bilanz nach einem Jahr im Amt

Fünf Bereiche, in denen Matarazzo den VfB vorangebracht hat

Ein Jahr VfB-Trainer - das schafften zuletzt nicht viele: Pellegrino Matarazzo.

Ein Jahr VfB-Trainer - das schafften zuletzt nicht viele: Pellegrino Matarazzo. imago images

Mitten in der Winterpause ist Pellegrino Matarazzo etwas Unerhörtes gelungen: Er ist doch tatsächlich seit 365 Tagen Trainer des VfB Stuttgart. Wie hat er - bei seiner ersten Profistation als Cheftrainer - geschafft, was in den letzten zehn Jahren nur Bruno Labbadia (2010 bis 2013) und Hannes Wolf (2016 bis 2018) im "Ländle" geglückt war? Dafür gibt es mindestens fünf Gründe.

Klare Spielidee: "Mutigen, offensiven Fußball" hatte Matarazzo bei seiner Vorstellung vor einem Jahr versprochen. Wie ernst er das meinte, weiß inzwischen nicht nur der BVB. War der VfB in der 2. Liga zum Teil noch zum Aufstieg gestolpert, bewahrheitet sich nun, was Sportdirektor Sven Mislintat vor der neuen Saison prophezeit und was ihm kaum jemand geglaubt hatte: dass die Bundesliga der jungen VfB-Mannschaft entgegenkommen werde. Tatsächlich gelingt das schnelle, aggressive Umschalten, das vertikale Spiel nun viel konsequenter. Das Feedback aus der Liga ist eindeutig: Dieses VfB-Team steht wieder für etwas.

Der VfB stellt die mit Abstand jüngste Mannschaft der Bundesliga

Mutige Entscheidungen: Indem er Holger Badstuber zur zweiten Mannschaft versetzte und Gonzalo Castro zum neuen Kapitän ernannte, schärfte Matarazzo sein Profil nach innen und außen. Dass Badstuber und Ex-Kapitän Marc Oliver Kempf die unerschrockenen Entscheidungen professionell tragen, spricht für sich. Den Stuttgarter Weg, endlich wieder jung und wild zu sein, geht Matarazzo dabei voller Überzeugung mit: Mit durchschnittlich 24,4 Jahren ist der VfB das mit Abstand jüngste Team der Bundesliga.

Mannschaftsführung: Matarazzo kommt zugute, dass er nach seiner Profikarriere nicht nur jahrelang Jugendtrainer war; er arbeitete auch als Reha- und Athletikcoach, absolvierte eine Life-Kinetik-Ausbildung und war im NLZ des 1. FC Nürnberg im sportpsychologischen Bereich tätig. Er versuche, Dinge "ganzheitlich" zu betrachten, sagt er auf der VfB-Website. Und dass er Deutsch, Englisch, Italienisch "und ein bisschen Spanisch" spricht, hilft ihm auch.

"Rino ist in der Zusammenarbeit, vom Fachwissen und der Sozialkompetenz her ein Glücksfall"

Ruhe im sportlichen Bereich: Obwohl man beim VfB auch aktuell wieder zu Unstimmigkeiten neigt, ist weder aus der Mannschaft noch der Klubführung jemals Kritik an Matarazzo laut geworden. Und als im Mai erstmals - und bisher letztmals - öffentliche Zweifel aufgekommen waren, verlängerten Matarazzos Vorgesetzten seinen Vertrag kurzerhand bis 2022. "Rino ist in der Zusammenarbeit, vom Fachwissen und der Sozialkompetenz her ein Glücksfall", sagt Mislintat zum Einjährigen. "In der Art und Weise, wie er mit seinem Team arbeitet und wie die Mannschaft spielt, erst recht." Dass er selbst öffentlich als ruhiger, etwas langweiliger Analytiker dargestellt wird, stört den studierten Mathematiker nicht: Es sei ja nur ein Image.

Widerstandsfähigkeit: Mit einem 0:3-Rückstand gegen den SC Freiburg war der VfB im September in die Bundesliga-Saison gestartet. Dass daraus noch ein 2:3 wurde, war wertlos und doch ein Fingerzeig: Nur Frankfurt (8), Wolfsburg (10) und Bayern (15) holten in dieser Saison mehr Punkte nach Rückständen als Stuttgart (7). Matarazzo hat dem VfB eine Resilienz verpasst, die man von ihm lange nicht mehr kannte. "Wir sind auf einem richtig guten Weg", sagt er selbst nach Platz sieben nur drei Niederlagen an den ersten 13 Spieltagen. "Mit jedem Rückschlag und jedem Erfolg lernen und wachsen wir."

jpe

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